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Waldschutz: Weniger wirksam gegen Treibhausgase  
  Waldschutz wirkt gegen Treibhausgase weniger gut als gedacht: Die Gase schwächen die Schädlingsabwehr von Bäumen, dies schränkt das Baumwachstum ein - in Folge können weniger Gase "eingelagert" werden.  
Dies berichten Wissenschaftler um Kevin Percy vom "Canadian Forest Service - Atlantic Forestry Centre" in Fredericton im britischen Fachblatt "Nature" (Bd. 420, S. 403) vom Donnerstag.
->   "Nature"
Weniger Baumwachstum - weniger CO2-Einlagerung
Wiederaufforstung und ein verbesserter Schutz der Wälder wirken demnach dem Anstieg der Treibhausgase in der Atmosphäre weniger stark entgegen als bisher gedacht:

Hohe Konzentrationen der Treibhausgase Kohlendioxid (CO2) und Ozon (O3) schwächen die Schädlingsabwehr der Bäume und machen sie anfälliger für einen Befall, etwa mit Pilzen oder Insekten.

Dadurch werde das Wachstum der Bäume eingeschränkt und somit letztlich auch weniger schädliches Kohlendioxid aus der Atmosphäre entfernt und in die Biomasse eingelagert, schreiben die Forscher in "Nature".
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Details der Untersuchungen
Percy und seine Mitarbeiter begasten über vier Jahre hinweg amerikanische Zitterpappeln (Populus tremuloides) entweder mit Kohlendioxid, mit Ozon oder mit beiden Gasen gleichzeitig.

Zugleich untersuchten sie, wie stark die Bäume mit einem Pilz (Melampsora medusae), einer Schmetterlingslarve (Malacosoma disstria) und einer Blattlausart (Chaitophorus stevensis) befallen waren. Eine hohe CO2-Konzentration allein begünstigte das Wachstum der Bäume, eine hohe Ozon-Konzentration hemmte es hingegen.
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Einfluss über Populationsgröße der Schädlinge
Die Forscher vermuten, dass der Anstieg der Treibhausgase das Wachstum der Bäume indirekt beeinflusst, unter anderem indem er auf die Populationsgröße der Schädlinge einwirkt: hohe Ozon-Werte gingen demnach mit einem etwa vierfach erhöhten Pilzbefall einher.

Zudem führte ein Anstieg des Ozons zu einem verstärktem Wachstum der Schmetterlingslarven. Da "gut genährte" Schmetterlinge wiederum mehr Nachwuchs produzieren, würden unter hohen Ozonwerten zukünftige Epidemien mit dem Schädling größere Schäden hervorrufen als bisher, so die Wissenschaftler.

Sie vermuten auch, dass die Treibhausgase die Qualität der Blätter und damit eine wichtige Abwehrbarriere gegen Schädlinge beeinflussen. Eine Analyse der Blätter zeigte zudem, dass unter hohen Treibhausgas-Konzentrationen mehr solcher Kohlenwasserstoffe und Fettsäuren gebildet wurden, die Schädlinge anlocken.
Deutliche Überschätzung der positiven Effekte?
Bei den Verhandlungen zum Klimaschutzprotokoll von Kyoto hatten sich Japan, die USA und weitere Länder mit der Forderung durchgesetzt, Teile ihres Klimaschutzziels mit der Anpflanzung und dem Schutz von Bäumen zu erfüllen. Die Bäume nehmen beim Wachsen Kohlendioxid aus der Atmosphäre auf und speichern es, solange sie leben.

Kevin Percy und seine Mitarbeiter fürchten nun, dass die positiven Effekte deutlich überschätzt werden könnten, da die komplexen Wirkungen von Ozon und Kohlendioxid und ihr Einfluss auf Baumschädlinge nicht berücksichtigt werden.
->   "Canadian Forest Service - Atlantic Forestry Centre"
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01.01.2010