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"Lost City": Chemische Reaktionen für heiße Quellen  
  Forscher haben "Lost City" - Kalkformationen und Warmwasserquellen im Atlantik - untersucht. Das Ergebnis: Die heißen Quellen werden durch chemische Reaktionen angetrieben - und werfen somit ein neues Licht auf die Entstehung des Lebens auf der Erde.  
Seit der Entdeckung heißer Quellen am Meeresgrund Anfang der siebziger Jahre bemühen sich Geowissenschaftler und Biologen darum, die Wechselwirkung zwischen Prozessen im Meeresuntergrund und Organismen, die bei solchen heißen Quellen leben, besser zu verstehen.
"Lost City" mindestens 30.000 Jahre alt
Nun hat ein internationales Forscherteam unter Beteilung der ETH Zürich gezeigt, dass "Lost City" - eine 2001 neu entdeckte Art von Kalkformationen und Warmwasserquellen im Atlantik - bereits seit mindestens 30.000 Jahren existiert und durch chemische Reaktionen angetrieben wird.

Die Resultate, die in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins "Science" publiziert wurden, werfen ein neues Licht auf die Entstehung des Lebens auf der Erde.
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Hydrothermal-Systeme am Meeresboden
Hydrothermalquellen - heiße, schwefelwasserstoffreiche Quellen des Meeresbodens in mehreren tausend Metern Tiefe - wurden 1977 entdeckt und überraschten die Wissenschaft als einzigartiges Ökosystem, das vollkommen ohne Licht auskommt. Die Quellen entstehen, wenn Seewasser in die Kruste des Meeresbodens eindringt, erhitzt wird, mit dem Krustengestein reagiert und wieder zum Meeresboden aufsteigt - als Hydrothermal-Quelle. Dabei werden dem Meereswasser verschiedene neue chemische Elemente zugeführt, unter anderem Helium, Eisen und Mangan.
->   Mehr Informationen zur "Hydrothermal Vent Geochemistry"
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Zufallsfund mitten im Atlantik

Lost City im Atlantik: Bizarre weisse Spitzen und Türme aus Kalkstein
Vor zwei Jahren fanden Forscher zufällig mitten im Atlantik die "verlorene Stadt". Die Struktur mit einer Ansammlung grandioser Türme und Spitzen aus schneeweißem Kalkstein unterscheidet sich stark von den bisher bekannten "Black Smokers", den typischen hydrothermalen Unterwasserquellen in der Nähe der untermeerischen Vulkane.

Die bis 60 Meter hohen, bizarren Gebilde sind die größten hydrothermalen Schlot-Strukturen, die man bis jetzt auf dem Meeresgrund entdeckt hat, wie die ETH Zürich in einer Aussendung mitteilte.

Neueste Untersuchungen einer Forschungsgruppe der ETH Zürich, University of Washington und der Duke University (North Carolina) haben demnach ergeben, dass die hydrothermale Aktivität in Lost City durch chemische Prozesse angetrieben wird und seit mindestens 30.000 Jahren abläuft.
Ähnliche Systeme als Brutstätten ersten Lebens?
Es sei anzunehmen, dass dieser Prozesse auch noch mehrere Hunderttausend bis Millionen von Jahren weiter ablaufen, meinen die Forscher. Für sie ergeben sich daraus wichtige Schlussfolgerungen für die Erforschung des Ursprungs von Leben auf der Erde: Denn die Chancen seien gut, dass solche Systeme Brutstätten des ersten Lebens waren.
Kein Vulkanismus im Spiel

Aktive Quellen an den Karbonatstrukturen von Lost City
Laut Studie entsteht die Energie, welche die Wasserzirkulation antreibt, durch eine chemische Reaktion zwischen Meerwasser und Peridotit, einem Gestein aus dem Erdmantel. Dabei wird das Mineral Olivin in Serpentin umgewandelt, wobei Wärme, Methan und Wasserstoff freigesetzt werden.

Das System kann sich demnach durch die natürlichen Vorgänge in der Erdkruste über Jahrmillionen hinweg selbst erhalten und so den Entwicklungsprozess der Lebewesen sichern.

Viele Forscher nehmen an, dass die Umwandlung von Olivin in Serpentin auf der frühen Erde häufig vorkam. Dies lege den Schluss nahe, dass es unzählige warme, nährstoffreiche Brutstätten wie Lost City auf der gesamten Erdkugel gab, heißt es in der Aussendung. Damit erweitert sich auch die Anzahl der Nischen, in welchen das Leben am Meeresboden hätte entstehen können.
->   Eidgenössische Technische Hochschule Zürich
->   www.lostcity.washington.edu
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   Kontroverse Theorie zur Entstehung von Leben (4.12.02)
->   "Lost City": Riesige Unterwasser-Kamine entdeckt (13.7.01)
 
 
 
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01.01.2010