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Gen verdoppelt Anfälligkeit für Stress-Depression  
  Wie ein Mensch schwere Zeiten in seinem Leben meistert, hängt - nebst anderem - von einem neu identifizierten Gen ab. Nach besonderem Stress fallen Menschen mit der Kurzversion des Gens eher in Depressionen als Menschen mit der längeren Version.  
Das berichtet ein internationales Forscherteam im US-Fachjournal "Science" vom Freitag. Das Gen für den Serotonin-Transporter (5-HTT) spielt demnach eine Rolle bei der Signalvermittlung zwischen den Nervenzellen im Hirn.
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"Influence of Life Stress on Depression"
Der Artikel "Influence of Life Stress on Depression: Moderation by a Polymorphism in the 5-HTT Gene" ist erschienen in "Science", Bd. 301, Seiten 386-389, vom 18. Juli 2003. An der Studie beteiligt waren Forscher des britischen King's College London, der US-Universität von Wisconsin in Madison und der Universität von Otago in Neuseeland.
->   "Science"
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Depression: Kombination von Genen und Umwelt
Depressionen wie wahrscheinlich auch andere mentale Krankheiten resultieren aus einer Kombination von Erbanlagen und Umweltfaktoren, schließen die Forscher.
Am anfälligsten bei zwei Gen-Kurzversionen
Probanden die von beiden Elternteilen die Kurzversion des Gens geerbt hatten, bekamen nach schweren Zeiten wie dem Tod eines Familienmitglieds, Scheidung oder Kündigung 2,5 Mal eher Depressionen als Menschen, die ausschließlich die Langversion hatten.

Am anfälligsten für Depression sind der Studie zufolge jene Menschen, die zwei Kopien des kurzen 5-HTT-Gens in ihrem Erbgut tragen und noch dazu als Kinder misshandelt wurden. Gene kommen jeweils doppelt vor im Erbgut, mit je einer Kopie von mütterlicher und von väterlicher Seite.
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WHO: Rund 121 Millionen Betroffene weltweit
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf schätzt, dass 121 Millionen Menschen weltweit unter Depressionen leiden. Die Krankheit wird als Phase der ständigen Traurigkeit definiert, in der die Betroffenen ihr Interesse an gewohnten Aktivitäten verlieren, nicht die Energie für ihre Arbeit aufbringen, unter Schlaf- und Appetitlosigkeit leiden und an Selbstmord denken. Die WHO rechnet damit, dass Depressionen bis zum Jahr 2020 die oder eine der am meisten verbreiteten Krankheiten weltweit sein wird.
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Beobachtungen über mehr als 20 Jahre
Das Forscherteam hatte 847 Neuseeländer von der Geburt bis in ihre zwanziger Jahre beobachtet.

In dieser Gruppe hatten - in etwa repräsentativ für das Verhältnis in kaukasischen (weißen) Bevölkerungen - 17 Prozent der Studienteilnehmer zwei Kopien des stressanfälligen kurzen 5-HTT-Gens, 31 Prozent zwei Kopien der langen Genversion und 51 Prozent je eine kurze und eine lange Form von 5- HTT.

Die Studie konzentrierte sich auf fünf Jahre im Leben der Probanden, das Alter von 21 bis 26 Jahren, und zeichnete alle schwierigen Ereignisse in dieser Zeit auf, wie Tod, Scheidung, Krankheiten, berufliche Veränderungen und Umzüge. Insgesamt hatten 133 Probanden Depressionen.
->   Alles zum Stichwort Depression in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010