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Österreich: 15 Prozent weniger Krebstote als erwartet  
  Seit Jahren versuchen die Europäischen Staaten, die Zahl der Krebserkrankungen und Todesfälle zu reduzieren - unter anderem im Rahmen des "Europe Aganist Cancer" Programms. Dessen ambitioniertes Ziel einer Reduktion der erwarteten Krebstodesfälle um 15 Prozent bis zum Jahr 2000 haben einer aktuellen Studie zufolge nur zwei Länder verwirklichen können: Österreich und Finnland. Gute Nachrichten gibt es indes auch für die meisten EU-Staaten: Laut Studie gab es insgesamt rund 92.500 weniger Krebstote als prognostiziert.  
Nach Berechnungen von Experten sollten die auf Krebs zurückzuführenden Todesfälle in der Europäischen Union von knapp über 850.000 im Jahr 1985 auf mehr als 1,03 Millionen im Jahr 2002 steigen. Ursache vor allem: der zunehmende Altersdurchschnitt der EU-Bürger.
Erste Ergebnisse der EU-Krebsbekämpfung
Doch die Intensivierung der Krebsbekämpfung scheint ihre Wirkung zu zeigen: In einem am Montag in den "Annals of Oncology" publizierten Bericht schreiben die Autoren, dass nach ersten Untersuchungen im Jahr 2000 rund 92.500 Todesfälle weniger eintraten als prognostiziert.

Der Rückgang bzw. die weitaus langsamer als erwartet steigende Zahl der Krebstoten sei vermutlich wenigstens teilweise auf das "Europe Aganist Cancer" Programm zurückzuführen.
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"Measuring progress against cancer in Europe"
Der Bericht "Measuring progress against cancer in Europe: has the 15% decline targeted for 2000 come about?" ist erschienen in den "Annals of Oncology", Bd. 14, Seiten 1312-1325 (Ausgabe August 2003).
->   Der Artikel im Volltext in den "Annals of Oncology"
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Ambitioniertes Programm: Reduktion um 15 Prozent
Das ambitionierte Ziel des EU-Programms lautete: eine Reduktion der Kresbtodesfälle bis 2000 um 15 Prozent. Diese Vorgabe erreichten lediglich Österreich und Finnland. Bei Frauen sank der Wert in beiden Ländern um 15 Prozent, bei Männern reduzierten sich die Krebstodesfälle um 15 Prozent in Österreich sowie um 17 Prozent in Finnland.
Insgesamt sinkt Zahl der Krebstoten
Der aktuelle Bericht sammelte die Mortalitätsdaten aller EU-Mitgliedstaaten im Jahr 1985 sowie der damaligen Bewerber Schweden, Österreich und Finnland. Genauer untersucht wurde auch der zu beobachtende Trend bei den fünf häufigsten Krebserkrankungen: Lungen-, Magen-, Kolorektal-, Brust- und Prostatakrebs.

Auf die gesamte EU umgelegt ergab sich eine Reduktion der Krebstodesfälle bei Männern um zehn Prozent sowie um acht Prozent bei Frauen.

"Mit wenigen Ausnahmen erleben alle europäischen Länder einen Trend sinkender Todesraten, und das dürfte auch in der nähere Zukunft so weitergehen", sagte Studienleiter und Direktor des European Institute of Oncology in Mailand, Peter Boyle, am Montag in Mailand.
Österreich unter den fünf Besten
Nach Angaben von Peter Boyle haben den Ergebnissen zufolge Österreich, Finnland, Großbritannien, Luxemburg und Italien die effektivsten Programme zur Reduktion von Krebstodesfällen. So zeigen die heimischen Zahlen etwa auch einen Rückgang der männlichen Lungenkrebstoten um 23 Prozent.

Die schlechtesten Ergebnisse dagegen zeigten sich in Spanien, Portugal und Griechenland. In Portugal beispielsweise stieg die Zahl der Krebstodesfälle bei Männern um 17 an, bei Frauen um drei Prozent. Für Spanien wurde bei Männern ein deutlicher Anstieg um elf Prozent festgestellt, bei den Frauen änderte sich nichts.
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Einige Zahlen zur Veranschaulichung
Insgesamt wurde für Männer eine Zahl von 582.165 Krebstodesfällen im Jahr 2000 prognostiziert gegenüber 526.427 tatsächlichen Fällen. Dies entspricht 55.738 vermiedenen Krebstodesfällen bzw. einem Rückgang um etwa zehn Prozent. Spitzenreiter ist hier Luxemburg mit einem Rückgang von 24 Prozent. Bei Frauen stehen 450.918 erwartete Krebstodesfälle 414.083 tatsächlichen gegenüber - ein Rückgang von neun Prozent oder minus 33.835 Krebstodesfälle.

Erwartet wurden EU-weit auch 79.608 Todesfälle durch Brustkrebs bei Frauen. Tatsächlich gemessen wurden laut Studie 76.942. Dies entspricht einem Rückgang um rund drei Prozent oder 2.666 Todesfällen weniger. Die größte Reduktion zeigte sich erneut in Luxemburg (-42 Prozent), gefolgt von Großbritannien (-24 Prozent) und Schweden (-neun Prozent). Ein Anstieg wurde für Spanien (+15 Prozent) sowie Portugal (+11 Prozent) und Griechenland (+sieben Prozent) festgestellt.
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Anstieg vor allem bei Lungenkrebs - bei Frauen
Im Vergleich zeigt sich bei fast allen einzeln untersuchten Krebsarten eine Reduktion der tatsächlichen Todesfälle gegenüber den prognostizierten Zahlen. Ausnahmen waren lediglich Prostatakrebs mit einem Plus von 4.200 Todesfällen sowie Lungenkrebs bei Frauen.

Während bei Männern 23.922 Todesfälle durch Lungenkrebs weniger vermeldet werden, als laut den ursprünglichen Berechnungen zu erwarten gewesen wären, sind bei den Frauen ganze 10.613 mehr Todesfälle zu beklagen.

Der Anstieg zeigte sich laut den Ergebnissen ohne Ausnahme in jedem untersuchten Land - von einem Plus von acht Prozent in Großbritannien bis hin zu 84 Prozent in den Niederlanden.
Anti-Zigaretten-Kampagnen greifen bei Frauen nicht
Die Studienautoren führen dies vor allem auf bei Frauen nur ungenügend greifende Programme gegen den Zigarettenkonsum zurück. "Die Tatsache, dass Frauen zunehmend rauchen - und mehr rauchen, repräsentiert ein großes Versagen der Gesundheitspolitik in der jüngeren Vergangenheit", kommentiert Peter Boyle diese Ergebnisse.

Dies sei daher eine Hauptaufgabe für die nahe Zukunft: Als Antwort müsse der Kampf gegen das Rauchen auch weiterhin höchste Priorität haben, neben Frauen müsse er sich auf untere soziale Schichten konzentrieren.
->   European Institute of Oncology
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01.01.2010