News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft .  Wissen und Bildung 
 
Die Lebenszeugnisse Oswalds von Wolkenstein  
  Der Tiroler Minnesänger Oswald von Wolkenstein gilt nach Walther von der Vogelweide als der wichtigste Vertreter der mittelalterlichen deutschsprachigen Lyrik. Ein Grazer Forschungsteam rund um den Germanisten Anton Schwob hat in einem vom Wissenschaftsfonds (FWF) geförderten Langzeitprojekt den gesamten Nachlass Wolkensteins in den letzten 30 Jahren systematisiert und analysiert.  
Er war Bürger und landsässiger Adeliger und ritterlicher Knecht, er war Diener des Königs und Ritter, er war Liedermacher und Liedersänger.

Vor allem aber war Oswald von Wolkenstein (1376/78 - 1445) ein rebellischer Kämpfer gegen seinen Landesfürsten, als Rechts-Sachverständiger sehr gefragt und als Künstler von seinen Standesgenossen gern gehört.
Umfangreicher Nachlass "gegen das Vergessen"

Das Porträt des Minnesängers Oswald von Wolkenstein bestätigt: dem Dichter fehlte das rechte Auge.
Oswald von Wolkenstein war eine der schillerndsten Persönlichkeiten seiner Zeit und begeistert die Wissenschaft bis heute: Über sein wahres Geburtsjahr kann nur spekuliert werden. Sein Leben gleicht dem eines Abenteurers mit ausgeprägtem Sinn für Geschäfte und mit handfesten Idealen.

Sein umfangreicher Nachlass wurde von seinen Nachfahren bis in die jüngste Geschichte weiter betreut. "Oswald von Wolkenstein hat alles getan, um nicht in Vergessenheit zu geraten", erklärt Anton Schwob das vom Wissenschaftsfonds (FWF) geförderte Langzeitprojekt.

"Er hat nicht nur all seine Lieder in zwei repräsentativen Handschriften mit Noten festhalten lassen, sondern auch wichtige Dokumente gesammelt, Stiftungen gegründet und Porträts von sich malen lassen." Vor seiner Pilgerreise ins Heilige Land hatte sich der Tiroler im Jahr 1408 im Südtiroler Brixen - einer seiner wichtigsten Aufenthaltsorte - sogar einen Denkstein setzen lassen.
...
Neidhart von Reuental: Bunter Hund des Mittelalters
Ein weiterer bekannter Minnesänger war ebenfalls Gegenstand eines vom Wissenschaftsfonds (FWF) geförderten Forschungsprojektes: Neidhart von Reuental (um 1180-1240). Der Sänger und Liederdichter galt als der erfolgreichste Musiker des Mittelalters im deutschen Sprachraum und erfreute sich über seinen Tod hinaus mehr als 400 Jahre lang durchgehend größter Popularität. Wissenschaftler vom Salzburger Institut für Germanistik haben erstmals eine vollständige Edition aller Neidhart-Texte und -Melodien erstellt, die in drei Bänden erschienen ist.
->   Mehr dazu in science.ORF.at
...
Schriftliche Lebenszeugnisse ediert und kommentiert
Gemeinsam mit seiner Frau Ute-Monika Schwob und den Germanistinnen Karin Kranich-Hofbauer und Brigitte Spreitzer hat Anton Schwob die schriftlich hinterlassenen Lebenszeugnisse des "Wolkensteiners" im vollen Wortlaut ediert. Ute Monika Schwob hat sie beschrieben und kommentiert.

"Oswald von Wolkenstein hatte sich trotz seiner Behinderung ihm fehlte das rechte Auge, eine Gebrechen, das zu seiner Zeit dem Ansehen abträglich war gesellschaftliche Anerkennung erworben", so Anton Schwob.

"Obwohl Adeliger, hat er zu den Gebildeten gehört, konnte lesen und schreiben, was für die damalige Zeit nicht selbstverständlich gewesen ist."
Lieder zeigen Persönliches und wichtige Ereignisse
In seinen Liedtexten verarbeitete Wolkenstein sein persönliches Leben und seine Erlebnisse im Alltag und auf seinen vielen Auslandsreisen sowie wichtige politische und gesellschaftliche Ereignisse, an denen er Anteil hatte.

Die beiden ersten Bände der chronologische geordneten "Lebenszeugnisse Oswalds von Wolkenstein" (Böhlau Verlag) wurden bereits veröffentlicht. Zwei weitere Bände folgen.

Eva-Maria Gruber, Universum Magazin
->   Mehr dazu auf der Projekt-Homepage des Grazer Forschungsteams
->   Wissenschaftsfonds (FWF)
->   Universum Magazin
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft .  Wissen und Bildung 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010