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Klima-Wind-Kanal: Klimaextreme auf Knopfdruck  
  Eine der "größten Tiefkühltruhen der Welt" wird am Dienstag Abend in Wien offiziell eröffnet: ein einzigartiger Klima-Wind-Kanal. Lokomotiven, LKW oder U-Bahn-Waggons - aber auch die Sportgeräte von Schispringern oder Rodlern - können hier unter extremen Wetterbedingungen getestet werden.  
Tropen oder Polarklima
Ob Tropen oder Polargegend - das Klima kann im neuen Klima-Wind-Kanal nach Wunsch gebraut werden: Die Temperaturen reichen von Plus 60 Grad Celsius bis zu Minus 50 Grad. Die Luftfeuchte ist stufenlos regelbar - von Nebel über Regen bis zu Schneefall (Pulver- bis Nassschnee).
Sturm und Sonneneinstrahlung

Zwei Gebläse erzeugen die Luftströmung, das größere Gebläse hat 6,2 Meter Durchmesser und erzeugt Stürme von bis zu 300 Kilometern pro Stunde. Das Gebläse im kleineren Kanal erreicht max. 120 km/h.

Weiters wartet der Klima-Wind-Kanal mit einem der größten bisher installierten Sonnensimulationsfelder (240 Quadratmeter) auf, erklärte Franz Hrachowitz, Geschäftsführer von Rail Tec Arsenal, im ORF Radio. Rail Tec Arsenal ist der Betreiber des Klima-Wind-Kanals.
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Bisheriger Klima-Wind-Kanal
Seit 42 Jahren wird im Arsenal in Wien der weltweit einzige Klima-Wind-Kanal für Schienenfahrzeuge betrieben. Auf Grund des Alters der wesentlichen Anlagekomponenten entsprach die Anlage nicht mehr dem heutigen Stand der Technik.
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Gewappnet für Großfahrzeuge
Die zwei getrennten Testkanäle erinnern in ihren Ausmaßen an Lagerhallen: ein Tunnel ist 100 Meter lang, der andere 31 Meter.

Der neue Klima-Wind-Kanal ist für alle möglichen Großfahrzeuge gewappnet: Lokomotiven, Waggons, U-Bahn, Autobusse, Magnetschwebebahn.
Sicherheit und Komfort getestet
Bei den Tests geht es um Sicherheit und Komfort der Passagiere, sagt Franz Hrachowitz, Geschäftsführer von Rail Tec Arsenal, dem Betreiber des Klima-Wind-Kanals:

"Alles was der Passagier im Fahrzeug erlebt, kann hier getestet werden: ob ihm warm oder kalt ist, ob es zieht, wie die Luftfeuchtigkeit verteilt ist. Hier kann man prüfen, ob die Heizung entsprechend ausgelegt ist, ob die Sonneneinstrahlung eine Auswirkung auf den Innenraum hat, ob die Scheiben beschlagen, usw."
Ziel: Tests an Straßenfahrzeuge
Der erste kommerzielle Test wird im Jänner durchgeführt. Derzeit kommen vor allem Schienenfahrzeuge in Frage, Straßenfahrzeuge wie Busse und LKW sollen folgen. Denn hier kann zum Beispiel der Stop-and-Go-Verkehr in der Stadt simuliert werden, beschreibt Franz Hrachowitz:

"Wind wird simuliert und dann abgeleitet ¿ so als würde das Fahrzeug stehen bleiben und dann wieder anfahren. Das ist wichtig für öffentliche Verkehrsmittel, wo Leute ein- und aussteigen, Türen auf- und zugehen, wo im Winter der Schnee hereinkommt und im Sommer die heiße Luft. Das alles kann man hier unter kontrollierten Bedingungen prüfen."
"Weltweites Unikat"
Mit der Kombination aus Wind, Luftfeuchtigkeit, Temperatur und Sonneneinstrahlung sei das Testgelände ein weltweites Unikat, sagt Hrachowitz.
Private-Public-Partnership um 65 Millionen Euro
Kostenpunkt des Projekts: 65 Millionen Euro. Es wird in Form eines Private-Public-Partnership-Modells abgewickelt. Bund und Stadt Wien beteiligen sich an dem Projekt mit einem Eigenkapitalzuschuss und Darlehen.

Eigentümer ist eine Tochtergesellschaft der Schieneninfrastrukturfinanzierungs-Gesellschaft (SCHIG). Pächter der Anlage ist Rail Tec Arsenal (RTA). An RTA wiederum sind die wichtigsten europäischen Schienenfahrzeugshersteller beteiligt.
Testkosten
Ein Testtag kostet laut Hrachowitz zwischen 6.000 und 24.000 Euro. Für Züge sind an die 14 Testtage (zu 24 Stunden) notwendig ¿ je nachdem, welche Tests durchgeführt werden. Für Busse sei ebenfalls mit mehreren Tagen - abhängig vom gewünschten Testprogramm - zu rechnen.
Mögliche Tests: Trafos oder Wintersportler?
Im Klima-Wind-Kanal könnten laut Betreiber alle möglichen Produkte getestet werden, die unter extremen Wetterbedingungen funktionieren müssen: Trafos, Relaisstationen oder Dieselaggregate für Bergbaumaschinen. Außerdem spreche nichts dagegen, den Klima-Wind-Kanal auch Schispringern oder Rodlern zu überlassen.

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
->   Klima-Wind-Kanal
 
 
 
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01.01.2010