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Osteoporose: Hormon lässt Knochen wachsen  
  Ein Medikament auf Basis eines Hormons gibt erstmals die Möglichkeit, durch Osteoporose massiv geschädigte Knochen wieder aufzubauen. In Österreich wurden bereits klinische Studien durchgeführt.  
Eigentlich ist das Nebenschilddrüsen-Hormon Parathyroid (PTH) im Knochenstoffwechsel für den Knochenabbau zuständig. Gibt man dem Körper aber täglich einen niedrigen Impuls mit dem Parathormon, dann wird der Knochenanbau stimuliert.

PTH gilt daher als neue Möglichkeit zur Behandlung von Osteoporose. In den USA soll dieses Medikament demnächst zugelassen werden. In Österreich wurden ebenfalls klinische Studien durchgeführt.
Experte: Gesunder Knochen entsteht
Klaus Klaushofer, Leiter des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Osteologie und Ärztlicher Direktor des Hanuschkrankenhauses: "Jetzt haben wir erstmals ein Hormon mit einer vielfältigen und komplexen Wirkung auf den Knochenstoffwechsel. Es ist tatsächlich in der Lage die Knochenneubildung zu stimulieren, so dass gesunder, nicht bruchanfälliger Knochen entsteht."
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Osteoporose: Vor allem Frauen sind betroffen
Osteoporose gilt als eine der so genannten Volkskrankheiten der westlichen Welt. Betroffen sind vor allem Frauen: Allein in Österreich haben etwa 450.000 Frauen Osteoporose. Jede dritte Frau über 50 erleidet einen Knochenbruch, verursacht durch die Knochenkrankheit. Nur jeder 5. Patient ist männlich.

Die Ursachen des Knochenschwundes sind Erbfaktoren, Östrogenmangel durch die Menopause, Essstörungen, Kalzium- und Vitamin D-Mangel, Alkohol, Nikotin und Bewegungsmangel. Medikamente wie Kortison und Anti-Epileptika können ebenso zu Osteoporose führen.
->   Mehr zu Osteoporose in science.ORF.at
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Bei rechtzeitiger Diagnose gut behandelbar
Osteoporose ist derzeit zwar nicht heilbar, aber gut behandelbar. Wird die Krankheit rechtzeitig diagnostiziert und therapiert, sind nicht nur Brüche sondern auch der vorzeitige Knochenabbau vermeidbar.

Nachweisbar ist dieser qualitative Knochenanbau im Rasterelektronenmikroskop. Diese Methode bietet den Vorteil einer direkten Abbildung der Knochenstruktur.
Täglich eine Injektion mit Parathormon
Nach der PTH-Behandlung an Osteoporose-Patienten konnte der erhöhte Anbau von neuem, noch nicht voll mineralisiertem Knochenmaterial festgestellt werden. Die leichte Untermineralisierung wurde aufgeholt.

"Das Parathormon ist eine Therapie, die täglich mit einer Injektion verabreicht werden wird, ähnlich wie das Insulin", erklärt Experte Klaushofer. "Damit schränkt sich die Anwendung vielleicht etwas ein."

Vor allem werde man PTH bei jenen Patienten anwenden, die besonders schlechte Voraussetzungen in ihrer Knochenstruktur aufweisen, so der Mediziner weiter. "Man wird in der Zukunft auch auf eine Kombination mit Bisphosphonaten setzen, um die Mineralisierung des neuen Knochens zu unterstützen. Damit kommen wir der Heilung schon recht nahe."
Wer seine Knochen pflegt ...
Knochen sind lebendige Materie und passen sich den Anforderungen an. Wer seine Knochengesundheit pflegt, kann der Osteoporose vorbeugen. Wichtig sind vor allem Bewegung und die Vermeidung von Risikofaktoren, wie Alkohol oder Nikotin.

Achten sollte man schon von Kindesbeinen an auf Kalzium- und Vitamin D-reiche Ernährung. Raubbau am Knochen betreibt, wer besonders viel phosphorhältige Nahrung zu sich nimmt. Denn dieser wirkt sich negativ auf die Verwertung von Kalzium aus.
Wie man Phosphor vermeiden kann
Ibrahim Elmadfa vom Institut für Ernährungswissenschaften der Universität Wien erläutert, wie man Phosphor vermeiden kann: "Weniger Phosphor nimmt man zu sich, wenn man weniger tierische Lebensmittel isst."

Phosphor werde aber auch zusätzlich industriell verarbeiteten Lebensmitteln zugesetzt, wie Elmadfa erklärt. "Faschiertes etwa wird mit Phosphatsalz bestreut, damit weniger Tropfsaft entsteht, wenn es auf dem Teller liegt. Vor allem in Softdrinks finden sich hohe Anteile von Phosphaten als Konservierungsstoffe - und Geschmacksverstärker."

Wichtig ist laut Elmadfa das Verhältnis von Phosphor und Kalzium bei der Nahrungsmittelaufnahme. Für den Tagesdurchschnitt liege das wünschenswerte Verhältnis bei 1,2 Anteilen Phosphor gegenüber einem Anteil Kalzium. Als wichtigster Ausgleich für die Kalzium-Phosphorbilanz gelten nach wie vor Milch und Milchprodukte.

Martina Schmidt, Modern Times

Mehr zu diesem Thema erfahren sie in der Sendung Modern Times Gesundheit am Freitag, 15.11.2002 um 22.35 in ORF2.
->   Ludwig Boltzmann Gesellschaft
->   Institut für Ernährungswissenschaften der Universität Wien
 
 
 
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01.01.2010