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Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Neue Methoden zur Entsorgung der Treibhausgase  
  Wenn sich schon die Emissionen nicht einschränken lassen: Vor dem Hintergrund der globalen Erwärmung suchen Wissenschaftler nach technischen Möglichkeiten, die Treibhausgase loszuwerden. Eine davon sieht beispielsweise vor, gefrorenes CO2 einfach ins Meer zu kippen. Insgesamt ist deren globale Machbarkeit allerdings fraglich.  
Zur Diskussion stehen die Verklappung von Kohlendioxid im Meer, die Deponierung in ehemaligen Erdgaslagern oder der Einsatz von CO2 "fressenden¿ Algen. Diese Verfahren funktionieren im Prinzip, das haben erste Experimente gezeigt. Klimaforscher zweifeln allerdings an der Realisierbarkeit im globalen Maßstab.
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Weltweit: Sieben Milliarden Tonnen Kohlendioxid pro Jahr
Rund sieben Milliarden Tonnen Kohlendioxid bläst der Mensch alljährlich aus Kraftwerkschloten und Auspuffen in die Luft. Tendenz steigend: Die Emissionen wurden kaum gedrosselt, obwohl sich in den Kyoto Protokollen von 1997 rund 100 Industriestaaten dazu verpflichtet haben. Als hauptverantwortlich dafür gelten die USA, die bis heute jede Einschränkung verweigern.
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CO2-Gehalt verdoppelt sich
Verfeuert der Mensch wie bisher ungebremst Kohle und Öl, dann wird sich nach Meinung vieler Wissenschaftler der CO2-Gehalt der Atmosphäre bis zum Ende des Jahrhunderts verdoppeln. Die Folge wäre ein globaler Temperaturanstieg von rund sechs Grad - das Treibhaus Erde wäre perfekt.
Unterwasserdeponie für Treibhausgas
Das Interesse an einer technischen Lösung für das CO2-Desaster ist naturgemäß dort am größten, wo man glaubt, emissionsseitig nicht bremsen zu können: in den USA.

Vor der Küste Kaliforniens laufen einige Versuche, flüssiges Kohlendioxid in der Tiefsee zu deponieren. In Tiefen unterhalb der 3.000 Meter-Grenze erstarrt das tiefgekühlte Treibhausgas in einer dünnen Eishaut und beginnt dann langsam abzuschmelzen.

Für die Experimente wird derzeit allerdings nur mit kleineren Mengen Kohlendioxid gearbeitet - um die sensible Flora und Fauna der Tiefsee nicht zu gefährden.
Trockeneis ins Meer
Doch denken die Forscher bereits im großen Maßstab: Über Schiffe und Pipelines könnte CO2 in großen Mengen in die Tiefsee verfrachtet werden. Ein anderes Szenario sieht vor, gefrorenes Kohlendioxid - also Trockeneis - einfach ins Meer zu kippen. Dazu könnten Supertanker adaptiert werden.

Nur hat die Idee gravierende Schönheitsfehler: Zum einen ist nicht absehbar, was es kosten würde, Milliarden Tonnen CO2 ins Meer zu pumpen. Zum anderen sind die Folgen für das Leben in der Tiefsee nicht abschätzbar: Noch kann keiner sagen, wie die Fische auf Dauer den Kohlensäuresprudel verkraften würden.
Algen als CO2-Killer
Statt Milliarden Tonnen Kohlendioxid nach dem "American Way" einfach ins Meer zu kippen, setzen deutsche Forscher auf eine subtilere und natürliche Methode: Mikroalgen, die an der Meeresoberfläche treiben, sollen das CO2 aus der Atmosphäre binden.

Diese Planktonalgen holen sich CO2, das sie zur Photosynthese brauchen, aus dem umgebenden Wasser. Wenn die Algen sterben, gehen sie mitsamt dem organisch gebundenen Kohlendioxid auf ewige Tauchstation in die Tiefsee. Allerdings geht es auch hier nicht ohne menschliche Nachhilfe.
Dünger für den Ozean
Die CO2-Killer brauchen Eisen und daran mangelt es in weiten Teilen der Ozeane. Um die Algenkulturen so richtig zum Gedeihen zu bringen, müsste also gedüngt werden. Das haben Forscher des Alfred Wegener Institutes in Bremerhaven auch getan.

Mit dem Forschungsschiff Polarstern wurden 50.000 Liter Eisensulfatbrühe vor der Spitze Südamerikas ausgebracht. Die Wirkung war verblüffend: In wenigen Tagen erstreckte sich der Algenteppich über 50 Quadratkilometer; nach drei Wochen waren es bereits an die 500.

Die lebende CO2-Falle war sogar vom Weltall aus zu erkennen. Dann dürfte das Eisen verbraucht gewesen sein - die Algen verschwanden so schnell wie sie aufgetaucht waren.
Ungeklärte Nebenwirkungen
Ein weiterer Großversuch soll jetzt Klarheit schaffen, in welchem Ausmaß nachgedüngt werden müsste. Mit einer entsprechenden Eiseninjektion soll ein Algenteppich von 2.000 und mehr Quadratkilometern geschaffen werden.

Wie weit das Ökosystem durch die künstliche Algenblüte gestört wird, ist allerdings eine der weiteren offenen Fragen. Es fehlt nicht an Warnungen vor derart massiven Eingriffen.

Wenn die Algen allerdings gefressen werden - von Kleinkrebsen oder Einzellern - dann verbessert das die CO2-Bilanz nicht. Die Tierchen verdauen die Algen und geben das Kohlendioxid an die Umwelt ab. Nicht anders wie Kühe, die mit ihren Verdauungsgasen mit zum Treibhauseffekt beitragen.

Ein Beitrag von Gerhard Roth für die Sendung "Modern Times" am Freitag, 14. Februar 2003, um 22:35 in ORF 2
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->   "Modern Times"
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->   Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI)
->   Monterey Bay Aquarium Research Institute
->   AustroClim: Klima-Initiative österreichischer Wissenschaftler
->   Potsdamer Institut für Klimaforschung
->   Alle Artikel zu den Treibhausgasen in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010