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Neue Bilder und Erkenntnisse vom Jupiter  
  Auf ihrem Weg zum Saturn hat die Raumsonde Cassini den Jupiter passiert. Während ihres sechs Monate dauernden Vorbeifluges konnte die Sonde 26.000 Bilder vom Planeten, seinen Ringen und Satelliten aufnehmen. Neben beeindruckenden Bildern von Stürmen und lokal begrenzten Winden auf dem Jupiter zeigen die Aufnahmen auch bisher unbekannte Phänomene auf seinen Monden Io, Europa und anderen Satelliten. Diese haben zudem Zuwachs bekommen: Mittels Teleskop wurden sieben weiter Jupiter-Monde entdeckt.  
Die Aufnahmen der Raumsonde Cassini enthüllen erstaunliche, neue Phänomene wie z.B. die gigantische Rauchfahne eines Vulkans am Nordpol des Jupitermondes Io, und liefern zudem Schlüsselinformationen über die Ringe, Satelliten und die Meteorologie des Jupiter.

An der Auswertung der Bilder waren Wissenschaftler der NASA und mehrerer Astronomischer Institute beteiligt.
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Das Cassini-Huygens-Projekt
Die Raumsonde ist das wohl ambitionierteste Raumfahrtprojekt zur Erkundung fremder Planeten. Cassini ist ein gemeinsames Projekt von NASA, ESA und ASI (Italian Space Agency). Das Raumfahrzeug ist ca. sieben Meter lang und hat zwölf Experimente an Bord. Sechs weitere Versuchsanordnungen befinden sich auf dem europäischen Teil der Sonde, Huygens, der auch auf dem Titan, dem riesigen Mond des Saturns landen soll. Die Raumsonde ist am 15. Oktober 1997 gestartet.
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Detailinformationen zu Jupiters Atmosphäre
Der lange Vorbeiflug und das weite Spektrum der Aufnahmegeräte der Cassini - von Ultraviolett (UV) bis nahe Infrarot (near-IR) - war ausschlaggebend dafür, dass trotz der mehrschichtigen Wolken, Aerosole und Trübungen der Jupiteratmosphäre der Aufbau und die Entwicklung der Strukturen von Wolken und Winden festgehalten werden konnten.

Die Atmosphäre des Jupiter hat eine bandartige Erscheinungsform mit vielen atmosphärischen Phänomenen wie z. B. dem "Great Red Spot". Dabei handelt es sich um einen Jahrhunderte alten Wirbelsturm, der einige Planeten der Größe der Erde umfassen könnte.

 
Bild: Science

Der große dünklere Punkt im rechten unteren Teil des Bildes ist der "Great Red Spot"
Turbulente Muster ...
Eine weitere bemerkenswerte Eigenschaft der Jupiteratmosophäre ist ihr turbulentes Wolkenmuster, das durch die beständig und regional begrenzt wehenden Winde entsteht. Ihr Profil zeigt auf den Aufnahmen kleine Veränderungen in Form und Geschwindigkeit einiger regionalen Strömungen.
... und unbekannte Windströmungen
Außerdem konnten bisher unbekannte polare Windströmungen in jeder Hemisphäre des Planeten entdeckt werden.

Je näher man den Polarregionen kommt, umso mehr scheint sich das charakteristische, bandartige Bild der Atmosphäre in ein chaotisches Muster von hunderten interagierenden Wirbeln zu verändern.

 
Bild: Science

Farblich gekennzeichnete Wirbelmuster in der Atmosphäre des Jupiter.
Wirbel-Verschiebungen in Länge und Breite
Wie die Bilder der Sonde zeigen, sind diese Wirbel in der Nähe der Pole langlebiger und werden durch Strömungen um die Oberfläche des Planeten transportiert. Die Polarwirbel zeigen unregelmäßige Verschiebungen in Längen- und Breitengrad.
Viele Phänomene sind zeitlich begrenzt
Nördlich des 60. Breitengrades wachsen und verschwinden innerhalb weniger Wochen kleine Wirbelstürme. Der "Great Red Spot" entwickelt einen hellen Kern, der im Uhrzeigersinn zirkuliert und langsam ausdünnt, bis er endgültig verschwindet.

