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High-Tech-Instrument: Klavier stimmt sich selbst  
  Ein Klavier, das sich selbst stimmen kann, soll Ende 2003 auf den Markt kommen. Alles was der Pianist zu tun hat, ist einen Schalter umzulegen und 40 Sekunden zu warten, während die eingebaute Elektronik die Klavierseiten stimmt.  
Die Idee eines sich selbst stimmenden Klaviers ist nicht neu. Die meisten Erfinder versuchten bis jetzt jedoch Bauteile herzustellen, die auf mechanische Art und Weise die Tätigkeit eines menschlichen Klavierstimmers imitieren.

Wie der Erfinder Don Gilmore in dem Wissenschaftsmagazin "New Scientist" schreibt, stimmt sich das von ihm entwickelte Klavier mit Hilfe magnetischer Spulen selbst, ohne störungsanfällige, bewegliche Teile.
Veränderung der Saitenspannung durch Wärme
Das System von Gilmore stimmt Klaviersaiten, indem es sie elektronisch erwärmt und so ihre Spannung verändert. Unterhalb der Saiten sind magnetische Spulen angebracht - wie bei einem Tonabnehmer einer elektrischen Gitarre.

In einer elektrischen Gitarre induziert eine vibrierende Metallsaite Wechselstrom in einer magnetischen Spule und erzeugt so den gespielten Ton. Gilmore nutzte bei seinem Klavier den umgekehrten Effekt.
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Ein heikles Instrument
Mit ihren mehr als 200 Saiten gehören Klaviere zu den am schwierigsten zu stimmenden Instrumenten. Daher benötigen die meisten Klavierspieler auch die professionelle Hilfe eines Klavierstimmers, wenn ihr Instrument verstimmt ist. Da Klaviere aber sehr sensible Instrumente sind und sich schon bei leichten Veränderungen der Temperatur und der Feuchtigkeit die Spannung der Saiten verändert, hält der Effekt der Arbeit des Klavierstimmers oft nicht sehr lange an.

Jede Seite eines Pianos ist über einen kleinen Metallkegel oder -stift aufgewickelt, durch dessen Drehung der Klavierstimmer eingreifen kann. Mehr Spannung bedeutet einen höheren Ton, weniger Spannung einen niedrigeren.
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Mechanisch leicht zu hoch gestimmt
Das Piano muss mechanisch leicht zu hoch gestimmt sein, dann übernimmt eine Elektronik alles Weitere. Für die Kontrolle der richtigen Spannung einer Klaviersaite wird diese über eine magnetische Spule in Schwingungen versetzt.

Eine zweite Spule nimmt die Schwingungen auf und vergleicht diese mit einem elektronisch gespeicherten Referenzwert. Zum Absenken der mechanisch zu hoch eingestellten Stimmung werden nun elektrische Pulse durch die Saite geschickt. Der Strom erwärmt die Saite, die dadurch ihre Spannung verringert - der Ton wird tiefer. Ist die korrekte Stimmung erreicht, bleibt der Strom konstant.
Unterschiedliche Akzeptanz
Die Saiten haben nach der Stimmung etwa 35 Grad und fühlen sich laut Erfinder "angenehm warm" an. Während die Stimmung von der Elektronik gehalten wird, also während des Spiels, verbraucht das Piano etwa 500 bis 600 Watt.

Klavierstimmer sind nach Angaben von Gilmore von seiner Erfindung wenig begeistert, sehr wohl aber Piano-Hersteller.
->   'New Scientist': Hot-wired piano tunes itself
 
 
 
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01.01.2010