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Zahl der Bakkalaureat-Studien verdoppelt sich  
  Die Zahl der Bakkalaureat-Studien an den österreichischen Universitäten wird sich mit Beginn des kommenden Studienjahres verdoppeln. Bisher gab es 74 dieser Kurzstudien, im Herbst starten nach Angaben des Bildungsministeriums knapp 80 neue.  
Insgesamt werden damit rund 150 - meist sechssemestrige - Studien im dreigliedrigen System mit den akademischen Abschlüssen Bakkalaureus, Magister und Doktor angeboten.
Häufig Aufsplittung einzelner Studienrichtungen
Diese hohe Zahl an Bakkalaureat-Studien bedeutet nicht, dass ebenso viele Diplomstudien umgewandelt wurden. Denn bei der Umstellung werden vielfach einzelne Studienrichtungen in mehrere Bakkalaureat-Studien aufgesplittet.

So wird man ab Herbst an der Uni Wien nicht mehr Finno-Ugristik studieren können, sondern muss sich zwischen einem Bakkalaureat-Studium für Hungarologie oder für Fennistik entscheiden.
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Oder Spezialisierung erst im Magisterstudium
Bei anderen Angeboten erfolgt die Spezialisierung erst im Magisterstudium, etwa beim neuen Kurzstudium "Übersetzen und Dolmetschen". Nach dessen Absolvierung kann man gleich aus vier Magisterstudien wählen, nämlich für Gesprächsdolmetschen und Übersetzen, Fachübersetzen und Terminologie, Konferenzdolmetschen oder Medien- und Literaturübersetzen.
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Publizistik, Astronomie, Religionspädagogik ...
Weitere Beispiele für die neue der europäischen Studienordnung folgende akademische Ausbildung sind an der Uni Wien Bakkalaureat-Studien für Publizistik und Kommunikationswissenschaft, für Astronomie oder für Judaistik, an der Uni Salzburg für Erdwissenschaften oder für Kunstgeschichte, an der Uni Graz für Soziologie oder für Pädagogik.

An der Uni Innsbruck wird mit Katholischer Religionspädagogik erstmals im deutschen Sprachraum im Bereich Theologie ein Bakkalaureat-Studium angeboten.
Dreigliedriges Studium: Ein Ziel der EU
Die Einführung des dreigliedrigen Studiums ist seit der so genannten "Bologna-Erklärung" von 1999 erklärtes EU-Ziel. Es soll durch eine vergleichbare Studienstruktur die Mobilität von Studenten fördern und die Vergleichbarkeit von Studienabschlüssen gewährleisten.
->   Mehr dazu: Ein Studiensystem für Europa (2.6.03)
Bereits dutzende Bakkalaureat-Absolventen
Im Wintersemester 2000/01 haben mit Sinologie an der Universität Wien und Biologie an der Universität Salzburg die ersten Studienkommissionen die Ausbildung der Studenten auf das dreigliedrige System Bakkalaureat-Magister-Doktorat umgestellt.

Nach sechs Semestern haben nun die ersten Studienanfänger von damals den ersten Teil ihrer akademischen Laufbahn abgeschlossen - die ersten Bakkalaurei sind sie damit aber trotzdem nicht:

Zahlreiche Studenten, die vom alten in den neuen Studienplan gewechselt sind und sich bereits absolvierte Prüfungen anrechnen haben lassen, können sich bereits seit längerem "Bakkalaureus" oder "Bakkalaurea" nennen.
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Bereits 2001/2002 89 Absolventen
Laut Daten des Bildungsministeriums gab es bereits im Studienjahr 2001/02 89 Absolventen von Bakkalaureat-Studien, mit einer deutlichen Dominanz der Männer (60). Die meisten Kurzstudien-Absolventen gab es 2001/02 an der Technischen Universität Graz, wo 40 Personen ein Telematik-Bakkalaureat-Studium abgeschlossen haben. Mittlerweile dürften die Zahl deutlich höher liegen, zentrale Daten darüber gibt es aber noch nicht.
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139 Absolventen an der Uni Salzburg
Alleine an der Universität Salzburg gibt es insgesamt bereits 139 Bakkalaurei. Die meisten davon haben ein Kurzstudium in Kommunikationswissenschaften abgeschlossen (69), weiter Absolventen gibt es in Informatik (4), Mathematik (7), Organismische Biologie (11), Physiologie und Zellbiologie (11), Genetik und Molekularbiologie (27) und Geografie (10).

