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Bedrohte Vielfalt: Jede Stunde sterben drei Arten aus  
  Kennen Sie die Schachblume, die Spießente oder die Gebirgsbeißschrecke? Wenn nicht, kein Wunder: sie sind entweder vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben. Weltweit - so schätzen Experten - sterben pro Stunde drei Tier- oder Pflanzenarten aus, pro Jahr sind damit 27.000 Arten für immer verloren. Der 22. Mai wurde von den Vereinten Nationen als internationaler Tag der Artenvielfalt ausgerufen.  
Österreich: Hälfte der Säugetiere auf "Roter Liste"
In Österreich steht die Hälfte der Säugetierarten auf der "Roten Liste", fast so schlimm ist es um die wild wachsenden Pflanzenarten bestellt.

Einige Details am Beispiel der Tiere: fünf Säugetier-Arten, 23 Vögel, fünf Fische, 64 Käfer, 30 Schmetterlinge und 16 Schnecken gelten in Österreich als ausgestorben. Laut Erhebung aus dem Jahr 1990 sind von 10.882 bekannten Tierarten in Österreich insgesamt 186 ausgestorben, wie zum Beispiel die Alpenfledermaus.
->   Übersicht der gefährdeten Tierarten in Österreich (Umweltbundesamt)
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Bekannte und unbekannte Flora und Fauna
67.000 Tier- und Pflanzenarten sind in Österreich laut Umweltorganisation WWF dokumentiert. Die tatsächliche Anzahl liegt vermutlich wesentlich höher. Mehr als die Hälfte davon sind Insekten, dann folgen Pilze, wirbellose Tiere, Algen, Farne, Blütenpflanzen, Flechten, Moose, Einzeller und mit nur 393 bekannten Arten die Wirbeltiere. Wobei auch bei dieser Auflistung gilt: Wissenschaftler rechnen mit einem Vielfachen an noch unbekannten Lebewesen.
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Unterschiedliche Bedrohung
Ob durch Straßenbau, Wohnsiedlungen, Jagd, Landwirtschaft, Chemikalien, Naturkatastrophen oder Klimaschwankungen - viele Lebewesen stehen auf der "Roten Liste": 425 aller in Österreich bekannten Tierarten gelten laut Umweltbundesamt als vom Aussterben bedroht (wie der Luchs oder die Schleiereule), 2.400 weitere gelten als gefährdet.
Rückkehr des Seeadlers
Der WWF bemüht sich zum Beispiel um die Rückkehr des Seeadlers. 90 Vögel überwintern mittlerweile wieder in Österreich, vor zwei Jahren gab es erstmals Nachwuchs, schilderte Norbert Gerstl im ORF-Radio:

"So rechnen wir heuer mit vier Brutpaaren und hoffen auf Nachwuchs. Das ist sicher die Erfolgsgeschichte im Artenschutz der vergangenen Jahre. Einen Wehrmutstropfen gibt es dabei allerdings: Dass wir in den letzten zehn Jahren ungefähr zwanzig Seeadler durch Vergiftungen verloren haben."
->   WWF
Standardisierung der "Roten Liste" ist nötig
Die "Rote Liste" der gefährdeten Tierarten in Österreich wird gerade überarbeitet. Sie soll an internationale Standards angepasst und vereinheitlicht werden. Peter Zulka vom Umweltbundesamt ist dafür zuständig und begründete im Ö1-Mittagsjournal die Notwendigkeit der Standardisierung:

"Zum einen ist es wünschenswert, dass man die Gefährdung von Arten über Ländergrenzen hinweg vergleichen kann. Zum anderen sind Rote Listen in der Umweltkontrolle wichtig - für jedes Bauvorhaben muss z.B. eine Umweltverträglichkeitserklärung erstellt werden. Und dazu ist es wichtig, dass man objektivierte und nach einem international einheitlichem Schema erstellte Listen als Planungshilfe zur Verfügung hat."

Außerdem soll in der neuen Roten Liste der gefährdeten Tiere auch aufgelistet werden, wodurch die einzelne Art gefährdet ist. In einer Textbox werden Vorschläge zur Arterhaltung gegeben (z.B. Nistkästen für die Schleiereule).
->   Derzeitig gültige Rote Liste der gefährdeten Tierarten
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Beispiel: Bayrische Kurzohrmaus
Die bayrische Kurzohrmaus kommt nur mehr in Österreich vor und zwar im Karwendel. Wenn sie hier ausstirbt - und das droht ihr - stirbt sie auch weltweit aus, so Peter Zulka vom Umweltbundesamt.
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Gefährdete Flora
Bei den heimischen Farn- und Blütenpflanzen sind laut Liste aus dem Jahr 1999 165 Arten vom Aussterben bedroht, wie die Kornrade oder die Schachblume. 36 sind bereits verschollen.
->   Rote Liste der vom Aussterben bedrohten Farn- und Blütenpflanzen
Weltweit, so vermuten US-amerikanische Wissenschaftler, sind bis zu 47 Prozent der Pflanzenarten bedroht, bisherige Schätzungen gingen von 13 Prozent aus.
UNO: Appell von Kofi Annan
1,4 Millionen Tier- und Pflanzenarten sind weltweit bekannt. Tatsächlich sind es aber wesentlich mehr: die Schätzungen reichen bis zu 30 Millionen Tier- und Pflanzenarten.

UNO-Generalsekretär Kofi Annan meinte anlässlich des internationalen Tages der Artenvielfalt am 22. Mai, der Schutz der biologischen Vielfalt sei nicht nur eine Aufgabe von Regierungen, sondern auch internationaler Organisationen, der Privatwirtschaft und jedes einzelnen Menschen.

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
->   Rote Liste gefährdeter Waldtypen erschienen (17.9.02)
->   Mehr zum Thema Artenvielfalt in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010