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Oktopusse: Schlaue Kerlchen mit acht Armen  
  Oktopusse haben nicht nur acht Arme am Kopf, sondern auch einiges im Kopf. Österreichische Wissenschaftler erforschen nun mit modernen Methoden die Geheimnisse der schlauen und faszinierenden Kopffüßer.  
Kraken haben mit ihren erstaunlichen Fähigkeiten schon Aristoteles fasziniert - und nach dem antiken Philosophen viele Generationen von Wissenschaftlern bis in die Gegenwart.
Immer wieder neue Überraschungen
Bei so viel an Zuwendung könnte man meinen, dass längst alle Rätsel um diese Kopffüßer gelöst sind. Dem ist aber nicht so: Immer wieder liefern sie neue Überraschungen, obwohl sie von der Natur nur mit einem vergleichsweise primitiven Nervensystem ausgestattet sind.

Am Konrad Lorenz Institut für Evolutions- und Kognitionsforschung in Altenberg, der ehemaligen Villa des Nobelpreisträgers, versuchen nun junge Wissenschaftler herauszufinden, warum ausgerechnet die Oktopusse in vielen Bereichen höher entwickelten Tieren an praktischer Intelligenz weit überlegen sind.
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Charmantes Seeungeheuer
Wer je einem Oktopus im freien Meer begegnet ist, wird ihn ins Herz schließen und nach einem ersten Blickkontakt alle kulinarischen Interessen vergessen. Dabei waren die Tiere in früheren Zeiten dem Menscher eher unheimlich: Die Bezeichnung Krake kommt aus dem Norwegischen und bedeutet ursprünglich: Seeungeheuer. Schuld am schlechten Image ist vermutlich ihre erstaunliche Intelligenz, die sie vor anderen Meerestieren auszeichnet. Ihre Fähigkeiten machen heute die Oktopusse zu einem bevorzugten Forschungsobjekt für Meeresbiologen.
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Acht Arme fest im Griff
Das Oktopus-Projekt am Konrad Lorenz Institut geht weit ins Detail. Im Hintergrund geht es aber immer um Fähigkeiten und Verhaltensmuster der Tiere, die man bisher eher Wirbeltieren zugeschrieben hat. Zum Beispiel das Spielverhalten: Oktopusse spielen wie Hunde oder Katzen.

In einer anderen Versuchsreihe geht es um die Fragestellung: Gibt es unter den Kraken "Links- und Rechtshänder". Und wie bekommt das Tier, mit seinem vergleichsweise primitiven Nervensystem, die acht Arme in den Griff.

Das Rätsel ist noch nicht gelöst. Es hat sich allerdings herausgestellt, dass jeder Oktopus einen Arm bevorzugt für schwierige Operationen einsetzt.
Geschickte Dosenöffner
Die Geschicklichkeit der Tiere belegt eine geradezu klassisches Experiment in der Oktopusforschung. Bereits vor 50 Jahren hat Jaques Cousteau damit für Aufsehen gesorgt:

Der Oktopus bekommt seine bevorzugte Beute - eine Garnele oder Krabbe - in einem verschraubten Glas serviert. Wie lange es braucht, das Glas aufzuschrauben ist offenbar nur vom Appetit abhängig - die Aufgabe löst jedes Versuchstier im Handumdrehen.
Schnell lernen, ein kurzes Leben lang
Die Lernfähigkeit der Kraken kann man durch ihre Evolution in Konkurrenz zu anderen hochentwickelten Meerestieren erklären.

Kraken müssen deswegen besonders gut und schnell lernen können, da sie aufgrund ihrer geringen Lebensspanne (sie werden maximal vier Jahre alt) und der Tatsache, dass das Muttertier kurz nach dem Schlüpfen der Jungen stirbt, keine Möglichkeit haben, erworbene Fähigkeiten weiter zu geben. Alle Fähigkeiten müssen also immer wieder neu erworben werden.

Ein Beitrag von Gerhard Roth für die Sendung "Modern Times" am Freitag (18.7.03) um 22.35 Uhr in ORF2.
->   Modern Times
->   Konrad Lorenz Institut für Evolutions- und Kognitionsforschung
->   Das Oktopus-Projekt am KLI
->   Allgemeine Infos über den Oktopus in www.weichtiere.at
 
 
 
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01.01.2010