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Blutwäsche gegen Autoimmun-Herzkrankheit  
  Der Zustand von Patienten mit chronischer Herzmuskelschwäche kann durch eine spezielle Blutwäsche erheblich gebessert werden. Dabei werden den Herzmuskel schädigende Auto-Antikörper aus dem Blut "gefischt"  
Dabei geht es um die Entfernung von "beta-adrenergen Autoantikörpern", welche offenbar im Rahmen der sich ständig verschlechternden Herzschwäche die Beta-Rezeptoren der Herzmuskelzellen angreifen.

Eine Herztransplantation ist oft die einzige mögliche Rettung für die Patienten.
Wie bei einer Dialye eines Nierenpatienten
Mit einem neuartigen Adsorber, den Wissenschaftler vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin gemeinsam mit Medizintechnikern der Berliner Biofirma Affina Immuntechnik GmbH entwickelt haben, gelang es, Antikörper gegen so genannte beta-1-adrenerge Rezeptoren gezielt aus dem Blut der Patienten zu filtern - ähnlich der Dialyse bei Nierenpatienten.

Die Behandlung wurde an fünf aufeinander folgenden Tagen für jeweils drei bis vier Stunden durchgeführt. Noch ein Jahr nach der Behandlung war die Zahl der Auto-Antikörper im Blut der Betroffenen nach Angaben der Mediziner sehr gering.
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Regulierung und Aktivierung
Mit Hilfe der beta-adrenergen Rezeptoren regulieren die Hormone Noradrenalin und Adrenalin normalerweise die Schlagfrequenz und Schlagkraft (Kontraktilität) des Herzens. Die Auto-Antikörper hingegen aktivieren den beta-1-adrenergen Rezeptor, was den Kalziumhaushalt der Zellen stört und damit ihre Funktion verändert.
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Positve Ergebnisse sollen überprüft werden
"Die Anwendung dieses spezifischen Immunadsorptionssystems hat zu einer erheblichen Verbesserung der Herzfunktion der behandelten Patienten geführt", erläuterte Gerd Wallukat vom Max-Delbrück-Centrum und fügt hinzu: "Zudem ist die spezifische Immunadsorption frei von Nebenwirkungen".

Jetzt sollen die ersten positiven Ergebnisse in multizentrischen Studien mit größeren Patientenzahlen weiter überprüfen.
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Herzmuskelschwäche
Bei dieser Erkrankung vermindert sich die Pumpleistung des Herzens. Der Herzmuskel dehnt sich (Dilatation - Ausdehnung) im Laufe der Erkrankung zunehmend, um den Leistungsabfall zu kompensieren, was ihm aber immer weniger gelingt. Wenn das Herz dann überdehnt ist, sind die Betroffenen in ihrer körperlichen Leistung stark eingeschränkt. Diese Erkrankung wird zunächst mit Medikamenten behandelt, die aber nur vorübergehend helfen können. In sehr schweren Fällen benötigen die Patienten eine Herztransplantation oder eine kleine Herzpumpe.
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Noch ist vieles unklar
Noch ist die Bedeutung von Auto-Antikörpern für die Entstehung der chronischen Herzmuskelschwäche beim Menschen, im Gegensatz zum Tierversuch, nicht eindeutig nachgewiesen, räumten die deutschen Wissenschafter ein. Ein Teil der Fälle ist, so die Forscher, auch erblich bedingt.

Mitglieder des Wissenschafterteams konnten jedoch bei etwa 80 Prozent der Patienten mit chronischer Herzmuskelschwäche diese Auto-Antikörper im Blut nachweisen. Unklar ist, weshalb das eigene Immunsystem nicht mehr zwischen "fremd" und "selbst" unterscheiden kann.
->   Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin
->   Affina Immuntechnik GmbH
 
 
 
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01.01.2010