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Journalistin im Rollstuhl - mit Handicap zum Traumberuf
Christiane Link, Journalistin bei der dpa-infocom
 
  Schon als Kind hatte ich nur einen einzigen Berufswunsch: Ich wollte Journalistin werden. Mich faszinierte vor allem das Medium Fernsehen. Bereits während meiner Schulzeit habe ich Praktika beim ZDF und SAT1 absolviert. Hospitanzen ebenfalls beim ZDF und beim Norddeutschen Rundfunk sollten folgen. Dass ich auf einen Rollstuhl angewiesen bin, spielte bei meinem Berufswunsch keine Rolle.  
Ich habe meine Behinderung nie als Hindernis empfunden, diesen Beruf zu ergreifen. Erst viel später, als Außenstehende Zweifel anmeldeten, wurde mir bewusst, dass mein Berufswunsch für einige nicht so selbstverständlich ist, wie für mich selbst.
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Zur Person Christiane Link
Christiane Link, Jahrgang 1976, arbeitet seit Anfang 2001 bei der dpa-infocom GmbH, der Online-Tochter der Deutschen Presse-Agentur. Die junge Journalistin im Rollstuhl ist Producerin bei dpa-ServiceLine (Ratgeber und Verbraucher) und Autorin für den dpa/gms-Themendienst.
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Behindertenfeindliche Architektur
Doch alle Kollegen, die ich während meiner Praktika oder meiner Arbeit kennen lernte, hatten diese Zweifel nicht oder ich konnte sie schnell ausräumen. Ein Hindernis für mich waren da schon eher bauliche Gegebenheiten, sowohl in Redaktionen als auch bei Terminen.

Hamburg bietet für mich jedoch eine verhältnismäßig gute Infrastruktur: Pressekonferenzen finden meist in großen Hotels statt, Behörden sind weitgehend zugänglich - und nicht zuletzt hat mein Arbeitgeber vor sieben Monaten einen Neubau bezogen, der völlig barrierefrei ist.
Behinderung und Schulbildung
Ich weiß, dass ich bis heute sehr viel Glück in meinem Berufsleben hatte. Doch ein paar Faktoren möchte ich erwähnen, die ich für maßgeblich halte, um behinderten Menschen den Weg in den Journalismus zu ermöglichen: Die Chance auf hohe Schulbildung ist für behinderte Menschen noch immer nicht der Regelfall. Immer häufiger wird aber von Arbeitgebern ein abgeschlossenes Studium vorausgesetzt.
Technische Hilfsmittel als Arbeitserleichterung
Bei der Arbeit selbst sind Barrieren im baulichen Bereich und der Zugang zu Sprache und Schrift für gehörlose und blinde Menschen ein Problem. Mit einer barrierefreien Arbeitsplatzausstattung und technischen Hilfsmitteln kann der Zugang zu diesem Arbeitsfeld geöffnet werden.
Barrieren im Kopf
Barrieren in den Köpfen müssen abgebaut werden: Offenheit gegenüber behinderten Menschen ist immer noch nicht selbstverständlich.

Dies betrifft sowohl die Arbeitgeber, die viel zu wenig behinderte Menschen einstellen als auch die Menschen, mit denen behinderte Journalisten zu tun haben: Pressesprecher, Politiker, PR-Agenturen, Interviewpartner. Von den behinderten Menschen würde ich mir ein bisschen mehr Mut wünschen, auch einmal ungewöhnliche Wege zu gehen. Dann werden diese Wege nämlich bald gewöhnlich.
->   Ortegalink - Informationsplattform für Behinderte
 
 
 
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01.01.2010