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Erdferkel: Vorfahre des Menschen?  
  Erdferkel leben in Afrika, haben eine sehr lange Nase, fast schon einen Rüssel, und ernähren sich bevorzugt von Termiten. Auf den ersten Blick haben sie mit dem Menschen wenig gemein. Auf den zweiten aber schon: Genetische Vergleiche haben bewiesen, dass der gemeinsame Vorfahre aller Plazenta tragenden Säugetiere - zu denen auch wir Menschen gehören - dem heute lebenden Erdferkel sehr ähnlich war.  
Eine vergleichende Studie von Elefanten, Menschen und Erdferkel ergab, dass sich das Erbmaterial der letzteren in Jahrmillionen relativ wenig verändert hat.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie eines Forscherteams um den Zoologen Terence J. Robinson von der südafrikanischen University of Stellenbosch.
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Die Studie ist unter dem Titel "Reciprocal chromosome painting between human, aardvark and elephant (superorder Afrotheria) reveals the likely Eutherian ancestral karyotype" in der aktuellen Ausgabe der "Proceedings of the National Academy of Science" (doi: 0335540100) erschienen.
->   PNAS
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Herkunft in Afrika
Bild: APA
Drei Wochen altes Erdferkel: Zumindest genetisch dem Menschen ähnlich.
Erdferkel gehören zur Überordnung der Afrotheria-Säugetiere, von denen vermutet wird, dass sie sich erst entwickelt haben, als sich der afrikanische Kontinent aufgrund plattentektonischer Kräfte von den anderen getrennt hatte.

Dass die verschiedenen Arten dieser Ordnung genetisch verwandt sind (Erdferkel, Elefanten, Goldmullen, Klippschliefer, Seekühe, Rüsselspringer), haben bereits frühere Vergleichsstudien bewiesen. Unbeantwortet blieb aber die Frage nach der Ähnlichkeit des mutmaßlichen Plazentatier-Vorfahren und der rezenten Afrotheria.
->   Mehr über Afrotheria
Gen-Verwandtschaft von Erdferkel und Mensch ...
In ihrer Studie verglichen Robinson und sein Team Chromosomen von drei Tieren der Afrotheria - Erdferkel, Afrikanische Elefanten und Asiatische Elefanten - sowie von Menschen, die zu einer anderen Überordnung der Säugetiere gehören.

Das Ergebnis: Bei allen Organismen stimmten zahlreiche Chromosomenabschnitte überein, innerhalb der Afrotheria in besonders hohem Maß. Das menschliche Erbgut aber ähnelte am stärksten dem der Erdferkel.
... sowie von Urahn und Erdferkel
Aus bislang unbekannten Gründen haben sich die Chromosomen des Erdferkels seit den Tagen des gemeinsamen Vorfahrens am wenigsten verändert. Sie haben ihren Karyotyp - also die für die Spezies charakteristische Anzahl und Art der Chromosomen - in einer Weise bewahrt, wie bei anderen Säugetiere nicht der Fall ist.

Dies lässt nach Ansicht der Forscher den Schluss zu, dass Erdferkel dem letzten gemeinsamen Vorfahren aller Plazentatiere genetisch am ähnlichsten sind. Placentatiere sind Säuger mit einem Mutterkuchen (Placenta), welche eine geschützte Entwicklung des Keims in ihrer Gebärmutter sicherstellt.
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Erdferkel
Erdferkel (auch: Erdschwein, Orycteropus afer) sind die einzigen noch lebenden Vertreter der zu den Urhuftieren zählenden Röhrenzähner. Sie werden etwa einen Meter lang und 60 Zentimeter hoch, ihr Gewicht beträgt im ausgewachsenen Zustand an die 70 Kilogramm. Erdferkel haben einen langgezogenen Kopf, längliche Eselsohren, einen schweineähnlichen Rumpf und einen känguruartigen Schwanz.

Die äußerliche Ähnlichkeit der Erdferkel mit Ameisenbären beruht auf gleichsinnigen Anpassungen an die Nahrung - sie ernähren sich fast ausschließlich von Termiten. Erdferkel gibt es nur in Afrika: Sie leben südlich der Sahara, vor allem in den Savannen West-, Zentral-, Ost- und Südafrikas, aber auch im Regenwald Kameruns und des Kongogebiets.
->   Mehr über Erdferkel
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Gemeinsamer Vorfahre vermutlich nagerähnlich
Der letzte gemeinsame Vorfahre aller Plazenta tragenden Säugetiere könnte unseren Planeten vor mehreren hundert Millionen Jahren zeitgleich mit den Dinosaurieren bevölkert haben - manche Forscher gehen davon aus, dass er Ähnlichkeiten mit heutigen Nagetieren hatte.

Damit unterschied er sich zwar rein äußerlich heftig von den heutigen Erdferkeln, genetisch dürfte die Differenz aber vergleichsweise gering sein.
"Spitzmaus": Winziger Urahn
Die These des Spitzmaus-ähnlichen Vorläufers aller Säugetiere wurde zuletzt von chinesischen Forschern 2001 genährt. Sie hatten Fossilien eines nur zwei Gramm schweren Tiers, das vor rund 200 Millionen Jahren lebte, in der chinesischen Provinz Yunnan entdeckt.

Das "Hadrocodium wui" getaufte hatte laut der Forscher bereits die entscheidenden Merkmale eines Säugetiers entwickelt. Wie die Forscher damals in "Science" (Bd. 292, S. 1535-1540) schrieben, besaß das Tier ein ähnliches Ernährungsschema wie die heutige Spitzmaus, d.h. es ernährte sich in erster Linie von Insekten.
->   Mehr über den Nager-Vorfahren in science.ORF.at
->   University of Stellenbosch
 
 
 
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01.01.2010