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Was wirkt wirklich gegen Haarausfall?  
  Seit Urzeiten gelten Haare als Symbol für Kraft, Erotik und Schönheit. Es ist daher nicht verwunderlich, dass immer lichter werdendes Haar bzw. erste kahle Stellen am Kopf für die meisten Betroffenen eine große psychische Belastung darstellen. Im Kampf gegen Haarausfall stehen eine Reihe von mehr oder weniger wirksamen Mitteln zur Verfügung. Der Ö1-Radiodoktor ging der Frage nach: Was wirkt nun wirklich?  
"Haarsträubende" Wundermittel
Die Palette der angeblich "100-prozentig wirksamen Haartinkturen" und Hausmittelchen ist kaum überschaubar. Sie sollen - so einschlägige Werbetexte - durchblutungsfördernd, wurzelernährend oder haarschaftstärkend wirken. Sie sind in der Regel teuer, aber wirken - so die frustrierende Erfahrung - leider meist nicht.

"Auch Behandlungen mit Softlasern kosten meist viel Geld, die Wirksamkeit dieser Methode gegen Haarausfall ist aber nicht bewiesen", meint Herbert Hönigsmann, Vorstand der Abteilung für spezielle Dermatologie und Umweltdermatosen am AKH Wien.

Erst mit der "Entdeckung" der Substanzen Minoxidil und Finasterid wurden vor wenigen Jahren die ersten wirksamen Mittel gegen Haarausfall gefunden, die auch einer wissenschaftlichen Überprüfung stand halten.
Der Zufall kam zu Hilfe
Eigentlich zur Behandlung von Bluthochdruck entwickelt, führte Minoxidil bei Frauen, die dieses Medikament zur Blutdrucksenkung einnahmen, zu verstärktem Haarwuchs am ganzen Körper. Das war das jähe Ende für den Blutdrucksenker Minoxidil.

Doch eines Tages kam ein findiger Kopf auf die Idee, Minoxidil in Form einer Lotion auf die kahlen Kopfpartien aufzutragen und siehe da: Minoxidil kann Haarausfall bei 50 Prozent der Betroffenen stoppen und führt in manchen Fällen sogar zum Nachwachsen der Haare.

Doch Voraussetzung für ein neues Ersprießen der Lockenpracht ist das Vorhandensein von zumindest Flaumhaar. Der Nachteil: Minoxidil muss lebenslang angewendet werden, denn sobald man mit den täglichen Einreibungen aufhört, lässt auch die Wirkung nach.
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Buchttipp
"Haarausfall: Was tun?", Konsument-extra,
Verein für Konsumenteninformation, S. Hirzel-Verlag
Autorin: Isabelle Gazar
Bestellung unter E-Mail: hpitsch@vki.or.at
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Hoffnungsträger Finasterid
Auch bei Finasterid führte der Zufall Regie. Denn Finasterid, ein Testosteron-Hemmer, entwickelt um die gutartige Vergrößerung der Prostata zu heilen, führte zum Erstaunen der Mediziner zur Wucherung von frischem Haar auf ehemals kahlen Kopfstellen. Diese vermeintliche Nebenwirkung hat der Substanz mittlerweile weltweiten Ruhm eingebracht.

Finasterid kommt allerdings nur zur Therapie des androgenetischen Haarausfalls bei Männern in Frage. Frauen im gebärfähigen Alter dürfen auf keinen Fall mit Finasterid behandelt werden, denn männliche Embryos würden durch die testosteron-unterdrückende Wirkung Schaden nehmen.
Kontinuierliche Einnahme nötig
Finasterid kann als Tablette eingenommen werden. Allerdings muss die Einnahme kontinuierlich erfolgen, denn sonst lässt auch bei Finasterid die Wirkung schnell nach. Als mögliche Nebenwirkungen könnten Libido-Verlust und Erektionsstörungen auftreten.
Ursachen müssen geklärt werden
"Bevor jedoch mit einer Therapie begonnen werden kann", so Hönigsmann, "muss die jeweilige Ursache des Haarausfalls geklärt werden. Dabei gibt beim Mann schon das Ausfallmuster Aufschluss über die Ursache". In den meisten Fällen handelt es sich beim Mann um genetisch bedingten Haarausfall. Anders verhält es sich bei der Frau.

"Bei der Frau können viele Faktoren zum Haarausfall führen. So muss z.B. abgeklärt werden, ob eine Krankheit wie z.B. Stoffwechselstörungen, Störungen des Immunsystems oder der Schilddrüse zugrunde liegen oder ob das Zusammenspiel der Hormone stimmt. Ebenso kann es hilfreich sein, den Eisenspiegel zu ermitteln", meint Hönigsmann.

Darüber hinaus können auch psychische Belastungen, Medikamente oder mechanische Schäden mögliche Ursachen für Haarausfall sein.
Hormone gegen Haarausfall
Die weiblichen Geschlechtshormone Östrogene haben eine aktivierende Wirkung auf das Haarwachstum. Sie hemmen die Umwandlung von Testosteron in das haarwurzelschädigende Dihydrotestosteron.

Frauen, die unter hormonell bedingtem Haarausfall leiden, bekommen in der Regel eine "Pille" verschrieben, die neben Östrogenen auch ein Antiandrogen (z.B. Cyproteronacetat oder Spironolacton) beinhaltet.
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Cyproteronacetat und Spironolacton
Mit dem Wirkstoff Cyproteronacetat konnten bereits gute Erfolge erzielt werden. Nach dem Absetzen dieses Wirkstoffes fällt die positive Wirkung dieses Antiandrogens allerdings relativ rasch (nach ca. zwei bis drei Monaten) weg.

Bei Spironolacton handelt es sich um einen Abkömmling eines Nebennierenrindenhormons. Dieser Wirkstoff wird primär als Entwässerungsmittel eingesetzt, hat aber zusätzlich einen antiandrogenen Effekt.
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High-tech Haarwässer und Co.
Um die Wirkung von Östrogenen auch für Männer nutzbar zu machen, werden synthetische Östrogene, so genannte 17-Alpha-Estradiol, in Form von Wässer, Lotions, etc. angeboten. Diese Mittel können auf nachweisbare Erfolge bei Frauen wie Männern pochen, allerdings nur wenn die nicht gerade preiswerten Substanzen ständig angewendet werden.

Martina Weigl, Christoph Leprich, Ö1-Radiodoktor
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Ö1-Radiodoktor: Infomappe bestellen
Eine kostenlose Infomappe zu dieser Sendung vom 17.3.03 kann bestellt werden unter: ORF Redaktion Radiodoktor, Postfach 1000, Kennwort Haarausfall, 1040 Wien oder E-Mail: radiodoktor@orf.at
->   Radio Österreich 1
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01.01.2010