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Uni Graz: Lehrermangel sorgt für Aufruhr  
  Aus akutem Personalmangel hat die Grazer Sozial- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät die Teilnahme an Lehrveranstaltungen versteigert. Bei der ersten Aktion gingen nun 1.100 Studierende leer aus.  
Aufruhr herrscht nach der ersten Runde der elektronischen Lehrveranstaltungsversteigerung an der SOWI-Fakultät der Universität Graz. Die angebotenen Lehrveranstaltungen sind teilweise immens überbucht.
Bislang 1.100 fehlende Plätze
Bis dato fehlen 1.100 Plätze, obwohl noch nicht einmal alle Studierenden an der Versteigerung der Plätze teilgenommen haben. Manche Veranstaltungen wie beispielsweise Controlling sind vierfach überbucht.
"Für die Hälfte der Studierenden ausgelegt"
Studiendekanin Ulrike Leopold-Wildburger brachte das Problem Dienstagvormittag auf den Punkt: "Wir sind eine Fakultät, die für die Hälfte der Studierenden ausgelegt ist".

"Wir sind personell chronisch unterausgestattet. Für einen gut funktionierenden Lehrbetrieb bräuchten wir 30 Prozent mehr Personal", konstatierte auch Ursula Schneider, Leiterin des Institutes für Internationales Management. Eben aus dieser Not heraus habe man das System der Versteigerung von Lehrveranstaltungen eingeführt.
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Das Versteigerungssystem im Detail
Dabei bekommt jeder Studierende zu Beginn des Semesters 1.000 Punkte zur Verfügung gestellt, die er nach eigenem Ermessen auf Lehrveranstaltungen setzen kann. Für einen Fixplatz in beispielsweise "Controlling" musste man allerdings mindestens 360 Punkte - und somit ein Drittel des gesamten Punktebudgets - gesetzt haben, um überhaupt in einen der angebotenen Kurse aufgenommen zu werden.
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Mehr Lehrbeauftragte wären notwendig
"Damit alle Studierenden einen Platz haben, bräuchten wird allerdings fünf bis sechs Lehrbeauftragte mehr", so Dekan Lutz Beinsen.

Beinsen verteidigt jedoch das ungewöhnliche System der Vergabe von Plätzen in den Lehrveranstaltungen: "Es geht nicht darum, wie schnell sich jemand anmeldet, sondern welche Präferenzen die Studierenden setzen".
Teils heftige Kritik am Vergabesystem
Auf der anderen Seite stehen Studierende, die gerne mehr Veranstaltungen besuchen würden, deren Punktebudget dafür aber einfach nicht reicht: "Ich will nicht in Lehrveranstaltungen sitzen, die leicht zu haben sind, sondern die mich im Studium weiter bringen", so eine Studierende im Gespräch mit der APA.

Heftige Kritik am System selbst gab es am Dienstag auch von Seiten der Fakultätsvertretung der Studierenden, die letztlich dem Dekan, der Studiendekanin und Studienkommissionsvorsitzendem Hans-Peter Liebmann den Rücktritt nahe legten.

Das Anmeldesystem sei immer wieder zusammengestürzt, es habe "stundenlange Wartezeiten" gegeben und einige Studierenden hätten nicht einmal Punkte zugeteilt bekommen.
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Dem widerspricht der Dekan: Im Haus habe man durchschnittlich 15 Minuten auf den Zugang ins Anmeldesystem warten müssen. "Dass Leute von zu Hause aus nicht ins System gekommen sind, liegt wohl auch an deren Modem", so der Dekan lakonisch.
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Versteigerungsbüro vorübergehend geschlossen
Nach der ersten Versteigerungsrunde wird das elektronische Versteigerungsbüro vorübergehend geschlossen und am 10. März wieder geöffnet.

Jetzt will man entsprechend der Nachfrage bei den Studierenden "im Angebot umstrukturieren" - soweit das personell überhaupt möglich ist.

Als Signal, wie prekär die Situation an der Grazer Sowi ist, war am Dienstag auch zu sehen, dass etwa 80 Studierende bei der Pressekonferenz des Dekans anwesend waren.
->   Sozial- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Uni Graz
Uni Linz zum Entfall von Lehrveranstaltungen
Ähnlich schwierig scheint die Situation für die Studierenden der System Software Group an der Universität Linz zu sein, wie man der Homepage entnehmen kann. Dort wird über den Entfall von Pflichtlehrveranstaltungen aus Mangel an Lehrpersonal berichtet.

Als Grund sind hohe Studentenzahlen und "beschränkte interne Lehrkapazitäten" genannt. Demnach dürfen junge Assistenten - so genannte "wissenschaftliche Mitarbeiter in Ausbildung" - gar nicht mehr, ältere Assistenten dürfen maximal sechs Stunden unterrichten.

Dies erfordere den Rückgriff auf externe Lehrveranstaltungsleiter - deren Honorar allerdings auf Grund fehlender Geldmittel um die Hälfte gekürzt wurde. Die Folge: Sie legten den Lehrauftrag nieder.
->   Infos der Linzer System Software Group zum Entfall von Lehrveranstaltungen
 
 
 
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01.01.2010