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Studie: Blockierter Mechanismus gegen Lähmungen  
  Französische Forscher haben einen neuen Ansatz zur Behandlung von verletztem Rückenmark entdeckt. Sie wiesen bei Mäusen einen Mechanismus nach, dessen Blockade Lähmungen besserte.  
Die Wissenschaftler um Alain Privat vom Institut national de la santé et de la rechèrche médicale (INSERM) in Montpellier untersuchten Verletzungen des Rückenmarks, wie sie etwa durch Unfälle verursacht werden. Über ihre Ergebnisse berichten die Forscher in den "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS).
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Der Artikel "Axonal plasticity and functional recovery after spinal cord injury in mice deficient in both glial fibrillary acidic protein and vimentin genes" ist erschienen in den PNAS, Bd. 100, Seiten 8999-9004 (doi:10.1073/pnas.1533187100).
->   Abstract des Artikels in www.pnas.org
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Unheilbare Rückenmarksverletzungen
Durch einen Unfall verursachte Verletzungen des Rückenmarks führen meist zu einem irreversiblen Verlust der bewussten Bewegungsfähigkeit.

Der Ursprung der Lähmung liegt in der fehlenden Neubildung der Nervenenden beschädigter Neuronen begründet. Diese Neuronen leiten die aus dem Gehirn kommenden Nervenimpulse und steuern so das Laufen.
Überproduktion zweier Proteine als Ursache
Die Forscher haben nun die Ursache dieser Nichtneubildung nach einer Rückenmarksdurchtrennung herausgefunden:

Die Überproduktion oder "Überexpression" zweier Proteine im Bindesubstanzgewebe des Nervensystems führt zu Narben, die ein "undurchdringliches Gitter", eine Art feindliche Umgebung für die Neubildung der Nervenenden bilden.
Gen-Manipulation blockiert Protein-Synthese
Um die Bildung dieser Narben zu verhindern, hat das Forscherteam bei Mäusen mit einer Verletzung des Rückenmarks und daher einem gelähmten Hinterbein durch genetische Veränderungen die Synthese der beiden Narbenerreger-Proteine blockiert:

Bei einer Testgruppe wurde die Synthese der zwei Proteine gleichzeitig, bei weiteren Tieren getrennt blockiert. Doch nur bei den Mäusen, bei denen beide Gene blockiert wurden, war eine Neubildung der Nervenenden und sogar eine Erholung der Lauffähigkeit festzustellen.
Gentherapie soll entwickelt werden
Diese Forschungsergebnisse könnten zu neuen Therapien von unfallbedingten Verletzungen des Zentralnervensystems oder sogar Erkrankungen wie etwa Parkinson führen, meinen die Forscher.

Derzeit wird versucht, auf Basis der Forschungen eine Gentherapie zu entwickeln. Die Wissenschaftler wollen mit Hilfe der "RNA Interferenzmethode" die beiden Proteine einzeln blockieren und "Korrekturgene" ins Erbgut der Patienten einführen.
->   INSERM
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   Querschnittlähmung: Heilung durch Nasen-Zellen? (11.7.02)
->   Moleküle bringen gelähmte Ratten zum Laufen (10.4.02)
 
 
 
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01.01.2010