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Nasenspray gegen schwere Migräne  
  Jeder zehnte Österreicher leidet unter Migräne. Bisherige Behandlungsformen wiesen den Mangel auf, dass sie nur relativ langsam für Schmerzlinderung sorgten. Ein neues Medikament verspricht nun rasche Abhilfe: Mittels eines Nasensprays wird die Wirksubstanz "Zolmitriptan" schnell aufgenommen - eine Studie bescheinigt dieser neuen Behandlungs-Strategie hohe Wirksamkeit.  
Wirkung schon nach 15 Minuten

Der Nasenspray
Im Rahmen des vom 26. bis 29. Oktober in Wien veranstalteten europäischen Neurologen-Kongresses wurde ein neues Migräne-Medikament präsentiert, das besonders schnell wirkt. Dessen Wirksubstanz "Zolmitriptan" wird durch einen Nasenspray zugeführt.

"Klinische Untersuchungen sprechen dafür, dass diese Art der Anwendung den Patienten einen signifikanten Vorteil in der Behandlung ihrer Migräne bietet. Das Medikament wird über die Nasenschleimhaut absorbiert und kann dann auch schnell im Blut entdeckt werden.

Das bedeutet, dass die Patienten die Linderung ihrer Symptome schon ab 15 Minuten nach der Einnahme verspüren. Was sich in den klinischen Studien ergeben hat, scheint auch für die tägliche Praxis zu gelten", erklärte Carl Dahlöf von der Migräne-Klinik in Göteborg in Schweden.
Jeder zehnte Mensch von der Krankheit betroffen
Zehn bis 15 Prozent der Menschen leiden weltweit an wiederkehrenden Migräne-Attacken. In vielen Fällen hilft die Einnahme gebräuchlicher Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure oder anderer Antirheumatika. Doch vor allem Patienten mit schweren und häufig wiederkehrenden Anfällen kommen damit nicht aus.

Die Symptome der Migräne: Zumeist halbseitig auftretende, pochende Schmerzen, die sich mit mehr körperlicher Belastung verstärken. Hinzu kommen oft Übelkeit, Erbrechen sowie Licht- und Lärmempfindlichkeit. Manche Patienten spüren schon vor dem Auftreten der Symptome das Heraufdämmern eines Anfalls.
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Bild: APA
Volkskrankheit Migräne: Die Österreich-Statistik
Christian Lampl, Leiter der Schmerzklinik am AKH Linz, hat die erste repräsentative Umfrage in Österreich zu der Verbreitung von Kopfschmerz und Migräne durchgeführt. "In Österreich sind 10,2 Prozent der Menschen von Migräne betroffen. Wir haben insgesamt 800.000 Migräniker. 486.000 davon gehören zur arbeitenden Bevölkerung. 28 Prozent der Migräne-Kranken sind Männer, 72 Prozent Frauen", so Studienleiter Lampl. 44,9 Prozent der Patienten erleiden ein Mal im Monat eine solche Attacke. Weitere 20 Prozent haben wöchentlich einen Anfall. Bei 34,3 Prozent dauert eine solche Attacke drei Stunden, bei 38,8 Prozent dauern die Symptome einen ganzen Tag.
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Neue Behandlungs-Strategie
Seit Ende der achtziger Jahre standen erstmals wirksamere Medikamente zur Verfügung: Spezifisch auf bestimmte Serotonin-Rezeptoren (5HT) wirkende Substanzen. Sie führen vor allem zu einer Verengung der Blutgefäße, die ins Gehirn führen, und dämpfen damit eine im Migräne-Anfall erfolgende zu starke Erweiterung dieser Arterien. Das hemmt auch die entzündlichen Prozesse, die bei der Migräne eine Rolle spielen.
Nasenspray statt Injektionen
Doch die Wirkung dieser Arzneimittel sollte möglichst schnell einsetzen. Das ist aber bei der Einnahme von Tabletten kaum zu bewerkstelligen. Deshalb wurde zunächst auch auf Selbst-Injektionsverfahren gesetzt. Ein Nasenspray ist natürlich eine weniger belastende Methode.
Neues Präparat verspricht rasche Linderung
Der britische Pharmakonzern AstraZeneca hat mit dem Zolmitriptan-Nasenspray ein derartiges Präparat entwickelt. Der Wirkstoff gehört zu den so genannten Triptanen. Wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass bereits zehn Minuten nach der Anwendung 38 Prozent der maximal erreichbaren Blutkonzentration des Wirkstoffes erreicht werden.

Bei der Behandlung akuter Migräne-Attacken kommt es immer auf schnelles Reagieren an, weil Abwarten bzw. ein zu langsam einsetzender Effekt der verwendeten Medikamente die Betroffenen nur umso mehr in einen Anfall abgleiten lässt.
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Wirkung durch Studie belegt
In der so genannten ZINC I-Studie mit 1.372 Patienten als Teilnehmer wurde der Effekt des Sprays mit jenem der Tabletten verglichen. Dabei stellte sich heraus, dass der Spray bereits ab 15 Minuten nach der Anwendung zu wirken begann. Bei 70 Prozent der Behandelten wurde nach zwei Stunden eine gute Wirkung erzielt. Eine Dosis von fünf Milligramm Zolmitriptan war signifikant besser wirksam als 2,5 Milligramm des Wirkstoffs in Tablettenform. Der Spray - er ist bereits in Schweden auf dem Markt - soll in den kommenden Monaten in den verschiedenen Ländern der EU erhältlich werden.
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01.01.2010