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Das größte Massensterben der Erdgeschichte  
  Das größte Massensterben der Erdgeschichte vor 250 Millionen Jahren, bei dem über 90 Prozent der Tier- und Pflanzenarten ausgerottet worden sind, ist Experten weltweit immer noch ein Rätsel. Ein Forschungsteam von Geologen und Paläontologen hat sich unter der Leitung von zwei Innsbruckern in einem vom Wissenschaftsfonds (FWF) und von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) geförderten Projekt auf die Suche nach Antworten gemacht. Nun liegen erste spannende Ergebnisse vor.  
Eines wissen internationale Forscher bereits sicher: Ein Asteroiden-Einschlag als Ursache - wie dieser als Grund für ein ähnliches Massensterben vor 65 Millionen Jahren bereits nachgewiesen wurde - kann für die Katastrophe an der Wende vom Erdaltertum zum Erdmittelalter ausgeschlossen werden.
Irdische Katastrophen als Auslöser?
Nun suchen die Wissenschaftler die Erklärung in irdischen Naturkatastrophen wie massiven Vulkanausbrüchen, einer raschen globalen Meeresspiegelabsenkung oder einem drastisch gestiegenen Kohlendioxid-Gehalt in der Atmosphäre.

Bisheriges Problem: Die exakte Datierung derartiger Ereignisse. Wolfgang Mette und Rainer Brandner vom Innsbrucker Institut für Geologie und Paläontologie haben sich nun an die Erfassung der Chronologie dieser Umweltveränderungen gemacht.
Untersuchung von Sedimentprofilen
Gemeinsam mit ihrem Forschungsteam von Mitarbeitern der Universitäten Wien, Graz, Leoben und Lausanne wurden die Abfolgen der Sedimentprofile aus der Zeitspanne vor 250 Millionen Jahren untersucht.

"Dazu wurden die am besten erhaltenen Sedimentprofile im Iran und in den Dolomiten Südtirols analysiert - und zwar erstmals mit Hilfe modernster Methoden der physikalischen und chemischen Stratigraphie, mit denen wir die einzelnen Schichten noch exakter nach ihrer zeitlichen Entstehung ordnen können", erläutern Brandner und Mette das Projekt.
Ein erstes Ergebnis: Zweiteilung des Urozeans
Die ersten Ergebnisse sind beeindruckend: In der Rekonstruktion der Paläogeographie vor 250 Millionen Jahren stellte sich heraus, dass die Tethys, ein längst verschwundener Urozean der Erde, durch plattentektonische Verschiebungen zweigeteilt wurde.

"Diese daraus resultierenden paläo-ozeanographischen Veränderungen wie beispielsweise eine drastische Einschränkung der Zirkulation des Ozeanwassers könnten eine Erklärung für die hohen Wassertemperaturen sein, die wir mittels Isotopengeochemie an fossilen Kalkschalen und anderen Skelettelementen aus den Sedimentschichten feststellen konnten", so Mette.
Begründung für das maritime Massensterben
Die reduzierte Zirkulation und Wassererwärmung wiederum wären eine plausible Begründung für ein maritimes Massensterben, vor allem mit dem heutigen Basiswissen, dass unter anderem die Wasserzirkulation essentiell für das Funktionieren der ozeanischen Ökosysteme ist.

Weitere Analysen sollen einen noch tieferen Einblick in dieses einschneidende Ereignis der Erdgeschichte bieten, das für die Entwicklung des Lebens auf der Erde eine wichtige Rolle spielt.

Eva-Maria Gruber, Universum Magazin
->   Institut für Geologie und Paläontologie, Uni Innsbruck
->   Wissenschaftsfonds (FWF)
->   Österreichische Akademie der Wissenschaften
->   Universum Magazin
 
 
 
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01.01.2010