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Wo liegt Christoph Kolumbus wirklich begraben?  
  Seit Jahren liegen Spanien und die Dominikanische Republik im Dauerstreit über ein leicht morbides Thema: Wo liegt die letzte Ruhestätte des weltberühmten Seefahrers und Entdeckers Christoph Kolumbus? In beiden Ländern existiert ein Grab mit sterblichen Überresten, wo aber der "echte" Kolumbus liegt, ist immer noch unklar - denn der Großadmiral ist auch im Tod noch viel herumgekommen. Am Dienstag wurde nun das vermeintliche Kolumbus-Grab in Sevilla geöffnet - Genanalysen sollen endgültig Aufschluss geben.  
Spanische Wissenschaftler haben die Gräber von Christoph Kolumbus und seines Sohnes Hernando in der Kathedrale von Sevilla geöffnet. Sie entnahmen die Urnen mit Knochenresten, um daran Genanalysen vorzunehmen.

Damit soll das Rätsel gelöst werden, ob in der Kolumbus-Gruft in der südspanischen Metropole wirklich der "Entdecker Amerikas" begraben liegt.
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Kolumbus-Bruder Diego wurde bereits exhumiert
Nach der Öffnung der Gräber wurden die Urnen von Kolumbus und Hernando Presseberichten vom Dienstag zufolge in spanische Flaggen gehüllt und in die Universität von Granada gebracht. Dort wollen die Wissenschaftler Gewebeproben für DNA-Analysen entnehmen. Am kommenden Freitag sollen die Urnen wieder in den Gräbern beigesetzt werden. Im September 2002 waren bereits die Gebeine des Kolumbus-Bruders Diego exhumiert worden.
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Forscher: Genügend Knochenreste gefunden
Nach Angaben des Historikers Marcial Castro, eines der beteiligten Wissenschaftler, fand sich in den Gefäßen tatsächlich eine Menge Knochenreste: "Wir dachten, wir würden vielleicht nur einen Haufen Staub finden, aber da waren eine Menge Knochen, an denen sich die Forscher abarbeiten können."
Ergebnisse erst in einigen Monaten
Bild: EPA
Die Ergebnisse der Genanalysen werden allerdings erst in mehreren Monaten erwartet. Nach spanischen Angaben ist noch unklar, ob die Regierung der Dominikanischen Republik ihre Erlaubnis zur Öffnung des Kolumbus-Grabs in dem Karibikstaat gibt.

Die spanischen Wissenschaftler gehen jedoch davon aus, dass sie in jedem Fall das Rätsel um die Grabstätte des Seefahrers lösen können. Als Schlüssel könnte ihnen dabei die DNA-Analyse der Überreste des Kolumbus-Sohnes dienen. An der Echtheit der Grabstelle von Hernando bestehen nämlich unter den Historikern keinerlei Zweifel.

Rechts im Bild zu sehen ist die Truhe aus der Kathedrale in Sevilla, die Kolumbus' Überreste enthalten könnte. Die Inschrift jedenfalls besagt: "Hier liegen die Knochen von Don Cristobal Colon, erster Admiral und Entdecker der neuen Welt."
Die lange Irrfahrt von Kolumbus' Gebeinen
Das Wirrwarr um die Grabstelle des Entdeckers geht im Übrigen darauf zurück, dass die sterblichen Reste von Kolumbus immer wieder umgebettet und in einer wahre Odyssee zwischen Neuer und Alter Welt hin und her geschickt wurden.

Kolumbus starb am 20. Mai 1506 in der spanischen Stadt Valladolid und wurde zunächst dort begraben - obwohl der Entdecker verfügt hatte, man möge ihn auf der von ihm entdeckten Karibikinsel Hispaniola begraben. Drei Jahre später überführte man seine Überreste auf die Insel La Cartuja bei Sevilla.
Umzug nach Santo Domingo
1537 sandte Maria de Rojas y Toledo - Witwe von Kolumbus' Sohn Diego, die Gebeine ihres Mannes und dessen Vater für ein weiteres Begräbnis nach Santo Domingo, das damals zu Spanien gehörte. In der dortigen Kathedrale lagen sie bis 1795, als Spanien die Insel an Frankreich abtrat und entschied, Kolumbus' kostbare Überreste sollten nicht in die Hände der Franzosen fallen.
Ab diesem Zeitpunkt wird es unklar
Die Gebeine, von denen die Spanier annahmen, sie seien die des großen Entdeckers, wurden also hinter dem Hauptaltar der Kathedrale exhumiert, zunächst nach Havanna verschifft und schließlich - nachdem 1898 der Spanisch-Amerikanische Krieg ausgebrochen war - nach Sevilla.

Damit also hätte die Geschichte um Kolumbus' Grab enden können. Doch zu diesem Zeitpunkt war der Streit bereits in vollem Gange. Denn bereits 1877 hatten Arbeiter in der Kathedrale von Santo Domingo eine Bleitruhe ausgegraben, in der sich Knochen befanden. Auf der Truhe fand sich die Inschrift "Erhabener und angesehener Mann, Don Cristobal Colon".
Haben die Spanier den "falschen" Kolumbus?
Die Dominikaner meinen, dass es sich bei diesen Knochenfragmenten um die wahren Gebeine von Christoph Kolumbus handelt. Bei der Verlegung von 1795 hätten die Spanier demnach die falschen Überreste erwischt und umgebettet. Aufklärung erwartet man sich nun von einer vergleichenden DNA-Analyse.
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War Kolumbus ein Genueser?
Die Forscher wollen auch die Frage beantworten, ob Kolumbus wirklich aus Genua in Italien stammte oder ob er vielleicht einer Liaison eines spanischen Prinzen mit einer Mallorquinerin entsprang.
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Kolumbus' Fahrten leiteten die Eroberung Amerikas ein
Bis zur endgültigen Klärung der letzten Ruhestätte von Kolumbus ist zumindest aber eines klar: Die Geschichte nennt den Seefahrer zwar den "Entdecker Amerikas", doch lange vor ihm waren bereits die Wikinger auf dem neuen Kontinent gelandet.

Dennoch, erst durch seine Reisen wurde Amerika zum festen Bestandteil der bekannten Welt - und die Eroberung des Kontinents mit all ihren Folgen begann. Kolumbus selbst glaubte allerdings Zeit seines Lebens daran, auf seinen Fahrten den Seeweg nach Asien entdeckt zu haben.
->   Kurze Biografie von Christoph Kolumbus in www.univie.ac.at
->   Mehr über Kolumbus und seine Entdeckerfahrten in www.geschi.de
Mehr rund um Christoph Kolumbus in science.ORF.at:
->   Wer war die erste Frau in Amerika?
->   Kolumbus' Schiff wartet auf seine Bergung (13.11.01)
 
 
 
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01.01.2010