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Meningokokken - die unterschätzte Gefahr  
  Eine Meningokokken-Infektion kann schneller tödlich ausgehen, als man denkt - vor allem dann, wenn die Symptome der eitrigen Gehirnhautentzündung oder Blutvergiftung nicht erkannt oder nicht ernst genommen werden.  
Früherkennung ist wichtig
Rechtzeitig erkannt lassen sich durch Meningokokken hervorgerufene Hirnhautentzündung und Sepsis (Blutvergiftung) mit Antibiotika gut behandeln. Bisher wurden keine Antibiotika-Resistenzen registriert - so die Auskunft der Nationalen Referenzzentrale in Graz.
->   Nationale Referenzzentrale, Graz
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Symptome der Infektion
Symptome sind plötzlich auftretendes hohes Fieber, Nackensteife, starke Kopfschmerzen und Petechien an der Haut (veraltetet Fieberflecken, Punkte, Bläschen auf der Haut, die von inneren Blutungen herrühren und die auch dann nicht verschwinden, wenn man einen Gegenstand aus Glas auf die betroffene Stelle presst). Petechien sind das Zeichen, dass Feuer am Dach ist - so Ernst Huber, Kinderarzt und Präsident des Österreichischen Grünen Kreuzes für Vorsorgemedizin, gegenüber dem ORF-Radio.
->   Arbeitsgemeinschaft Meningokokken
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Impfen: Die Illusion vom absoluten Schutz
Es gibt heute Impfstoffe für einige Serotypen der Meningokokken (u.a. gegen Serotyp A und C). Keinen Impftstoff gibt es hingegen für den Serotyp B - und das ist der bei uns am häufigsten vorkommende Erregerstamm.

Laut Angaben des Nationalen Referenzzentrums gehen zwei von drei Meningokokken-Hirnhautentzündungen auf das Konto von Typ B.
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Die Meningokokkenerkrankungen in Zahlen
2002 wurden in Österreich 85 Erkrankungsfälle nach Meningokokken-Infektion registriert. Davon waren 18 Serotyp C-Infektionen (22 Prozent), die durch eine Impfung hätten verhindert werden können. Den größten Anteil (62 Prozent) machten Serotyp-B-Infektionen aus - für die es keinen Impfstoff gibt.

2002 sind in Österreich fünf Menschen nach einer Meningokokken-Infektion verstorben. In allen fünf Fällen ging die Erkrankung von Typ B Meningokokken aus. Keine Impfung nur eine rechtzeitige Behandlung mit Antibiotika hätte diese Todesfälle verhindern können. Auch 2003 verstarb bereits wieder ein Kind nach einer Meningokokken-B-Infektion - weil zu spät auf die Symptome reagiert wurde.
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Ärzte sollen aufklären
Die Ärzte, die gegen Meningokokken impfen, sind aufgerufen - so Sigrid Heuberger vom Nationalen Referenzzentrum für Meningokokken gegenüber dem ORF-Radio - ihre Patienten eindringlich darüber zu informieren, dass die heute zur Verfügung stehenden Impfstoffe nicht vor dem Serotyp B schützen.

Sich nach einer Meningokokken-Impfung zu sehr in Sicherheit zu wiegen, kann fatale Folgen haben.
Risikogruppen: Babys und Geschwächte
Eine Meningokokken-Infektion kann Menschen aller Altersklassen treffen - besonders gefährdet sind jedoch Säuglinge und Kleinkinder, deren Immunsystem noch nicht voll entwickelt ist. Auch Menschen, deren Immunsystem geschwächt ist - zum Beispiel durch eine vorangegangene Erkrankung - haben ein erhöhtes Risiko, die Erreger nicht abwehren zu können.
Die Infektion
Die Meningokokken sitzen im hinteren Rachenraum und können nur durch direkten, intimen Kontakt weitergegeben werden. Viele tragen die Bakterien in sich, ohne krank zu werden. Dringen die Erreger nämlich in den Rachenraum ein, produziert das gesunde Immunsystem Antikörper und die Meningokokken verschwinden wieder.

Nur das geschwächte Immunsystem versagt dabei. Je häufiger Menschen intimen Kontakt mit anderen haben, umso größer ist die Gefahr sich zu infizieren - daher zählen auch Jugendliche zu den Risikogruppen.

Eveline Schütz, Ö1-Wissenschaft
->   Experten empfehlen Meningokokken-Schutzimpfung (6.11.02)
 
 
 
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01.01.2010