Dieser Sturm wird möglicherweise durch ein Ereignis im Magnetfeld des Jupiters ausgelöst: Sein Erscheinungsort stimmt mit einer Region überein, in der Partikel von Jupiters Strahlungsgürtel in die Atmosphäre eintreten. Dieser Vorgang löst eine helles Licht, ähnlich den Nordlichtern auf der Erde, aus.

 
Bild:Science

Unterschiedliche Atmosphärenmuster des Jupiter.
Satelliten und Ringe
Auch von den Monden Io, Europa und Ganymed konnte Cassini Daten zur Erde schicken. Atmosphärische Abstrahlungen konnten allerdings nur bei Io und Europa gemessen werden.

Ein sichtbares, sich im Breitengrad verschiebendes Glühen um den Äquator konnte auf Io aufgezeichnet werden. Dieses Glühen wir durch das Abkühlen so genannter Torus-Elektronen gespeist, die durch das Magnetfeld des Mondes angezogen werden und mit der Atmosphäre interagieren.

Auch Europas sichtbare Lichterscheinungen scheinen ihre Ursache eher in atmosphärischen Zusammenhängen als in Veränderungen auf der Oberfläche zu haben.
Zwei gigantische Rauchfahnen
Die Bilder von Io zeigen außerdem zwei riesige Rauchfahnen: Pele, eine 400 Kilometer hohe Schwade, wurde schon von der Raumsonde Voyager entdeckt, die Zweite - über dem Nordpol - war bisher unbekannt.

Nach genaueren Untersuchungen der Cassini-Bilder konnten die Wissenschaftler feststellen, dass die Ursache für die Rauchfahne am Nordpol des Tvashtar-Vulkans liegt.

Diese Entdeckung unterstützt die Annahme, dass eine Reihe von kurzlebigen Rauchfahnen in großen Höhen der Io-Atmosphäre auf Lava-Ausstöße zurückzuführen sind. Diese regelmäßigen Eruptionen deuten auf eine gezeitenartige Erhitzung im Inneren des Mondes hin.
Sieben weitere Jupiter-Monde entdeckt
Auch von der Erde aus kann man noch einiges im Weltraum entdecken. So haben Wissenschaftler der Universitäten Hawai und Cambridge mittels Teleskop sieben weitere Jupiter-Monde entdeckt.

Damit steigt die Zahl der Jupiter-Trabanten auf insgesamt 47, wie die Internationale Astronomische Union mitteilte. Die Astronomen hoffen nun, dass die Monde ihnen auch neue Erkenntnisse zur Entstehung des größten Planeten unseres Sonnensystems liefern.

 


Der Pfeil deutet auf einen der kleineren Jupitermonde.
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30 unbekannte Jupiter-Monde bisher entdeckt
Eine Forschergruppe der Universitäten Hawaii und Cambridge sichtete die Monde im Februar mit Hilfe eines Teleskop auf dem Vulkan Mauna Kea auf Hawaii. Das Team hat seit Ende 2000 insgesamt 30 zuvor unbekannte Jupiter-Monde entdeckt. "Wir machen das, weil wir herausfinden wollen, wie diese Satelliten vom Schwerkraftfeld des Planeten eingefangen wurden", erklärte David Jewitt von der Universität Hawaii.
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Drehungen in entgegengesetzter Richtung
Fünf der sieben neu entdeckten Monde bewegen sich entgegengesetzt zur Drehung des Jupiter. Dies deutet darauf hin, dass sie ursprünglich an einer anderen Stelle entstanden und erst später in die Umlaufbahn des Jupiters gerieten.

Die Größe der neu entdeckten Monde wurde noch nicht ermittelt, die Astronomen schätzten ihren Durchmesser aber auf zwei bis vier Kilometer. Damit sind die Satelliten sehr viel kleiner als der Erdmond oder die vier größten Jupitermonde, die Galileo Galilei schon vor 400 Jahren entdeckte.
Schätzungen: Bis zu 100 kleine Monde
Die Wissenschafter halten es für möglich, dass insgesamt über 100 kleine Monde mit einem Durchmesser von über einem Kilometer um den Jupiter kreisen.

Die Raumsonde Cassini soll am 1. Juli. 2004 den Saturn erreichen, dann soll sie unter anderem feststellen, ob es dort ähnliche Phänomen wie auf dem Jupiter gibt.
->   NASA
->   ESA
->   University of Hawaii
->   International Astronomical Union
->   Mehr über Jupiter in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010