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Studie: Fische spüren doch Schmerz  
  Entgegen der Ansicht früherer Studien scheinen Fische ähnlich wie Menschen doch Schmerz zu spüren. Wie eine aktuelle Untersuchung beweist, besitzen sie die nötigen Rezeptoren und zeigen bei künstlichen Schmerzreizen auch eindeutig Verhaltensänderungen.  
Die Untersuchung von Forschern des Roslin Institute und der University of Edinburgh wurde in den "Proceedings of the Royal Society" veröffentlicht.
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Die Studie von Sneddon, Braithwaite and Gentle ist unter dem Titel "Do fishes have nociceptors? Evidence for the evolution of a vertebrate sensory system" in "Proceedings: Biological Sciences" (30. April) erschienen.
->   The Royal Society Publications
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Entdeckung von "Nociceptoren"
So genannte Nociceptoren - Sinnesorgane für gewebsschädigende Reize - wurden durch Versuche an betäubten Fischen entdeckt. Dabei wurden die Fische mechanischen, chemischen oder Wärmereizen ausgesetzt und die entsprechenden Nervenableitungen dokumentiert.

"Wir fanden 58 Rezeptoren im Gesicht und am Kopf, die wenigstens auf einen der verschiedenen Reize reagierten", sagte Lynne Sneddon, Studienleiter am Roslin Institute.

22 Rezeptoren antworteten sowohl auf mechanischen Druck als auch auf Temperaturen über 40 Grad. 18 davon antworteten zusätzlich auf chemische Reize.
Rezeptoren ähnlich jenen des Menschen
Sowohl Größe der Rezeptoren, wie das Ansprechverhalten auf verschiedene Reize sind ähnlich wie bei Amphibien, Vögeln, Säugetieren und sogar Menschen. Auf Druck reagierten die Fische sogar empfindlicher als die menschliche Haut, vergleichbar etwa mit dem menschlichen Auge.
Test der Schmerzempfindung mit Bienengift u.a.
Aber nur die Tatsache, dass derartige Sinnesorgane vorhanden sind, ist noch kein Beweis, dass Fische auch Schmerzen empfinden. Dafür wurden weiterführende Verhaltensstudien durchgeführt. So wurden den Tieren kleine Mengen Bienengift und Essigsäure sowie der Kontrollgruppe harmlose Salzlösung in den Bereich der Lippen gespritzt.

Die mit Bienengift oder Essigsäure behandelten Forellen zeigten deutliche Verhaltensanomalien, wie Hin- und Herschaukeln oder auch Reigen der betroffenen Körperstelle an der Behälterwand. Auch brauchten sie drei Mal so lange, um nach der Injektion wieder Futter aufzunehmen als die Kontrollgruppe.
Keine Reflexe, echter Schmerz
Die Forscher schließen weitgehend aus, dass diese Verhaltensänderungen reine Reflexe sind. Vielmehr hätten die Experimente gezeigt, dass jedenfalls Knochenfische so etwas wie Schmerz empfinden können.
Schmerzen nur bei Knochenfischen?
Ältere Studien mit den als urtümlicher geltenden Knorpelfischen - etwa Stachelrochen - seien zu gegenteiligen Ergebnissen gekommen, berichtete Sneddon.

Hier wurden keine Nociceptoren gefunden. Möglicherweise hat die Natur mit dem Evolutionsschritt vom Knorpel- zum Knochenfisch gleichsam den Schmerz erfunden.
->   Roslin Institute
->   Mehr über Schmerz in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010