News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 
Neue Runde im Streit um Nibelungenfragmente  
  Der Gelehrtenstreit um die angeblich ältesten Fragmente des Nibelungenliedes, die die Historikerin und Archivarin des Stiftes Zwettl, Charlotte Ziegler, ebendort entdeckt haben will, geht weiter.  
Der Marburger Altgermanist Joachim Heinzle hat in der jüngsten Ausgabe des "Marburger UniJournal" die Fragmente als "faulen Nibelungenzauber" bezeichnet, der "rein gar nichts mit den Nibelungen zu tun" hätte. Vielmehr handle es sich "zweifelsfrei" um den französischen Roman vom Königssohn Erec und seiner Frau Enite, den Chrestien de Troyes um 1170 verfasste.
->   Marburger UniJournal
Nibelungenlied oder Nibelungenklage?
Ziegler beharrt gegenüber der APA darauf, dass auf den Fragmenten neben den Erec-Texten, die sie auch selbst in ihren Forschungen entdeckt habe, weiters "Nibelungisches" enthalten sei. Dies werde auch durch neue Erkenntnisse gestützt. Ob der Text dem Nibelungenlied oder der danach entstandenen Nibelungenklage zuzuordnen sei, wolle Ziegler (auch mit dem gewählten Terminus "Nibelungisches") "zur Diskussion stellen".
...
Im Stift Zwettl wollen Forscher des Stiftsarchivs Ende März 2003 in einer Schachtel zahlreiche Fragmente von bisher unbekannten Texten des Nibelungenliedes gefunden haben. Woher die Fragmente stammen, ist bisher noch ungeklärt.
->   Mehr dazu: Unbekannte Texte des Nibelungenliedes gefunden
...
Ein Teil der Fragmente nehme jedenfalls Bezug auf den Nibelungentext. Ziegler warf Heinzle auch in Hinblick auf die von diesem gewählten Ausdrücke "unwissenschaftliches" Agieren vor. Eine vom Deutschen monierte Transkription des Textes werde derzeit erstellt, so Ziegler.
Umstrittene Datierung
Ziegler bekräftigte ihre umstrittene Datierung der Fragmente um 1200. Bisher habe es vom Nibelungentext nur schriftliche Aufzeichnungen nach dem Jahr 1220 gegeben. Nach Heinzles Darstellung zeige die Schriftform jedoch eindeutig, dass die Dokumente im 13. Jahrhundert entstanden sind: "Selbst bei äußerster Vorsicht kann man indes mit Sicherheit sagen, dass die Zwettler Bruchstücke nicht ins 12. und auch nicht an den Beginn des 13. Jahrhunderts gehören."

Dass die vermeintliche Nibelungen-Sensation "ungeprüft eine weltweite Hysterie" entfachen konnte, führt der Wissenschafter auf die "mythische Aura" zurück, die die Heldensage noch immer umgebe.
->   Mehr über Nibelungenlied (mediaevum.de)
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010