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Lyme Borreliose: Die unterschätzte Gefahr  
  FSME, die Frühsommer-Meningoenzephalitis, ist nicht die einzige Gefahr, die von Zecken ausgeht. Auch die Lyme Borreliose wird durch die Zecke übertragen - und zwar viel häufiger als FSME.  
Entzündliche Haut-Rötung: Meist das erste Symptom
Es beginnt mit einem hellroten, sich zentrifugal ausbreitenden Ring. Manchmal kann die entzündliche Haut-Rötung (erythema migrans) sehr rasch enorme Ausmaße annehmen.

Gehen die durch den Zeckenstich übertragenen Bakterien in das Blut über, können sie akut auch verschiedene Organe - so zum Beispiel das Herz -, die Gelenke, aber auch das Nervensystem befallen und dort Entzündungen auslösen.
... dann Entzündung von Organen und Gelenken
Da 60 bis 70 Prozent der Zeckenstiche unbemerkt bleiben, kann sich auch das durch die Borrelien hervorgerufene Erythem lange ausbreiten, bevor es bemerkt wird. Wobei sich der Fleck auch erst bis zu einem Monat nach dem Zeckenstich entwickeln kann.

Typisch für die Lyme Borreliose ist, dass die Rötung mit der Zeit vom Zentrum ausgehend blasser wird.
Kurzes Saugen der Zecken genügt
Entgegen früheren Annahmen weiß man heute, dass die Zecken nicht wirklich lange saugen müssen, um die bei uns heimischen Borrelien zu übertragen, so Gerold Stanek vom Institut für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie der Universität Wien im ORF-Radio.
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Borrelien: Ein Portrait
Borrelien gehören zu den Spirochaeten, die durch die Lues (Syphilis) bekannt geworden sind. Die vom Holzbock übertragenen Borrelien sind sehr zarte, im Durchmesser sehr dünne, dafür aber sehr lange Bakterien. Sie unterscheiden sich von anderen Bakterien nicht nur durch ihre Länge, sondern auch dadurch, dass sie mit inneren Geißeln ausgestattet sind. Im Gegensatz zu Bakterien, die nur Außengeißeln aufweisen und damit in sehr viskösem Medium nicht mehr weiterkommen, sind die Spirochäten durch ihre Außengeißeln sehr viel beweglicher:

Borrelien leben hauptsächlich in Mäusen und anderen Nagern, ohne ihnen zu schaden. Die Zecken, die in ihrem ersten Entwicklungsstadium vor allem in Nagern saugen, nehmen die Krankheitserreger auf und geben sie im nächsten Stadium (Nymphe) während ihrer Blutmahlzeit, die sie in diesem Stadium vornehmlich beim Menschen nehmen, an diesen weiter.
->   Mehr über Lyme Borreliose (medicine worldwide)
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Antibiotika für das Akutstadium und gegen Spätfolgen
Auch wenn die ringförmige Rötung nach einiger Zeit von allein zurückgeht, ist Lyme Borreliose zu behandeln, weil sich die Bakterien zwischen Infektion und Spontanabheilung bereits im Körper ausgebreitet haben können.

Nur durch eine Antibiotika-Therapie kann verhindert werden, dass es - wenn keiner mehr an die frühere Lyme Borreliose denkt - als Spätfolge zu chronischen Gelenks- und Nervenentzündungen kommt. Es gibt heute Indizien dafür, dass die gar nicht so seltene rheumatoide Arthritis - eine Autoimmunerkrankung - die Folge einer früheren Lyme Borreliose sein kann.
Zecken österreichweit mit Borrelien verseucht
Während das FSME-Virus in Österreich nur in bestimmten Gebieten stark verbreitet ist, sind die Zecken österreichweit mit Borrelien verseucht. Das dürfte auch der Grund sein, dass die Lyme Borreliose viel häufiger als die FSME übertragen wird.

Eveline Schütz, Ö1-Wissenschaft
->   Mehr über Zecken in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010