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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Tropischer Atlantik steuert das Klima Afrikas  
  Wüsten, Savannen und Regenwälder prägen das Bild der großen afrikanischen Landschaftsgürtel. Entscheidender Faktor für Veränderungen dieser Vegetationszonen laut einer aktuellen Studie: der tropische Atlantik.  
Im Fachmagazin "Nature" weist Enno Schefuß vom Forschungszentrum Ozeanränder in Bremen gemeinsam mit niederländischen Kollegen nach, warum afrikanische Regenwaldregionen im Lauf der Erdgeschichte zunahmen bzw. schrumpften und warum trockene Savannengürtel anwuchsen bzw. schwanden.
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"African vegetation controlled by tropical sea temperatures"
Der Artile "African vegetation controlled by tropical sea surface temperatures in the mid-Pleistocene period" von Enno Schefuß, Stefan Schouten, J.H. Fred Jansen und Jaap S. Sinninghe Damste ist erschienen in "Nature", Bd. 422, Nr. 6930, vom 27.3.03(doi:10.1038/nature01500).
->   "Nature"
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Auf und Ab der Atlantik-Temperaturen entscheidend
Demnach ist das Auf und Ab der Meerestemperaturen im tropischen Atlantik der entscheidende Faktor. Das ergaben Untersuchungen an Meeresablagerungen, die bis zu 1,2 Millionen Jahre alt sind.

Den Untersuchungen der Meeresforscher zufolge steuert die Temperaturentwicklung im "obersten Stockwerk" des tropischen Atlantiks das Wechselspiel zwischen Verdunstung und Niederschlag. Auf lange Sicht betrachtet hängt davon wiederum die Entwicklung der Pflanzenwelt im tropisch-subtropischen Afrika ab.

Denn wenn der tropische Atlantik abkühlt, verdunstet weniger Wasser. Die Folgen: der Niederschlag über dem Kontinent nimmt ab; bislang feuchte Regenwälder verwandeln sich in trockene Savannen. Erwärmt sich das oberste Ozeanstockwerk, kann sich die Regenwaldzone wieder ausdehnen.
Wachsverbindungen geben Aufschluss
Die Wissenschaftler suchten in den Tiefsee-Bohrkernen vor allem nach bestimmten Wachsverbindungen, die von Landpflanzen stammen und durch die Passatwinde ins Meer geweht wurden.

An den Wachsen lässt sich eindeutig erkennen, ob sie von Regenwaldbäumen oder von Savannengräsern stammen. An Hand dieser Wachse ließen sich also die Veränderungen des afrikanischen Landschaftsbildes im besagten Zeitraum nachzeichnen.
Algen-Überreste lassen auf Temperatur schließen
Neben den Pflanzenwachsen enthalten die Bohrkerne auch Reste einzelliger Algen. Daraus gewannen Schefuß & Co. Informationen, wie sich die Temperatur des Oberflächenwassers im tropischen Atlantik veränderte.
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Der Vergleich der Datensätze zeigt:
Während des Zeitraums zwischen 1,2 Millionen und 450.000 Jahre vor heute waren die Wechsel von Regenwald zu Grasland eng verknüpft mit der Temperaturentwicklung des Oberflächenwassers im Angola Becken. "Demnach ist die Niederschlagsmenge auf dem afrikanischen Kontinent von Temperaturveränderungen im atlantischen Warmwasserreservoir abhängig" konstatieren die Bremer Geochemiker.
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Neue Erkenntnis: Unabhängig von anderen Klimafaktoren
"Völlig neu ist die Erkenntnis, dass die Verschiebungen der Vegetationszonen weitgehend unabhängig von anderen Klimafaktoren erfolgten", kommentierte Enno Schefuß die Ergebnisse in einer Aussendung.

Selbst das Anwachsen der Eisschilde im hohen Norden Skandinaviens und Grönlands sei letztendlich nicht der entscheidende Faktor für die Entwicklung von Regenwäldern und Savannen, so der Wissenschaftler weiter.

"Damit können wir erstmals Prozesse über lange Zeiträume nachweisen, über die bislang nur Meteorologen und Klimamodellierer Vermutungen angestellt haben. Das zeigt auch, welchen Einfluss die Ozeanrandgebiete auf unser Landklima haben."
->   Forschungszentrum Ozeanränder in Bremen
->   Alles zum Stichwort Klima in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010