An der Uni Wien haben seit 2000/01 bereits rund 30 Studenten das Bakkalaureats-Studium der Sinologie abgeschlossen, betonte die Vorsitzende der Studienkommission, Susanne Weigelin-Schwiedrzik, gegenüber der APA. Den ersten Absolventen habe es dabei bereits im ersten Semester gegeben - einen "Umsteiger" aus der alten Studienordnung.

Eine eigene akademische Feier für Bakkalaurei- wie etwa die Sponsion für Magister oder Promotion für Doktoren - wurde bisher nicht abgehalten. Das Institut für Ostasienwissenschaften plant aber eine solche im Rahmen des jährlich stattfindenden Ostasientages.
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Mehrzahl hängt noch Magister-Studium an
Die Mehrzahl der bisherigen Bakkalaureats-Absolventen hängt nach dem Abschluss noch ein Magister-Studium an. "Von unseren 30 sind mindestens 20 ins Magister-Studium gewechselt", so Weigelin-Schwiedrzik. Der Rest absolviere das zusammen mit der Wirtschaftsuniversität (WU) zusammen angebotene individuelle Diplomstudium "Internationale Betriebswirtschaft und Chinesisch".
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Erste Berufsphase nach dem Bakkalaureat
Nach der Einschätzung Weigelin-Schwiedrziks würden künftig zahlreiche Absolventen nach dem Bakkalaureat eine erste Berufsphase einplanen, etwa ein Volontariat oder ein Trainee-Programm.

Für die aufnehmenden Unternehmen sei es nicht so wichtig, welchen akademischen Titel die Bewerber hätten, sondern dass diese ein Studium abgeschlossen haben. Nach diesen ersten berufspraktischen Erfahrungen könnten die Studenten wieder zurück an die Uni wechseln und den Magister machen.
ÖH: Nicht überall zielführend
Die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) hält die rasch wachsende Anzahl an Bakkalaureat-Studien allerdings für "problematisch". Das dreigliedrige System sei zwar in manchen Studienrichtungen "durchaus mehr als sinnvoll", in anderen jedoch nicht zweckmäßig, hieß es in einer Aussendung am Montag.

Als positives Beispiel führte der stellvertretende ÖH-Vorsitzende Ralph Schallmeiner (Grüne und Alternative StudentInnen/GRAS) das Publizistik-Bakkalaureatan - damit sei eine gezielte Ausbildung für Journalisten vorhanden.

Bei anderen Studienrichtungen wie etwa der Judaistik stelle sich aber "schon die Sinnfrage, da diese stärker in eine wissenschaftliche Richtung tendieren".
Nachteile am Arbeitsmarkt befürchtet
Ein anderes Problem ortete ÖH-Vorsitzende Patrice Fuchs (Verband Sozialistischer StudentInnen /VSStÖ): Die vielen Bakkalaureate würden zu einer scheinbaren Erhöhung der Akademikerquote führen, weil einige Interessenten durch die kurze Studienzeit eher bereit seien, ein solches Studium zu beginnen.

Dies laufe allerdings darauf hinaus, dass Studierende nur mit Bakkalaureat-Abschluss am Arbeitsmarkt nicht so gerne genommen würden wie beispielsweise Fachhochschul-Absolventen, so Fuchs.

Außerdem sei zu befürchten, dass künftig nur die Finanzierung des Bakkalaureats gesichert sei, jedoch alles darüber hinaus zum "Privatvergnügen" avanciere.
->   Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur
->   Österreichische Hochschülerschaft
->   Alles zum Stichwort Bakkalaureat in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010