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Jeder zweite FH-Absolvent hat sofort einen Job  
  Absolventen von Fachhochschulen (FH) haben kaum Probleme am Arbeitsmarkt. Jeder Zweite (53 Prozent) hat sofort nach Studienabschluss einen Job, nur elf Prozent suchen drei Monate und länger. Überraschend hoch ist das durchschnittliche Berufseintrittsalter der FH-Absolventen, das mit 27 Jahren um ein Jahr höher liegt als jenes von Uni-Absolventen.  
Das geht aus der ersten österreichweiten FH-Absolventen-Umfrage hervor, die vom Fachhochschulrat in Auftrag gegeben wurde und am Freitag bei einer Veranstaltung in Kooperation mit der Arbeiterkammer (AK) in Wien vorgestellt wurde.
18.300 Studierende, mehr als 1.000 befragt
Die Umfrage wurde unter den ersten vier Absolventen-Jahrgängen 1997 bis 2000 (der erste FH-Studiengang in Österreich startete 1994/95) durchgeführt. Insgesamt wurden mehr als 1.000 Personen über ihre berufliche Situation und ihre rückblickende Einschätzung des Studiums befragt.

Mittlerweile gibt es 124 Studiengänge mit etwa 18.300 Studierenden. Rund 7.100 Studenten haben bisher ein FH-Studium abgeschlossen.
Zwei Drittel können Job wählen
Die Studienautorinnen Andrea Hoyer und Judith Ziegler vom Zentrum für Sozialforschung und Wissenschaftsdidaktik sprechen angesichts der geringen Wartezeiten auf einen Job von einer "erfolgreichen Integration der FH-Absolventen in den Arbeitsmarkt".

Zwei Drittel (67 Prozent) der FH-Absolventen können zwischen mehreren Stellenangeboten wählen. Das Berufspraktikum, das die FH-Studenten absolvieren müssen, wird als "wichtiges Sprungbrett ins Erwerbsleben" gesehen: Jeder vierte Absolvent (27 Prozent) findet über diesen Weg seine erste Arbeitsstelle.
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Arbeitslosigkeit steigt - auf niedrigem Niveau
Erst Anfang November gab das Arbeitsmarktservice Daten bekannt, wonach immer mehr Akademiker von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Die Zahl der arbeitssuchenden Hochschulabsolventen ist demzufolge gegenüber dem Vorjahr um 26 Prozent gestiegen. Ende September waren über 6.400 Hochschulabsolventen beim AMS als arbeitssuchend vermerkt. An Fachhochschulabsolventen waren zum gleichen Zeitpunkt 304 ohne Job. Das bedeutet ein Plus von 172 gegenüber einem Jahr zuvor.
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Frühe Suche des Arbeitsplatzes
Insgesamt ist die Beschäftigungssuche, die in vielen Fällen mit der Suche nach dem Praktikumsplatz einhergeht, im Vergleich zu den Uni-Absolventen zeitlich vorverlagert und beim Abschluss des Studiums bereits abgeschlossen. "Ausbildung und Berufstätigkeit gehen fließend ineinander über", heißt es in der Studie.
Durchschnittliches Einstiegsgehalt: 2.150 Euro
Das durchschnittliche Einstiegsgehalt der FH-Absolventen beträgt 2.150 Euro, es variiert jedoch deutlich je nach Fachbereichen: Absolventen technischer Studiengänge erhalten 2.210 Euro brutto, Wirtschafts-Absolventen 2.120 Euro und jene aus dem Bereich Tourismus 1.900 Euro.

Jene, die einen berufsbegleitenden Studiengang besucht haben, erhalten unmittelbar nach Studienabschluss im Schnitt sogar 2.760 Euro.
Berufseintrittsalter von 27 Jahren
Das durchschnittliche Berufseintrittsalter der FH-Absolventen liegt bei 27 Jahren. Damit wurde die Erwartung, dass FH-Absolventen beim Berufseintritt jünger als ihre Kollegen von der Uni sind (diese sind beim Berufseintritt laut Studie durchschnittlich 26 Jahre alt, Anm.) bisher nicht erfüllt, heißt es in der Studie.
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Höhere soziale "Durchlässigkeit"
16 Prozent haben als Berufstätige einen berufsbegleitenden FH-Studiengang absolviert und 11 Prozent kamen über den zweiten Bildungsweg mit einer nicht traditionellen Matura auf die Fachhochschule, zeigt die Befragung. Damit ist die "Durchlässigkeit" für Berufstätige und Studierende über den zweiten Bildungsweg an den Fachhochschulen zwar höher als an den Universitäten. Nötig sind aber noch mehr berufsbegleitende Studienangebote und mehr Förderung für Studierende mit nicht traditioneller Matura, meinte AK-Präsident Herbert Tumpel bei der Präsentation der Studie.
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Beschäftigung v.a. in der Privatwirtschaft
Der weitaus größte Teil der FH-Absolventen ist in der Privatwirtschaft tätig, nur drei Prozent fanden einen Job im öffentlichen Dienst. "Dieser hat für FH-Absolventen nur geringe Relevanz", so die Studienautorinnen.

