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"Gestresste" Paradeiser und Erdbeeren sind gesund  
  Gestresste Pflanzen - vor allem Paradeiser- und Erdbeersorten - produzieren laut einer Studie heimischer Forscher besonders gesunde Früchte: Verantwortlich ist demnach die verstärkte Bildung von Antioxidantien.  
Man sollte annehmen, dass Pflanzen, die sich rundherum wohl fühlen, auch die gesündesten Früchte produzieren. Wissenschaftler der Abteilung Umweltforschung der ARC Seibersdorf research GmbH haben jetzt herausgefunden, dass genau das Gegenteil der Fall ist.
Pflanzen unter Trockenstress ...
Speziell Paradeiser- und Erdbeersorten produzierten in Versuchen nämlich unter Trockenstress deutlich mehr Antioxidantien als normal bewässerte: Antioxidantien werden allerlei positive Wirkungen auf den menschlichen Organismus nachgesagt.

Die vermehrte Bildung von Antioxidantien ist demnach eine Reaktion der Pflanze auf das verstärkte Auftreten freier Radikale unter Stress. Unter freien Radikalen verstehen Wissenschafter in erster Linie extrem aggressive Sauerstoffionen, die zwar nur kurz existieren, aber an Zellen und deren Membranen große Schäden anrichten können.

Antioxidantien - etwa Vitamin C und Vitamin E - sind in der Lage, solche freie Radikale zu binden, bevor sie eine Zerstörung verursachen können. Sowohl freie Radikale als auch Antioxidantien sind in der Pflanzen immer vorhanden, wie sich zeigte, kann der Gehalt aber manipuliert werden.
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Antioxidantien "entschärfen" freie Radikale
Antioxidantien fangen freie aggressive Sauerstoffradikale, besonders reaktionsfreudige Moleküle und ähnliche Oxidationsprodukte wirksam ab, "entschärfen" sie, indem sie ihnen ein Sauerstoffatom entreißen, und verhindern so die Oxidation anderer wichtiger Substanzen wie Nukleinsäuren, Eiweiß und Fettsäuren. Antioxidantien wie Ascorbinsäure, Polyphenole und Lycopen wirken im pflanzlichen wie menschlichen Organismus auf genau die gleiche Weise. Mediziner empfehlen vor allem bei Belastungen - wie Stress, Rauchen und Kranheiten - erhöhte Gaben von antioxidativ wirkenden Stoffen.
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Details der Versuche: Tomaten im "Trockenstress"
Für ihre Versuche setzten die Forscher unter anderem Tomatenpflanzen Trockenstress aus. Genau ab dem Zeitpunkt, ab dem die Früchte beginnen, rot zu werden, wurde das tägliche Gießwasser eingeschränkt.

Nach zwei Wochen bis zu rund einem Monat nach Beginn der Trockenperiode wurde dann geerntet und gemessen. Es zeigte sich, dass die geernteten Früchte deutlich reagierten.

Vor allem Cocktailtomaten - warum gerade diese, ist noch unklar - wiesen einen erhöhten Ascorbatgehalt (Vitamin C, Anm.) von bis zu 40 Prozent gegenüber normal gegossenen Pflanzen auf. Bei anderen Paradeiserpflanzen trat der erhoffte Effekt allerdings nicht auf.
Auch Erdbeersorten produzieren mehr Vitamin C
Erfolgreich waren die Wissenschaftler um Martin Gerzabek auch bei Erdbeeren. Die trockengestressten Pflanzen der Sorten "Elsanta" und "Symphony" zeigten bei moderater Dürre einen gesteigerten Vitamin-C-Gehalt von bis zu 14 Prozent.

Eine weitere Intensivierung des Wassermangels veranlasste "Elsanta"-Pflanzen zu einer weiteren Produktion von Vitamin C, letztlich waren es bis zu 64 Prozent mehr als in der normal gegossenen Kontrollgruppe.
Kaum reduzierte Erntemenge
Die Erntemenge wurde durch den partiellen Wasserentzug nach Angaben der Wissenschafter kaum reduziert, als nützlicher Nebeneffekt war teilweise sogar mehr Zucker in den Früchten eingelagert, sie schmeckten dementsprechend besser.

Die Wissenschaftler raten Hobbygärtnern, welche den Effekt nutzen wollen, ab dem ersten rötlichen Schimmer auf den Früchten das Gießwasser so weit zu reduzieren, dass die Pflanzen gerade nicht eingehen.

Welche Menge die richtige ist, hängt nicht zuletzt von den Bodenbeschaffenheiten ab, genaue Zahlen können dazu nicht gegeben werden. Die Forscher kündigten weitere Untersuchungen an.
->   Austrian Research Centers Seibersdorf
Mehr zur Wirkung von Antioxidantien in science.ORF.at:
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->   Obst und Gemüse: Je bunter, desto gesünder
 
 
 
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01.01.2010