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Artenreichtum in Südostasien massiv bedroht  
  Die Abholzung der tropischen Wälder in Singapur hat ein katastrophales Artensterben ausgelöst. Nachdem die Lebensräume in den vergangenen 183 Jahren um 95 Prozent schrumpften, sind zahlreiche Tier- und Pflanzenarten bereits verschwunden.  
Dies berichtet ein internationales Wissenschaftler-Team in der aktuellen Ausgabe von "Nature". Sie fürchten, dass am Ende dieses Jahrhunderts nicht nur in Singapur, sondern in ganz Südostasien bis zu 42 Prozent der verbliebenen Arten ausgestorben sein werden - die Hälfte davon werde damit für immer von der Erde verschwinden.
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Die Studie ist unter dem Titel "Catastrophic extinctions follow deforestation in Singapore" in "Nature" (Bd. 424, S. 420, Ausgabe vom 24. Juli 2003) erschienen.
->   Original-Artikel (kostenpflichtig)
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77 Prozent der Arten vom Aussterben bedroht
Nach den Kriterien der unabhängigen internationalen Naturschutzorganisation (IUCN) sind derzeit 77 Prozent von Singapurs Arten vom Aussterben bedroht. Werde die Abholzung ungemindert weiter betrieben, werden allerdings am Ende dieses Jahrhunderts auch in Südostasien 74 Prozent der Tropenwälder vernichtet und damit etliche Arten ausgerottet sein, schreiben die Wissenschaftler. Nur groß angelegte Schutzmaßnahmen könnten dies verhindern.
->   IUCN
Rekonstruktion der Geschichte
Anhand historischer Aufzeichnungen und neuerer Daten aus Singapur rekonstruierten die Forscher um Barry Brook von der australischen Northern Territory University in Darwin den Niedergang der Artenvielfalt. Im Jahr 1819 errichteten die Briten erste Stützpunkte in Singapur, damit begann auch die Abholzung der tropischen Wälder und Mangroven.

Von den ursprünglichen 540 Quadratkilometern bewachsener Fläche seine heute nur noch 24 Quadratkilometer Wald übrig, berichten die Wissenschaftler.
73 Prozent aller Arten bereits ausgestorben
Der Artenreichtum habe in diesem Zeitraum um mindestens 28 Prozent abgenommen. Möglicherweise sei der Verlust sogar wesentlich höher, schreiben die Wissenschaftler. Viele Arten seien vermutlich schon ausgestorben, bevor Singapurs Artenvielfalt von 1870 an systematisch erfasst wurde.

Berechnungen, in denen Artenlisten gleicher Lebensräume des benachbarten Malaysias mit einbezogen wurden, ergaben, dass eventuell bis zu 73 Prozent aller ursprünglich vorhandenen Tier- und Pflanzenarten bereits ausgestorben sind.
Betroffen v.a. Waldbewohner
Am stärksten betroffen waren solche Arten, die sich auf den Lebensraum Wald spezialisiert hatten. Ihre Zahl ging um ein Drittel zurück. Außer der Zerstörung der Lebensräume - zunächst durch Abholzung, später dann durch die Ausbreitung der Städte - seien auch die Jagd und das Sammeln von Tier- und Pflanzenarten Ursache für den rasanten Niedergang der Artenvielfalt.

So sei der letzte Tiger (Panthera tigris corbetti) bereits 1930 geschossen worden. Auch der heftige Beschuss Singapurs während des Zweiten Weltkriegs habe vermutlich verheerende Auswirkungen auf die Fauna des Waldes gehabt.
->   Northern Territory University
 
 
 
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01.01.2010