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COPD: Schleichende Lungenerkrankung durch Rauchen  
  Raucher fürchten sich vor allem vor dem Lungenkrebs. Doch viel häufiger ist eine andere Lungenerkrankung, COPD genannt - ein Sammelbegriff für die Chronisch-Obstruktive Bronchitis und das Lungenemphysem. Alleine in Österreich leiden daran Schätzungen zufolge bis zu 800.000 Menschen. Forscher des AKH Wien haben nun eine Inhalationstherapie entwickelt, bei der ein körpereigenes Hormon zum Einsatz kommt.  
Das Leiden beginnt schleichend. Mit Husten, Auswurf, häufigen Infektionskrankheiten und immer stärker werdender Atemnot - vor allem bei körperlicher Belastung. Die Beschwerden werden oft viel zu lange verharmlost und auch von Medizinern häufig mit Asthma verwechselt.

Viele Betroffenen gehen erst zum Arzt, wenn sie kaum noch eine Stiege überwinden können. Dann zeigt der Lungenfunktionstest deutlich reduzierte Werte - ein bleibender Schaden ist entstanden.
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Weltweit rund 600 Millionen COPD-Erkrankungen
Weltweit leiden rund 600 Millionen Menschen an COPD, darunter geschätzte vier- bis 800.000 Österreicher. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO wird COPD im Jahr 2020 nach Herzinfarkt und Schlaganfall bereits die dritthäufigste Todesursache sein. Die WHO veranstaltet daher am 20. November einen weltweiten Aufklärungs-Tag über diese schleichende Lungenerkrankung und ihre Behandlung.
->   Weitere Informationen in www.medicine-worldwide.de
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Hauptrisiko Rauchen: Zerstörung des Lungengewebes
Hauptrisikofaktor für COPD ist das Rauchen: Die Schadstoffe im Tabakrauch verengen die Bronchien, führen zu verstärkter Schleimbildung und zerstören das Lungengewebe. Die Folge ist eine Überblähung der Lunge, das Lungenemphysem.

Bei rund fünfzehn Prozent der Patient kommt noch ein Lungenhochdruck dazu. Die chronisch-obstruktive Bronchitis ist nicht heilbar und führt langfristig zu einer Herz-Schwäche. Etwa jeder vierte starke Raucher entwickelt Jahrzehnte später eine solche schwere Lungenerkrankung.

Es gibt allerdings unter den Betroffenen auch zehn Prozent Nichtraucher, ein Hinweis, dass es zudem eine vererbte Schwäche der Immunabwehr in der Lunge gibt.
Grundpfeiler der Therapie: Inhalation
Grundpfeiler der medikamentösen Therapie sind Inhalationen mit Substanzen, die bronchienerweiternd und entzündungshemmend wirken. Es gibt heute neue Medikamente, die nur noch einmal am Tag inhaliert werden müssen und kaum Nebenwirkungen haben.

An erster Stelle sollte allerdings das Aufhören des Rauchens stehen, um die Lunge nicht noch weiter zu schädigen. Als allerletzte Rettung schwerer Fälle gibt es dann nur noch eine Lungentransplantation.
AKH Wien: Körpereigenes Hormon schützt die Lunge
Forscher an der Lungenabteilung im Wiener AKH haben jetzt entdeckt, dass ein körpereigenes Hormon bei COPD eine wichtige Rolle spielt. Das VIP-Hormon, abgekürzt für "Vasoaktives Intestinales Peptid" bremst das Wachstum von Entzündungszellen und stärkt die Infektionsabwehr der Lunge
Erste Tests erfolgreich
Nach den ersten Tests einer Inhalationstherapie an Patienten sind die Ärzte optimistisch, wie Lutz-Henning Block von der Pulmologie im AKH Wien betont: "Unsere bisherigen Erfahrungen mit schwerkranken Patienten sind, dass der Hustenreiz gelindert wird, die Sputum-Produktion (Auswurf, Anm.) geringer ist und auch die Infektanfälligkeit deutlich geringer geworden ist."

Ob sich die eingetretene Schädigung umkehren lassen, bleibe abzuwarten, so der Mediziner weiter. "Wir sind aber guter Hoffnung, dass wir auf jeden Fall den Gesundheitszustand unserer Patienten wesentlich besser stabilisieren können als es mit den bisherigen Medikamenten der Fall war."

Die Ärzte wollen die Wirkung der Inhalationstherapie mit dem VIP-Hormon noch verbessern. In drei bis fünf Jahren soll die Substanz auf den Markt kommen.
->   AKH Wien
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Kontrolliertes Training gegen Atemnot
Neben neuen Medikamente und der Raucher-Entwöhnung kann ein kontrolliertes körperliches Training ein weiteres Fortschreiten des Lungenleidens verhindern und die Beschwerden lindern. Ist die Atemnot bereits sehr schwer, sollte der Patient in speziellen Fitnessstudios für Lungenkranke unter Sauerstoff-Zufuhr trainieren, rät etwa der Lungenarzt Hartmut Zwick vom Krankenhaus Lainz.
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Früherkennung ist wichtig
Vor allem Raucher sollten schon in jungen Jahren ihre Lungenfunktion testen und regelmäßig kontrollieren lassen, um die schleichende Krankheit rechtzeitig zu entdecken.

Schon bei den ersten Symptomen Husten und Auswurf könnte es sich um COPD handeln. Wichtig wäre dann das Aufgeben des Rauchens. Nur dadurch wird mit Sicherheit das Fortschreiten der Krankheit aufgehalten.

Sylvia Unterdorfer, Modern Times
->   COPD-Liga Austria
->   www.copd-aktuell.de: Informationsdienst rund um das Thema COPD
->   Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease
 
 
 
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01.01.2010