News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Technologie 
 
Der "Cartercopter": Hubzeug oder Flugschrauber?  
  Ein spektakuläres Fluggerät sorgt derzeit nicht nur unter Luftfahrtexperten für Aufsehen: der so genannte "Cartercopter" ist halb Hubschrauber, halb Flugzeug. Der ungewöhnliche Flieger vereint die Manövrierfähigkeit eines Helikopters mit der Geschwindigkeit eines Flugzeugs.  
Damit würde er sich besonders für den stark wachsenden Flugverkehr auf Kurz- und Mittelstrecken anbieten. Luftfahrtexperten sagen dem "Cartercopter" daher bereits eine große Zukunft voraus.
...
Präsentation bei Luftfahrtshow für Experimentalflugzeuge
Schauplatz der ersten öffentlichen Vorführung war die weltgrößte Luftfahrtshow für Experimentalflugzeuge in Oshkosh im amerikanischen Bundesstaat Wisconsin. Die Piloten haben in zahlreichen Testflügen die Tücken der Technik erprobt und das Konzept des amerikanischen Flugzeugkonstrukteurs Jay Carter zur Serienreife gebracht.
->   Die Homepage der "AirVenture" in Oshkosh
...
Keine Start- und Landebahn notwendig
Der "Cartercopter" benötigt weder Start- noch Landebahnen: Dank seines Hauptrotors hebt er praktisch aus dem Stand ab. Einmal in der Luft, sorgt während des Horizontalflugs ein Heckpropeller für Vor- und Tragflächen für Auftrieb.

Der Trick dabei: der Rotor wird nur bei Start und Landung angetrieben. Während des Flugs hingegen wird er vom Triebwerk ausgekuppelt und rotiert nur noch passiv im "Fahrtwind".
Schneller als jeder herkömmliche Hubschrauber
Bild: Modern Times
Der "Cartercopter" im Flug
Diese Methode verringert nicht nur den Treibstoffverbrauch, sondern auch den Luftwiderstand. Die Folge: der "Cartercopter" soll weit höhere Geschwindigkeiten erreichen können als herkömmliche Hubschrauber - geplant sind fast 600 Kilometer pro Stunde.

Der Prototyp ist dank des Antriebs per Automotor zudem auch leise, sparsam und wartungsfreundlich. Er bietet fünf Sitzplätze, aber die Entwickler denken bereits an kommerzielle Versionen des "Cartercopter", die bis zu 120 Passagiere oder 70 Tonnen Fracht transportieren sollen.
...
Eine Chance für österreichische Industrie
Derzeit suchen die Erfinder des "Cartercopter" weltweit Partner für die Serienfertigung. Dabei ist auch das Know-how österreichischer Firmen gefragt - und das Interesse hier zu Lande ist groß: immerhin bietet das Projekt die Chance, sich an einer Erfolg versprechenden Entwicklung zu beteiligen.
...
Eine Idee aus der Frühzeit der Luftfahrt
Die Idee eines Flugapparats, der senkrecht startet und landet, dazwischen jedoch horizontal schneller fliegen kann als jeder Helikopter, stammt aus der Frühzeit der Luftfahrt - und ein österreichischer Konstrukteur war maßgeblich an seiner Entwicklung beteiligt.

Ende der 30er Jahre entwarf Friedrich von Doblhoff die WNF 342 - ein Fluggerät, das genau diese Anforderungen erfüllte. Mit der genialen Konstruktion war Doblhoff seiner Zeit weit voraus. Am Ende erwies sich die neue Technologie jedoch als zu kompliziert und zu teuer.
->   Informationen zur WNF 342
Zweiter Startversuch: Die "Fairey Rotodyne"
Ende der 50er Jahre startete die britische Firma Fairey den nächsten Anlauf. Die "Fairey Rotodyne" sollte den Passagieren Zeit sparende Flugverbindungen zwischen den Zentren von Städten ermöglichen. Angesichts des hohen Treibstoffverbrauchs und der starken Lärmentwicklung gelangte das Projekt jedoch nie über das Prototypenstadium hinaus.
->   Informationen über die "Fairey Rotodyne"
"Kippflügler" als (zu) riskante Lösung
Die Vorteile von Flugzeug und Hubschrauber in einem sollte auch der Kippflügler V-22 "Osprey" des weltgrößten Luftfahrtkonzerns Boeing bieten. Nach jahrzehntelanger Entwicklung schien das Projekt Ende der 90er Jahre langsam in Schwung zu kommen:

Die US-Marine übernahm die "Osprey" als Aufklärer und Truppentransporter in den regulären Dienst. Doch nach mehreren rätselhaften Unfällen, bei denen Dutzende Soldaten ums Leben kamen, warnen immer mehr Experten vor der riskanten Technik der "Osprey".
->   Website der Boeing V-22 "Osprey"
Die Alternative "Cartercopter"
Auf der Suche nach Alternativen stießen die Verantwortlichen auf den "Cartercopter": dieser ist schon von seiner grundsätzlichen technischen Konzeption her sehr sicher.

Ob Businessflieger, Rettungsgerät oder Lastesel: den Erfindern dieses "Flugschraubers" schweben viele Einsatzmöglichkeiten vor. Und vielleicht stammen künftig tatsächlich zumindest Bauteile des "Cartercopter" aus Österreich.

Ivo Filatsch, Modern Times
Mehr zu diesem Thema erfahren Sie in der Sendung "Modern Times" am Freitag, den 22.11.2002, um 22.35 Uhr in ORF 2
->   "Modern Times"
->   Die Cartercopter-Website
Weitere Artikel zu Flugzeugentwicklungen in science.ORF.at:
->   Austro-Forscher entwickeln ersten Hubschrauber ohne Pilot
->   Ein "Flugschiff" mit Propeller und Schiffsrumpf
->   Solarflugzeug "Helios" bricht Rekorde
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Technologie 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010