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Neurodermitis: Wiener entwickeln Cortison-Ersatz  
  Hilfe ohne Sorgen über unerwünschte Nebenwirkungen: Dies verspricht eine am Novartis Forschungsinstitut in Wien entwickelte Creme all jenen, die unter Neurodermitis leiden. Die Creme soll einen ähnlichen Effekt wie Cortison haben - allerdings ohne Nebeneffekte.  
"Das wird a la longue die Cortison-Cremen in dieser Anwendung weitgehend verdrängen", erklärte Mittwoch Abend der Vorstand der Universitätsklinik für Dermatologie am Wiener AKH, Klaus Wolff, bei einem Pressegespräch im Novartis Forschungsinstitut (NFI).
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"Jeder Vierte leidet irgendwann an Neurodermitis"
Wolff, dessen Abteilung von Anfang an in den klinischen Tests mit dem Wirkstoff "Pimecrolimus" engagiert war: "Die Neurodermitis oder atopische Dermatitis ist eine genetisch determinierte Erkrankung. Es juckt, es tut weh, die Haut ist entzündet - und der Patient ist verzweifelt. Die Krankheit ist sehr häufig. Man kann rechnen, dass ein Viertel der Bevölkerung irgendwann in ihrem Leben an Neurodermitis leiden."
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Leiden tritt meist im ersten Lebensjahr auf
In 75 Prozent der Erkrankungen tritt das Leiden bereits in im ersten Lebensjahr auf. 90 Prozent der Betroffenen haben die ersten Probleme bis zum fünften Lebensjahr.

Walter Stögmann, Ärztlicher Direktor des Preyer'schen Kinderspitals: "International liegt die Häufigkeit (bei Kindern, Anm.) bei elf Prozent, in Österreich bei etwa 16 Prozent." Die Tendenz zeigt nach oben. Die Gründe dafür sind unklar.
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Behandlung: Die Nachteile der "schweren Hämmer"
Hautpflege, Phototherapie, Cortison-Cremen und in schweren Fällen Cortison zum Schlucken bzw. Immunsuppressiva als "schwere Hämmer" standen bisher in der Therapie auf der Tagesordnung. Doch die Transplantationsmedikamente und Cortison kann man nur extrem restriktiv einsetzen - speziell bei Kindern. Wolff: "Cortison selbst macht eine Hautverdünnung. Schmiert man ein Kind großflächig ein, so entspricht das fast einer mittelhohen Dosierung oral verabreichten Cortisons." - Wachstumsverzögerungen, Gewöhnung und Cushing Syndrom ("Cortison-Mondgesicht") drohen.
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Therapie-Durchbruch durch Bodenpilz
Wegen dieser Mängel in der Therapie der Neurodermitis sucht die Wissenschaft seit Jahrzehnten nach besseren Behandlungsmöglichkeiten. Den Durchbruch schaffte eine Forschergruppe am Novartis-Dermatologie-Kompetenzzentrum in Wien unter der Leitung von Anton Stütz.

Aus einem Bodenpilz wurde eine Substanz gewonnen, welche spezifisch die Freisetzung von entzündungs-fördernden Botenstoffen aus T-Lymphozyten in der Haut hemmt.
Creme "Elidel" bewirkt keine Hautverdünnung
Daraus wurde schließlich in einer Entwicklungsarbeit von 15 Jahren seit Anfang des Jahres auch in Österreich verfügbare Creme "Elidel". Stütz: "Der Wirkstoff Pimecrolimus bewirkt keine Hautatrophie (Hautverdünnung, Anm.). Es dringt viel weniger als Cortison durch die Haut in den Körper ein. Der Unterschied liegt bei einem Faktor von 60 bis 100."
Zukunft: Entwicklung einer oralen Version
Momentan bezahlen die Krankenkassen in Österreich das Medikament nur, wenn es vom Dermatologen oder vom Kinderarzt verschrieben wird. Derzeit ist man mit der Entwicklung einer oralen Form von "Elidel" befasst, auch Laborversuche zur möglichen Therapie chronischer Darmentzündungen werden gemacht.
->   Novartis Forschungsinstitut NFI
->   Das science.ORF.at-Archiv zum Thema Neurodermitis
 
 
 
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01.01.2010