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Studie: Warum Frauen und Männer rauchen  
  Wiener Wissenschaftler haben untersucht, ob es beim Rauchen geschlechtsspezifische Unterschiede gibt. Das Ergebnis: Frauen rauchen besonders häufig gegen Depressionen - Männer aus "schöner Erinnerung".  
Frauen greifen demnach vornehmlich zum Glimmstängel, um psychische Verstimmungen bis hin zu Depressionen zu bekämpfen. Männer gieren vor allem nach Nikotin, wenn sie sich an positive Erlebnisse im Zusammenhang mit dem "Zigaretterl" erinnern.

Die Geschlechtstypologie des Rauchens in Österreich ergibt sich aus einer Studie, die ein Team unter Federführung von Ines Hertling von der Universitätsklinik für Psychiatrie der Universität Wien am AKH durchgeführt hat.
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"Für das Rauchen fehlten solche Daten noch"
"Der Gebrauch von Substanzen als Erleichterung bzw. als Belohnung ist rund um den Alkohol untersucht worden. Für das Rauchen fehlten solche Daten noch", schrieben die Wissenschafter.

Otto Michael Lesch, Alkohol- und Suchtexperte an der Universitätsklinik und Co-Autor der Arbeit, gegenüber der APA: "Wir konnten da beim Rauchverhalten, vor allem beim Craving ("Gier", Verlangen, Anm.) nach Zigaretten, echte Unterschiede zwischen Männern und Frauen finden."
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Details zu den Studienergebnissen
Im Rahmen der Arbeit waren die Daten aus psychologischen Tests von mehr als 300 Nikotin-Abhängigen beiderlei Geschlechts und aus ganz Österreich analysiert worden.

Das Hauptergebnis laut den Autoren: "Signifikant mehr Frauen als Männer gierten besonders nach einer Zigarette, wenn sie 'schlecht d'rauf' waren. Zum Beispiel, wenn sie sich depressiv fühlten, ängstlich waren oder Ärger hatten."

Für Männer dagegen sei die Lust auf Zigaretten am ehesten mit der Erinnerung an schöne Erfahrungen im Zusammenhang mit dem Rauchen verbunden. "Das erinnert eher an das Verhaltensmuster der 'Belohnung'."
Nikotin dient häufig der "Selbstbehandlung"
Insgesamt wird der Nikotinkonsum in Österreich offenbar häufig zur "Selbstbehandlung" depressiver Stimmungen benutzt. 18 Prozent der Raucherinnen wiesen schwer depressive Symptome auf, hingegen "nur" 9,2 Prozent der rauchenden Männer.

Wie unterschiedlich Männer und Frauen bei ihrem Rauchverhalten sind, ergibt sich auch aus folgenden Daten: 22,7 Prozent der Frauen gaben an, vor allem periodisch - also mit längeren Unterbrechungen - sich einen Glimmstängel anzuzünden. Bei den Männern waren es nur 13,1 Prozent.
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Frauen: oft Gewichtssorgen - Männer sind kränker
Frauen haben jedenfalls besonders häufig Sorgen um ihr Gewicht, wenn sie zu "Marlboro & Co." greifen. Für 34,3 Prozent von ihnen stellten die Zigaretten ein Mittel zur Gewichtskontrolle dar. Nur 11,8 Prozent der Männer verwiesen auf diese Motivation.

Dabei sind rauchende Männer kränker als Frauen, die Nikotin "benötigen": 17 Prozent der männlichen Probanden hatten bereits Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bei den Frauen waren es 10,5 Prozent. 26,8 Prozent der Männer wiesen Probleme mit dem Verdauungsapparat auf, hingegen "nur" 12,8 Prozent der Frauen.
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Neue und unterschiedliche Strategien zur Behandlung
Aus den Ergebnissen könnten sich jedenfalls in Zukunft auch unterschiedliche Strategien bei der Behandlung der Nikotinabhängigkeit ergeben.

Der Vorstand des Instituts für Sozialmedizin der Universität Wien, Michael Kunze: "Frauen werden nach einer Behandlung wegen Nikotinabhängigkeit eher rückfällig, wenn sie in Stress kommen oder unter psychischen Belastungen leiden. Männer hingegen werden eher in geselliger Runde bzw. in Verbindung mit Alkohol rückfällig."
->   Universitätsklinik für Psychiatrie der Universität Wien
->   Alles zum Stichwort rauchen in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010