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Y-Chromosom sequenziert: Was den Mann zum Mann macht  
  Der Aufbau des Y-Chromosoms, des männlichen Geschlechts-Chromosoms, ist im Detail geklärt. Durch ein besseres Verständnis seiner Funktionsweise und seiner entwicklungsgeschichtlichen Entstehung hoffen Forscher mehr über die Unfruchtbarkeit bei Männern zu erfahren, da diese häufig genetische Ursachen hat.  
Die Wissenschaftler um David Page vom Massachusetts Institute of Technology fanden bei der Analyse des Y-Chromosoms eines Mannes, dass 95 Prozent des Geschlechtschromosoms vom Rest des Erbguts isoliert sind. Dies berichten sie in der aktuellen Ausgabe von "Nature".
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Die Studie ist unter dem Titel " The male-specific region of the human Y chromosome is a mosaic of discrete sequence classes" in Nature ((Bd. 423, S. 825, Ausgabe vom 19. Juni 2003) erschienen.
->   Nature
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"MSY": 23 Millionen Basenpaare
Bild: Nature
X- und Y-Chromosom,
etwa 10.000fach vergrößert
Das Y-Chromosom besteht aus 23 Millionen Euchromatin-Basenpaaren - jener Teil des Genoms, das die meisten Gene aufweist - sowie einer variablen Menge an Heterochromatin, das üblicherweise als nicht-funktional bezeichnet wird.

Die Forscher haben nun das gesamte Euchromatin-Segment sequenziert und auch gleich mit einem Namen versehen: MSY - die "male specific region of the Y".
78 Gene, die Proteine bilden
Das Y-Chromosom wird nicht mit einem anderen Chromosom ausgetauscht. In der "Männer-spezifischen-Region des Y-Chromosoms" (MSY) fanden die Experten laut dpa 78 Gene, die Proteine bilden können. Einige dieser Proteine werden überall im Körper des Mannes produziert, andere ausschließlich in den Hoden.
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Chromosomen
Chromosomen bestehen hauptsächlich aus DNA, ihre Gestalt und Zahl ist artspezifisch. Die Form der Chromosomen ändert sich mit der genetischen Aktivität. Zu Beginn der Kernteilung treten sie mit charakteristischen Stäbchenformen hervor, und die Spindelansatzstelle des Chromosoms wird als Einschnürung an bestimmten Stellen sichtbar. Ferner zeigen sich knötchenartige Verdickungen. Chromosomen vermehren sich durch Verdopplung. Diploide Zellen enthalten zwei Chromosomensätze, die Geschlechtszellen enthalten nur einen Chromosomensatz. Abweichungen von der typischen Chromosomenzahl, -Form und -Größe können zu mehr oder weniger schweren Erbschäden bis hin zur Lebensunfähigkeit führen.
->   Mehr über Chromosomen (biokurs.de)
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Die Entstehung der Geschlechtschromosomen
Anhand der Sequenzdaten wollen die Wissenschaftler auch mehr über die Entstehungsgeschichte der Geschlechtschromosomen erfahren. Das X- und das Y-Chromosom entwickelten sich im Verlauf der Evolution aus normalen Nicht-Geschlechtschromosomen.

Genau wie diese tauschten sie bei der Bildung von Ei- oder Spermienzellen zunächst als "Partnerchromosomen" ihre genetischen Informationen untereinander aus.
Info-Austausch innerhalb des Chromosoms
Vor etwa 300 Millionen Jahren jedoch begann das Y-Chromosom, diesen Austausch zu unterdrücken. Als Folge dieser Isolation bestand die Gefahr, dass Mutationen in einem Gen nicht mehr durch ein gesundes Partner-Gen korrigiert werden können.

Die Gene würden dann nach und nach ihre Funktion verlieren. Um sich davor zu schützen, tauscht das Y-Chromosom in bestimmten Bereichen permanent Informationen quasi mit sich selber aus.
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Geschlechtschromosomen
Geschlechtschromosomen sind für die Geschlechtsbestimmung verantwortlich und unterscheiden sich von den übrigen - so genannten Autosomen - in Form und Funktion. Oft sind die Geschlechtschromosomen wie beim Menschen deutlich als großes X-Chromosom und kleineres Y-Chromosom voneinander zu unterscheiden. Der Mensch besitzt 22 Autosomenpaare und zwei Geschlechtschromosomen.
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Erhalt der Funktionsfähigkeit
Es könne so die Gene funktionsfähig erhalten, berichten David Page und seine Mitarbeiter in einer zweiten Veröffentlichung ("Nature", S. 873). Da in den betreffenden Bereichen vor allem Gene der Hoden liegen, bleibt so auch deren Funktion bewahrt.
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Zebrafink ist halb Männchen, halb Weibchen (25.3.03)
->   Das stillgelegte X-Chromosom (23.7.01)
->   Wenn Männer keine sind (28.3.01)
 
 
 
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01.01.2010