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Hormon-Erholung erst Monate nach Alkoholentzug  
  Veränderungen im Hormonhaushalt sind laut einer Studie Ursache dafür, dass Kurztherapien bei Alkoholikern kaum wirken. Die Schlüsselhormone, die den Wasser- und Elektrolysehaushalt steuern, brauchen mindestens neun Monate, um sich wieder einzupendeln.  
Das berichtete am Montag Hannelore Ehrenreich, Suchtexpertin am Göttinger Max-Planck-Institut für experimentelle Medizin. An der jetzt abgeschlossenen fast zehnjährigen Forschungsreihe hatten 180 Alkoholkranke teilgenommen.

Solange der Hormonhaushalt nicht auf normale Werte gebracht werde, sei eine Abkehr vom Alkohol nahezu unmöglich, so das Hamburger Magazin "GEO" (Augustausgabe) mit Verweis auf die Studie. Dies hat laut Ehrenreich besonders der letzte Teil der Göttinger Studie mit 35 Männern im Alter von 30 bis 61 Jahren bewiesen.
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Die Schwerstabhängigen hatten sich innerhalb der Studie Therapiekonzept "Ambulante Langzeit-Intensivtherapie für Alkoholkranke" (ALITA) zur Verfügung gestellt. Die Behandlung dauerte etwa zwei Jahre.
->   ALITA
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Fehlende Hormone machen durstig
Nach der Entgiftung entstehe besonders starker Mangel an dem Hormon Vasopressin. Dieser Botenstoff halte normalerweise das Wasser im Körper fest, so dass den Patienten nun starker Durst plage. Bei der kleinsten Belastung kehre auch das alte Verlangen nach Alkohol zurück und der Teufelskreis beginne erneut, hat die Wissenschaftlerin herausgefunden.

Das ebenfalls durch die Entgiftung zurückgedrängte Hormon Atriales Natriuretisches Peptid (ANP) fördere den Durst sogar noch durch vermehrte Ausscheidung von Flüssigkeit. Vier Liter Flüssigkeit pro Tag seien als Ausgleich notwendig. Nierenfunktionsstörungen seien nicht selten. Die gleichzeitig erhöhten Stresshormone könnten zu einem schnellen Rückfall führen.
Hoffen auf Pille zum Ausgleich
Ehrenreich hofft, dass das Hormon Vasopressin irgendwann als ausgleichende Pille eingenommen werden kann. Die Überlegungen seien jedoch noch in der Anfangsphase. "Wir sind noch nicht einmal in der Tierversuchsstufe", sagte sie.
Mehr als die Hälfte der Teilnehmer dauerhaft abstinent
Das Ergebnis der Göttinger Langzeitstudie habe inzwischen großes Interesse bei Krankenkassen, Rentenversicherungen und anderen Kostenträgern geweckt, berichtete die Wissenschaftlerin.

"Wir haben bei mehr als der Hälfte der Patienten sieben Jahre nach der Behandlung eine dauerhafte Abstinenz. Das sind Traumzahlen, aber leider ist für eine Fortführung des Programms angeblich kein Geld mehr vorhanden."
->   GEO
->   Mehr zum Thema Alkohol in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010