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Funktionierende "menschliche" Nieren gezüchtet  
  Spender für menschliche Organe sind rar - eine Möglichkeit diesen Mangel zu beheben sollen in Zukunft speziell gezüchtete Organe darstellen. Von einem weiteren Schritt in diese Richtung berichten nun israelische Wissenschaftler: Ihnen ist es gelungen, aus bestimmten Stammzellen menschliche Nieren wachsen zu lassen - und zwar direkt im Empfänger: Dabei handelt es sich allerdings bislang nicht um Menschen, sondern um Mäuse.  
Wie das Forscherteam um Yair Reisner vom Weizmann Institute of Science in Rechowot bei Tel Aviv berichtet, gelang ähnliches auch mit Stammzellen von Schweinen. Die Ergebnisse der Wissenschaftler wurden im Fachmagazin "Nature Medicine" veröffentlicht.
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"Human and porcine early kidney precursors"
Der Artikel "Human and porcine early kidney precursors as a new source for transplantation" ist am 23. Dezember 2002 als Vorab-Onlinepublikation erschienen und wird in einer der kommenden Printausgaben des Fachmagazins veröffentlicht. (doi:10.1038/nm812).
->   "Nature Medicine"
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Ziel der Forschungen: Neue Organe für Kranke
Die Forschungsergebnisse könnten dem Bericht zufolge in wenigen Jahren dazu beitragen, den akuten Mangel an menschlichen Spenderorganen zu mildern. Ein besonders wichtiger Punkt: Die gefürchtete Abstoßung des "fremden" Organs trat bei der von den Israelis verwendeten Methode nicht ein.
Verpflanzung von "Vorläufer-Stammzellen"
Yair Reisner hat zusammen mit seinem Team menschliche und von Schweinen stammende so genannte "Nierenvorläufer-Stammzellen" verpflanzt - also Stammzellen, aus denen sich in den jeweiligen Embryonen später ebenfalls Nierenzellen bzw. Nieren entwickelt hätten.

In den Empfängern - Versuchsmäuse - wuchsen diese Zellen zu normal funktionierenden Nieren heran, die auch Urin produzierten. Bezüglich ihrer Größe entsprachen die "menschlichen" bzw. "Schweine"-Nieren normalen Mäuseorganen.
Zelluläre Xenotransplantation ohne Abstoßungsreaktionen
Eine Abstoßung des fremden Gewebes konnte bei keiner der beiden Zellarten beobachtet werden. Selbst Versuche der Forscher, die Abstoßung der Organe durch die Injektion von entsprechenden menschlichen Abwehrzellen zu provozieren, seien gescheitert.

Zudem berichten die Wissenschaftler in ihrem Artikel, dass die Blutversorgung innerhalb der Organe durch Blutgefäße der Mäuse gewährleistet werde - damit verringert sich das Risiko einer Abstoßung weiter.
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Der geeignetste Zeitpunkt für eine Transplantation
Nach Angaben der Forscher liegt die geeignetste Zeitspanne für die Transplantation der Stammzellen bei etwa sieben bis acht Wochen (das Alter menschlicher Zellen betreffend) und bei 3,5 bis vier Wochen (Schweinestammzellen betreffend). Werden die Stammzellen zu früh verpflanzt, so entwickelt sich im Nierengewebe "disorganisiertes Gewebe", darunter etwa Knochen und Muskelgewebe. Wird der Zeitpunkt zu spät gewählt, so steigt das Risiko einer Abstoßungsreaktion stark an.
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Behandlung beim Menschen möglich?
Die israelischen Forscher halten es nun für möglich, einen ähnlichen Prozess mit Hilfe von Vorläufer-Stammzellen von Schweinen beim Menschen einleiten zu können.

Die Methode befindet sich nach Angaben des Weizmann-Instituts bereits im Stadium vorklinischer Studien. Wenn alles gut gehe, so könne eine darauf basierende Behandlung in wenigen Jahren folgen.
Tausende warten auf Spenderorgane
Allein in den USA warten zurzeit etwa 50.000 Menschen auf eine Spenderniere. Das Warten auf ein geeignetes Organ kann Jahre dauern - rund 2.000 Patienten starben in diesem Jahr, bevor ein passender Spender gefunden werden konnte.
->   Weizmann Institute of Science
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   Organspende durch Menschen-Gen in Schweine-Sperma?
->   Ulrich Körtner: Für und Wider Xenotransplantation
 
 
 
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01.01.2010