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Sprechproben aus Sprachschätzen  
  Das Phonogrammarchiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften - seines Zeichens ältestes Schallarchiv der Welt - bearbeitet seine historischen Bestände von 1899 bis 1950 und publiziert diese in einer Gesamtausgabe.  
In einer vom Wissenschaftsfonds (FWF) geförderten fünften Serie wurden nun die Tondokumente der "Sammlungen Trebitsch" bearbeitet und für die Veröffentlichung zusammengestellt.
Die Sammlung "Trebitsch"
Der Wiener Arzt und Ethnologe Rudolf Trebitsch (1876-1918) interessierte sich für die Sprache und Sprachmelodien europäischer Minoritäten. Besonders traditionelle Geschichten, Lieder, Gedichte und Legenden hatten es dem Wissenschaftler angetan.

Als einer der Pioniere der Phonographie dokumentierte der Wissenschaftler circa 260 Sprachproben und Musikbeispiele aus dem grönländischen, keltischen und baskischen Sprachraum mit Hilfe des so genannten Archiv-Phonographen, einem in Wien 1901 entwickelte n Aufnahmeverfahren, bei dem mit Tiefenschrift auf eine Wachsplatte aufgezeichnet wurde.

Heute gehören die als "Trebitsch-Sammlung" bekannten Zeitzeugnisse allesamt im Wiener Phonogrammarchiv erfasst zu den wertvollsten Tondokumente der Welt.
Wissenschaftliche Aufarbeitung
Die Musikwissenschaftlerin Gerda Lechleitner vom Phonogrammarchiv hat sich - gemeinsam mit weiteren Musik- und Sprachwissenschaftlern - nun an die Aufarbeitung der historischen Phonogramme von Rudolf Trebitsch gemacht.

Als fünfte Serie der 1999 initiierten Erfassung und Dokumentierung der historischen Bestände des ältesten Schallarchivs der Welt umfasst diese gleich drei Bände.

"Dazu haben wir eine exakte Quellenedition der Tondokumente erstellt: Sowohl in akustischer Hinsicht auf CD, als auch in Form eines schriftlichen Kommentars", erläutert Lechleitner das vom Wissenschaftsfonds (FWF) unterstützte Projekt.
Kaum Vergleichbares vorhanden
Einer der Höhepunkte des Projekts: Die Forscher haben die frühen musikalischen und linguistischen Dokumente von Trebitsch kritisch aufbereitet. "Von diesen Zeugnissen hat es bisher keine beziehungsweise nur wenige Vergleichsmaterialien gegeben", so die Wissenschaftlerin.
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Rudolf Trebitschs Expeditionen
Erstes Ziel der Expeditionen von Rudolf Trebitsch war Grönland, wo er im Jahr 1906 25 Aufnahmen von Gedichten, Legenden oder Berichten sowie 70 Aufnahmen von verschiedenen weltlichen und geistlichen Liedern sowie sechs instrumentale Tanzmelodien machte. Unter anderem entstand auch die älteste Aufzeichnung des populären Weihnachtsliedes "Guuterput". Anschließend interessierte sich Trebitsch für die keltischen Sprachen, die er zwischen 1907 und 1909 in Irland, Wales, der Bretagne, auf der Isle of Man und in Schottland aufzeichnete. Für Sprach- und Musikwissenschaftler wie für Historiker sind dies unglaublich wertvolle akustische Zeitzeugnisse.
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"Dokumente von universaler Bedeutung"
Ziel der gesamten Bestandsaufnahme des Archivs ist es, die historischen Tondokumente etwa 3200 Phonogramme und rund 800 Grammophonplatten aus den Jahren 1899 bis 1950 auf einer CD herauszubringen, die für jedermann zugänglich ist. Auf Grund des wissenschaftlichen und zeithistorischen Wertes der Tonaufnahmen wurden die Bestände des Phonogrammarchivs von der UNESCO mit dem Kommentar "Dokumente von universaler Bedeutung" sogar in das Weltregister des "Memory of the World"-Programms auf genommen.

Eva-Maria Gruber, Universum Magazin
->   Phonogrammarchiv der ÖAW
->   Wissenschaftsfonds (FWF)
->   Universum Magazin
 
 
 
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01.01.2010