Großbetriebe (ab 100 Beschäftigte) sind die wichtigsten Arbeitgeber, 61,1 Prozent der befragten FH-Absolventen arbeiten dort. 9,5 Prozent sind in Mittelbetrieben beschäftigt und 29,3 Prozent in Kleinbetrieben (bis zu 49 Beschäftigte).
Benachteiligung von Frauen
Einmal mehr belegt die Studie die Benachteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt, auch unter den FH-Absolventen: 56 Prozent der Männer, aber nur 45 Prozent der Frauen haben bereits beim Studienabschluss ein Stellenangebot. Frauen verschicken durchschnittlich doppelt so viele Bewerbungen wie Männer (elf zu sechs).

Das Einstiegsgehalt der männlichen FH-Absolventen ist um 14 Prozent höher als jenes der Frauen. Diese erhalten nach Abschluss ihres FH-Studiums durchschnittlich 2.040 Euro, Männer 2.330 Euro.
Wenig Arbeitslosigkeit
Selten sind FH-Absolventen von Arbeitslosigkeit betroffen: 15 Prozent waren nach Beendigung des Studiums unterschiedlich lange ohne Beschäftigung, insgesamt 1,2 Prozent blieben bis zum Befragungszeitpunkt bei der Arbeitssuche erfolglos.
Die meisten würden Studium wieder wählen
Die Absolventen stellen ihrem Studiengang rückblickend ein gutes Zeugnis aus: 80 Prozent würden ihr Studium erneut wählen. Der europäische Durchschnitt in dieser Frage liegt laut Studie nur bei 65 Prozent. Bei der Beurteilung der Studienbedingungen waren Absolventen von Tourismus-Studiengängen am unzufriedensten, hier ortet die Studie den "größten Verbesserungsbedarf".
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AK-Studie: 30 Prozent voll erwerbstätig
Vor kurzem präsentierte die Arbeiterkammer Wien eine weitere Studie, die der Vereinbarkeit von Beruf und Studium nachgegangen ist. Kernaussage: Mehr als 60 Prozent der Uni-Studierenden sind zumindest teilweise berufstätig, ein Drittel aller FH-Studenten ist voll erwerbstätig und ihr Zeitaufwand für Studium und Arbeit beträgt im Schnitt ca. 70 Stunden pro Woche.
->   Mehr dazu bei der AK Wien
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Kritik: Hoher Verschulungsgrad
Das FH-Studium wird von den Befragten als Ausbildung mit hohem Verschulungsgrad eingestuft. Kritisiert wird in diesem Zusammenhang auch das Behandelt-Werden wie ein "Schüler", etwa dass Klassenbücher geführt oder Zuspätkommen notiert werde.

Die hohe zeitliche Belastung und die enge Abfolge an Prüfungsterminen wird von den Absolventen als Nachteil gesehen, vor allem weil die Zeit zum Reflektieren und zur vertieften Auseinandersetzung mit den Studieninhalten fehle. Mit der Aktualität der Lehrinhalte sind 88 Prozent zufrieden, mit der fachlichen Kompetenz der Lehrenden 81 Prozent.
Praxisorientierung am wichtigsten
Rückblickend ist für 34 Prozent der Absolventen die Praxisorientierung der Ausbildung - 85 Prozent absolvieren mindestens einmal während ihres Studiums ein Berufspraktikum - der wichtigste Wert des FH-Studiums. Für jeden Vierten ist die Erlangung eines akademischen Abschlusses in kürzest möglicher Zeit das Wichtigste, für ein weiteres Viertel ist es der Zugang zu einem innovativen Berufsfeld.
Fachhochschulrat erfreut
Vom Fachhochschulrat (FHR) werden die Ergebnisse der Studie als "großteils erfreulich" bezeichnet. Aus der Studie resultierende Optimierungspotenziale sieht man bei dem für die Anerkennung von FH-Studiengängen zuständigen Gremium beim Theorie-Praxis-Verhältnis, der Einbettung des Berufspraktikums in den Studienbetrieb, den didaktischen Kompetenzen der Lehrenden, der Koordinierung der Lehrveranstaltungen sowie der Vermittlung von fachübergreifender Qualifikation.

Diese Punkte habe man bereits in die Neuformulierung der Akkreditierungsrichtlinien einfließen lassen, heißt es aus dem FHR.
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01.01.2010