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Asteroiden-Einschläge seltener als bisher angenommen  
  Filme wie "Armageddon" oder "Deep Impact" wurden schon seit längerem nicht mehr auf den Kino-Leinwänden gesichtet. In der Wissenschaft kommt die Beschäftigung mit Asteroiden und ihren möglichen Einschlägen auf der Erde hingegen nicht aus der Mode. Eine aktuelle Studie schätzt das Risiko von mittelgroßen Himmelskörpern, die auf die Oberfläche unseres Planeten prallen, geringer ein als bisher angenommen.  
Bloß alle 170.000 Jahre
Nach Ansicht eines britisch-russischen Forscherteams schlagen Asteroiden mit einem Durchmesser von etwa 220 Metern "bloß" alle 170.000 Jahre auf der Erdoberfläche ein - und nicht alle 3.000 bis 4.000 Jahre wie von Forscherkollegen angenommen.

Wie sie in "Nature" darlegen, würden auch weit mehr Himmelskörper in der Atmosphäre verglühen, was das Risiko für das Leben auf der Erde - etwa in Form gigantischer Flutwellen - verringere. Der Ausbau von Erdüberwachungsprogrammen, die nach "Near Earth Objects" Ausschau halten, sollte entsprechend überdacht werden.
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Die Studie ist unter dem Titel "Efficient disruption of small asteroids by Earth's atmosphere" in Nature (Bd. 4234, S. 288, Ausgabe vom 17. Juli 2003) erschienen.
->   Nature
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Zerbersten oder Einschlag?
Die beiden Erdwissenschaftler Phil Bland vom Imperial College in London und Natalya Artemieva von der Russischen Akademie der Wissenschaften haben eine Computersimulation entwickelt, die vorhersagt, ob Asteroiden mit einen Durchmesser bis zu einem Kilometer in der Atmosphäre explodieren oder ob sie die Erdoberfläche errreichen.
Massive Einschläge viel seltener
Der Grund, warum sich die Forscher mit eher kleineren Objekten beschäftigt haben, liegt auf der Hand: Massive Einschläge, wie sie etwa vor 65 Millionen Jahren zum Aussterben der Dinosaurier geführt haben dürften (geschätzter Durchmesser des Asteroiden damals: sechs bis 15 Kilometer), kommen relativ selten, kleinere umso häufiger vor.

Mit der nun vorgestellten Berechnung soll nach Hoffnung der beiden Forscher ein realistisches Szenario gefunden worden sein.
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Asteroiden
Asteroiden sind felsige oder metallische Objekte, die die Sonne umkreisen, aber für Planeten zu klein sind. Ihre Größe reicht von mindestens 1.000 km (Ceres) bis zu jener von Kieselsteinen. Sechzehn bekannte Asteroiden haben einen Durchmesser von 240 oder mehr Kilometern. Die meisten befinden sich im "Planetoidengürtel" zwischen Mars und Jupiter sowie jenseits der Bahn des Neptuns (Kuipergürtel). Einige kreisen auf Bahnen, die die Erdbahn kreuzen, und manche haben in der Vergangenheit die Erde auch schon getroffen.
->   Mehr über Asteroiden
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Zwei Ansätze: "Palatschinken"- und Fragment-Modell
Wenn kleinere Asteroiden (bis zu einem Kilometer Durchmesser) auf die Erdatmosphäre treffen, brechen die meisten von ihnen auf Grund der freigesetzten Energien auseinander. Ein vorherrschender Erklärungsansatz - das so genannte Palatschinken-Modell ("pancake model") - betrachtet diese Fragmente als eine Art zusammenhängende Flüssigkeit, die sich ausdehnt und über einer großen Erdoberfläche niedergeht - etwa in Form einer Palatschinke.

Ein anderes Modell, entwickelt von der Studienautorin Natalya Artemieva, versucht im Gegensatz dazu, die Bewegung, Aerodynamik und die Entfernung jedes einzelnen der Fragmente zu berücksichtigen ("separate fragment model").
Beide verwendet
Vor- und Nachteile der beiden Modelle: Während das "Palatschinken-Modell" die Höhe des zerberstenden Asteroiden über der Oberfläche besser vorhersagen könne, gebe es wenig Aufschluss über den tatsächlichen Einschlag, so die Forscher.

Die Kräfte, die sich bei jedem einzelnen der Fragmente entwickeln, seien besser mit dem SF-Modell zu berechnen. Aus diesem Grund haben die Forscher für ihre aktuelle Studie beide Modelle angewendet - und zwar im Rahmen von mehr als 1.000 Computer-Simulationen.
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Maximal ein Kilometer, eine Milliarde Kilogramm
Ausgegangen sind die Forscher dabei von stein- oder eisenhältigen Objekten mit unterschiedlichen Durchmessern von bis zu einer maximalen Länge von einem Kilometer und einem Gewicht zwischen einem und einer Milliarde Kilogramm.
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Fehleranfälliges "pancake-Modell"
Beide Modelle, so die Forscher, hätten gute Resultate bei der Berechnung der Einschläge von eisenhältigen Asteroiden erwiesen. Bei den steinernen hingegen hätte das "pancake-Modell" die Einschlagquote eindeutig überschätzt.

Die Forscher verglichen die Berechnungen mit den bekannten Daten von Kraterbildungen und Meteroiten-Einschlägen und suchten nach Übereinstimmungen von Prognose und Information.
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Entwarnung schon im Vorjahr
Schon im Vorjahr berichteten US-Forscher in Nature (Bd. 420, S. 294), dass die Gefahr durch Einschläge kleinerer Asteroiden - mit Durchmessern von etwa 50 Metern - geringer ist als bisher angenommen. Sie sollen demnach nur alle 1.000 Jahre auf der Erde niedergehen - und nicht wie bisher befürchtet alle 200 bis 300 Jahre.
->   Mehr dazu: Kleine Asteroiden: Doch seltener als gedacht? (20.11.)
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Aber weiterhin Bedrohung
Weitere Ergebnisse der Studie: Bei den allermeisten Größen müssen Stein-Asteroide 1.000 Mal größer sein als ihre eisernen Kollegen, um einen vergleichbar großen Krater zu erzeugen.

Und: Viel größere Objekte als von anderen Forschern angenommen würden durch die Erdatmosphäre zerbersten - womit die Gefahr für den Planeten aber noch lange nicht vorbei ist. Auch "fragmentierte Asteroiden stellen eine Bedrohung für das menschliche Leben dar", so Bland wenig tröstlich.
->   Imperial College London
->   Russian Academy of Sciences
->   Asteroid and Comet Impact Hazards (NASA)
->   Mehr über Asteroiden in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010