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Vor 60 Jahren begann das Atomzeitalter  
  Mit einem Experiment schrieb der italo-amerikanische Physiker Enrico Fermi am 2. Dezember 1942 Geschichte: Er löste die erste kontrollierte nukleare Kettenreaktion aus und eröffnete damit das Atomzeitalter.  
Knapp drei Dutzend Forscher wurden Zeugen des historischen Experiments, das sich abgeschirmt von gewaltigen Steinquadern im ersten Reaktor der Welt abspielte - im Squash-Court der Universität Chicago unter der Tribüne des Universitäts-Stadions.
Ein Beiweis für die Spaltbarkeit von Uran

Enrico Fermi
Als Fermi - damals 41-jährig - die erste nukleare Kettenreaktion auslöste, war er bereits weltberühmt. Die Entdeckung künstlich erzeugter Radioaktivität durch Neutronenbeschuss hatte ihm 1938 den Nobelpreis eingebracht.

Mit seinem "Chicago Pile" hatte Fermi unter anderem beweisen wollen, dass sich der Kern von Uran unter dem Beschuss elektrisch neutraler Teilchen, den Neutronen, spalten lässt und dabei große Mengen Energie freisetzt.

Ziel der Arbeiten im Rahmen des US-Atomprogramms "Manhattan Project" war die Gewinnung von Plutonium. Fermi arbeitete mit Natur-Uran und mit Grafit als Bremssubstanz für die Kernspaltung.
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Biografisches zu Enrico Fermi
Am 29. September 1901 als Sohn eines Beamten und einer Lehrerin in Rom geboren, hatte sich Enrico schon als 17-Jähriger durch Selbststudien einen tiefen Einblick in die Physik erworben. Nach seiner Ausbildung in Pisa zog es ihn zu Max Born nach Göttingen und später zu Paul Ehrenreich nach Leiden (Holland). Er lehrte Mathematik in Florenz und wurde in Rom zum Professor für Theoretische Physik ernannt.

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs floh Fermi mit seiner Frau, der jüdischen Schriftstellerin und Naturwissenschaftlerin Laura Capon, und den gemeinsamen zwei Kindern auf einem Unterseeboot der Alliierten vor den Faschisten in Italien nach Amerika. Dort ließ er sich erst an der Columbia Universität in New York nieder, zog aber 1941 mit seinem Team nach Chicago weiter, wo er bis zu seinem Tod 1954 lebte.
->   Biografie von Fermi vom "Fermilab" in Chicago
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Friedliche Nutzung erst später
Gerade einmal zwei Watt leistete der "Chicago Pile". Heutige Atomkraftwerke bringen es dagegen auf bis zu mehrere Milliarden Watt. Fermis Demonstration eröffnete gleichwohl einen neuen Weg für die Stromerzeugung.

Die Erkenntnis, dass die bei der Produktion des Atombomben-Plutoniums in den Kernreaktoren freigesetzte Wärme auch zur so genannten friedlichen Energieerzeugung dienen kann, wurde aber erst später beim Bau von Kernkraftwerken genutzt.
Das Manhattan-Projekt: Bau der ersten Atombomben
Nachdem er den Grundstein für Atomkraftwerke gelegt hatte, beteiligte sich Fermi im Rahmen des "Manhattan Project" am Bau der Atombombe. Rund zweieinhalb Jahre nach der Premiere in Chicago, am 16. Juli 1945, löste er mit Robert Oppenheimer und anderen namhaften Physikern die erste Kernexplosion aus.

Dem Test in der Wüste von New Mexico folgte nicht einmal drei Wochen danach der Abwurf von Atombomben über den japanischen Städten Hiroshima und Nagasaki.
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Die Geschichte des Manhattan-Projekts
Am 2. August 1939 schrieb Albert Einstein einen Brief an den damaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten, Franklin D. Roosevelt. Darin machten Einstein selbst und führende andere Wissenschaftler der damaligen Zeit Roosevelt darauf aufmerksam, dass Hitler-Deutschland große Anstrengungen unternahm, reines Uran-235 herzustellen, das für den Bau einer Atombombe verwendet werden kann. Kurz darauf wurde von der amerikanischen Regierung das Manhattan-Projekt ins Leben gerufen, welches ebenfalls den Bau einer funktions- und einsatzfähigen Atombombe zum Ziel hatte.
->   Mehr zur Geschichte der Atombombe
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Gegen Entwicklung der Wasserstoffbombe
Später - nach dem Einsatz der Atombombe über Hiroshima und Nagasaki - widersetzte sich Fermi der Entwicklung der im Vergleich zur A-Bombe weitaus zerstörerischen Wasserstoffbombe (H-Bombe).

Eine von Fermis größten Ehrungen ist dennoch mit der H-Bombe verbunden: Das 1952 aus den Rückständen eines Wasserstoffbombentests von amerikanischen Chemikern isolierte künstliche Element mit der Ordnungszahl 100 wurde dem Physikpionier zu Ehren "Fermium" getauft.
Friedliche Forschung im "Fermilab"
Heute wird unter Fermis Namen friedlich geforscht: Im so genannten "Fermilab" bei Chicago, einem der größten Forschungszentren der Erde, widmen sich rund 2.200 Wissenschaftler der Welt der kleinsten Teilchen der Physik.
->   Fermilab - Fermi National Accelerator Laboratory
->   science.ORF.at: Enrico Fermi - Physikpionier wird 100
 
 
 
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01.01.2010