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Schlüsselprotein im Selen-Stoffwechsel entdeckt  
  Forscher haben ein Protein identifiziert, das eine wichtige Rolle beim Transport von Selen im Körper spielt. Dieses Spurenelement schützt den Körper vor Alterungsprozessen und Krankheiten wie Krebs.  
Zahlreiche Studien zeigen, dass ein Selenmangel das Risiko für Prostata-, Darm- oder Lungenkrebs erhöht. Wissenschaftler aus Berlin, Würzburg und Braunschweig haben jetzt ein Protein identifiziert, das den Transport des Selens aus der Nahrung in die Gewebe vermittelt.
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"Gene disruption discloses role of selenoprotein P"
Die Arbeit "Gene disruption discloses role of selenoprotein P in selenium delivery to target tissues" ist in der Fachzeitschrift "Biochemical Journal" veröffentlicht worden, Bd. 370, Nr. 2, Seiten 397-402 (DOI 10.1042/BJ20021853).
->   Das Abstract im "Biochemical Journal"
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Selenprotein P wichtig für den Transport
Nur mit Hilfe des so genannten Selenoprotein P kann demnach eine ausreichende Menge Selen die Körperzellen erreichen und dort wirksam vor Krebs und anderen Krankheiten schützen. Das Selen-Transportprotein könnte auch als geeigneter Marker in der Krebsvorsorge dienen.
Selen: Lebensnotwendiges Spurenelement
Selen ist ein lebensnotwendiges Spurenelement, das mit der Nahrung aufgenommen wird. Es schützt den Körper vor Alterungsprozessen im Herz-Kreislauf-, Nerven- und Immunsystem. Außerdem beugen Selen-Verbindungen der Krebsentstehung vor.

"Eine selenarme Ernährung erhöht daher das Risiko an Krebs zu erkranken", sagt Lutz Schomburg, Projektleiter am Universitäts-Klinikum Charité der Humboldt-Universität zu Berlin. "Um an Ort und Stelle in den Zellen wirken zu können, muss das Selen im Körper an die verschiedenen Organe verteilt werden."
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Selen-Lieferanten: Fisch, Fleisch und Eier
Die empfohlene tägliche Selen-Menge liegt bei 50 bis 100 Mikrogramm (1 µg/kg Körpergewicht). Neben Fisch und rotem Fleisch sind Eier ein wichtiger Selen-Lieferant. Wer selenreich essen will, sollte daher häufig Seefisch, Geflügel, Meeresfrüchte, rotes Fleisch und Eier zu sich nehmen.

Der Selen-Gehalt in Getreideprodukten schwankt je nach Anbaugebiet gewaltig: 100 Kilogramm deutscher Weizen enthalten nur zwei Milligramm Selen, amerikanischer Weizen dagegen fünfzigmal mehr. Zu viel Selen kann jedoch auch schädlich sein und in einer Überdosierung sogar zu Vergiftungen führen. Eine Selen-Einnahme zur Nahrungsergänzung sollte daher mit dem Arzt abgesprochen werden.
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Gestörte Protein-Produktion: Zu wenig Selen
Das Forscherteam um Lutz Schomburg hat nun das Selenoprotein P als ein zentrales Protein im Blut identifiziert, das die Selen-Aufnahme aus der Nahrung ermöglicht: "Eine gestörte Produktion dieses Proteins führt zu einer verminderten Selen-Menge im Blut und im Gewebe", erklären die Biochemiker.

"Unsere Laborversuche zeigen, dass sich in Abwesenheit des Selenoprotein P zwar in der Leber hohe Selen-Spiegel anreichern, dafür aber in anderen Organen wie in den Nieren, den Hoden oder im Gehirn ein starker Selen-Mangel und nur eine verminderte Bildung selenhaltiger Enzyme auftritt."

Dadurch kann der Körper wichtige Proteine zum Schutz vor gefährlichen Sauerstoffverbindungen nicht ausreichend bilden - die Gefahr an Krebs zu erkranken steigt.
Niedrige Konzentration als Krebsmarker?
Damit konnten die Forscher bestätigen, dass geringe Selen-Spiegel im Blut einen Risikofaktor für die Krebsentstehung darstellen. "Eine niedrige Konzentration des Selenoprotein P könnte somit in Zukunft als Marker dienen, der auf ein erhöhtes Krebsrisiko hindeutet", erklärt Experte Schomburg.
"Nachdem es uns gelungen ist, das Transportprotein Selenoprotein P als Schlüsselprotein im Selen-Stoffwechsel zu identifizieren", so der Wissenschaftler, "wollen wir nun eine Strategie entwickeln, mit der ein Mangel an bestimmten Selenoproteinen behoben werden kann."
->   Institut für Experimentelle Endokrinologie der Charité Berlin
->   science.ORF.at: Selen essentieller Nahrungsbestandteil
 
 
 
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01.01.2010