News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft 
 
Neubewertung von Simone de Beauvoir  
  Simone de Beauvoir gilt als maßgebliche Begründerin des Feminismus. Ihr philosophisches Werk wurde jedoch weitgehend ignoriert. Die akademische Philosophie beachtete sie nur als Ergänzung des französischen Philosophen Jean-Paul Sartre und nannte sie "La grande Sartresse". Gegen dieses Vorurteil wendet sich nun ein Buch der in Wien lebenden Philosophin Susanne Moser.  
Es ist eine ausführliche Untersuchung der Philosophie Beauvoirs - erstmalig im deutschsprachigen Bereich - mit dem Ziel, Beauvoir philosophisch zu rehabilitieren.
...
Das Buch
Susanne Moser: Freiheit und Anerkennung bei Simone de Beauvoir. Reihe Perspektiven, edition diskord
->   Mehr Informationen zum Buch
...
Freiheit und Anerkennung
Die Suche nach Anerkennung und Freiheit steht im Zentrum von Susanne Mosers Buch. Um jedoch Anerkennung zu erlangen, bedarf es einer radikalen Kritik der männlich dominierten Welt, die Frauen häufig von der gesellschaftlichen Anerkennung ausgeschlossen hat.
Männliche Dominanz
Den Frauen wurde die Anerkennung als Subjekt versagt. Der Mann definiert sich als das absolute Subjekt, die Frau ist bloß das davon Abhängige. Die Forderung von Beauvoir lautete: Die Frau müsse aus der Herrschaft des Mannes entlassen werden; Die "Konditionierung des Ewigweiblichen" solle beendet werden.
...
Biografie
Geboren wurde Simone de Beauvoir am 9.Januar 1908 in Paris. Sie studierte an der Sorbonne, wo sie Jean-Paul Sartre kennen lernte, mit dem sie Zeit ihres Lebens eng verbunden blieb. Nach dem Zweiten Weltkrieg begründete sie mit Sartre den Existenzialismus, also jene philosophische Bewegung, die von der konkreten Existenz des Menschen ausgeht.

1949 publizierte Beauvoir ihr Hauptwerk "Das andere Geschlecht. Sitte und Sexus der Frau", das heute als "Bibel" des Feminismus gilt. Gemeinsam mit Sartre engagierte sie sich für den Sozialismus und unterstützte die Studentenrevolte von Mai 68. Am 14. April 1986 verstarb Beauvoir in Paris.
->   Mehr über ihre Biografie (Uni Düsseldorf)
...
Existenz als Entwurf
Moser betont Beauvoirs existenzialistischen Ansatz. "Der Sinn der Existenz" - so schrieb Beauvoir - könne niemals festgelegt werden, er müsse unaufhörlich gewonnen werden". Das bedeutet für die Frau, ihre gesellschaftlich definierte Rolle zu hinterfragen. "Man kommt als Frau nicht zur Welt, man wird es."
Aufforderung zur Befreiung
Beauvoir fordert die Frauen auf, sich zu befreien, "ihre eigenen Kleider zu schneidern". Es geht um konkrete Entscheidungen. Es ist unmöglich, sich "nicht" zu entscheiden. Gefragt ist der Mut, sich gegen Rollenzuweisungen zu wehren.
Befreiung und Skepsis
Immer wieder betonte Beauvoir die Bedeutung des Befreiungsprozesses der Frauen. Sie hat aber nicht die Illusion, dass diese Emanzipation "etwas ganz besonders Interessantes, Poetisches, eben weibliche Werte hervorbringe".

Nikolaus Halmer, Ö1-Wissenschaft
...
Werke von de Beauvoir
"In den besten Jahren"
"Alle Menschen sind sterblich"
"Das andere Geschlecht. Sitte und Sexus der Frau"
"Die Mandarins von Paris"
"Der Lauf der Dinge"
"Memoiren einer Tochter aus gutem Haus"
Alle Bücher sind im Rowohlt Verlag erschienen.
...
->   Simone de Beauvoir, eine Klassikerin der feministischen Soziologie? (Labyrinth/ Claudia Gather)
->   Das andere Geschlecht (Ceiberweiber.at)
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010