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Neue Untersuchungen zu umstrittenen Fossilienfunden  
  Fossilienfunde aus Australien sorgten vor zwei Jahren für große Aufregung: Ein Forscherteam hatte das Alter der menschlichen Überreste auf 60.000 Jahre datiert - damit geriet allerdings die so genannte "Out of Africa"-Theorie, eine zentrale Hypothese der Anthropologie, ins Wanken. Eine neue Studie will den Streit nun beilegen - deren Ergebnissen zufolge sind die Fossilien vom Lake Mungo tatsächlich weitaus jünger.  
Die aktuelle "Nature"-Publikation des Wissenschaftlerteams um James Bowler von der University of Melbourne könnte die Diskussion um die Fossilienfunde vom Lake Mungo in New South Wales beenden und einmal mehr die afrikanische Herkunft des modernen Menschen bestätigen.
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"New ages for human occupation at Lake Mungo"
Der Artikel "New ages for human occupation and climatic change at Lake Mungo, Australia" ist erschienen in "Nature", Bd. 421, Seiten 837 - 840, vom 20. Februar 2003 (doi: 10.1038/nature01383).
->   Der Originalartikel in "Nature" (kostenpflichtig)
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Wiege des Homo sapiens auch in Australien?
Im Jänner 2001 sorgten Pressemeldungen für einige Aufregung: Demnach hatte ein Forscherteam um Alan Thorne von der University of Canberra per DNA-Analyse das Alter eines 1974 entdeckten Skelettes - von den Australiern "Mungo Man" genannt - auf rund 60.000 Jahre bestimmt.

Damit jedoch geriet die so genannte "Out-of-Africa"-Theorie ins Wanken: Dieser zufolge stammen alle modernen Menschen von afrikanischen Vorfahren ab, die vor rund 100.000 Jahren begannen, in die ganze Welt zu strömen. Zunächst wurden demnach Europa und Asien besiedelt, danach auch Amerika und Australien.

Vor 60.000 Jahren hätten somit - der Theorie zufolge - keinesfalls schon moderne Menschen in Australien existieren können. Es sei denn, man geht von einer völlig anderen entwicklungsgeschichtlichen Hypothese aus, zu deren Anhängern etwa Alan Thorne gehört.
Multiregionale Hypothese vom Ursprung des Menschen
Das Modell geht nicht von einem einheitlichen Ursprung des modernen Menschen aus. Demnach hätten sich in Australien moderne Menschen unabhängig von ihren afrikanischen Verwandten entwickelt.
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"Mitochondrial DNA sequences in ancient Australians"
Der Artikel von Alan Thorne und Mitarbeitern erschien unter dem Titel "Mitochondrial DNA sequences in ancient Australians: Implications for modern human origins" in den Proceedings der National Academy of Sciences (PNAS), Bd. 98, Nr. 2, Seiten 537-542, 16. Jänner 2001.
->   Abstract des Originalartikels in den PNAS
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Neue Studie datiert die Fossilien weitaus jünger
James Bowler, ehemals Mitarbeiter von Alan Thorne, hat sich nun die umstrittenen Funde noch einmal genau angesehen und neue Untersuchungen zur Altersbestimmung der Fossilien vorgenommen.

Das Ergebnis dieser Analysen: Die angeblich rund 60.000 Jahre alten Fossilien sind in Wahrheit lediglich 40.000 Jahre alt, die ältesten am Lake Mungo gefundenen Steinwerkzeuge datieren auf etwa 50.000 Jahre - beides passt damit recht gut zur "Out of Africa"-Hypothese der Anthropologen.

Der Wissenschaftler hat zusammen mit seinen Mitarbeitern Sand direkt von der Fundstelle der Lake-Mungo-Fossilien einer genauen Analyse mittels der so genannten "Optical Dating"-Methode unterzogen. Nicht nur "Mungo Man", auch die "Mungo Lady" - ein in der nähe entdeckter Fossilienfund und erste bekannte "Feuerbestattung" - ist demnach rund 40.000 Jahre alt.
Klima-Daten passen zu Ergebnissen
Auch die klimatischen Daten passen laut Bericht der Wissenschaftler in "Nature" zu der Datierung: Zu dieser Zeit hat die Natur die ersten Menschen noch reichlich mit Wasser und Nahrung versorgen können.
->   University of Melbourne School of Earth Science
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01.01.2010