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Ozonloch-Forscher Paul Crutzen in Österreich  
  Der niederländische Meteorologe Paul Crutzen gilt als der bekannteste Erforscher des Ozonlochs. 1995 wurde er mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet. Am Dienstag hielt Paul Crutzen einen Vortrag am Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse in Laxenburg. Dabei diskutierte er einige Szenarien: Von der möglichen Wiederherstellung der Ozonschicht in 50 Jahren bis zum - hypothetischen - Albtraum weltumspannender Ozonlöcher.  
Keine Spaltung des Ozonlochs erwartet
Für heuer ist es noch zu früh: Noch kann der Nobelpreisträger Paul Crutzen nichts über das aktuelle Ozonloch über der Antarktis sagen, denn normalerweise wird die Ozonschicht in der Stratosphäre ab August oder September dünner.

Im vergangenen Jahr ist das Ozonloch nicht nur kleiner ausgefallen als in den Jahren zuvor, sondern es hat sich auch in zwei Löcher geteilt. Paul Crutzen im ORF-Radio:

"Deshalb sind wir dieses Jahr besonders neugierig, wie es mit dem Ozonloch weitergeht. Wenn diese Spaltung wieder auftreten würde - was wir nicht vermuten - dann haben wir wieder ein Problem zu lösen."
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Ozonloch als Messfehler
Ungewöhnliche Daten und Ausreißer in der Statistik sollten keinesfalls gering geschätzt werden, meint Paul Crutzen in seinem Vortrag am IIASA. Die NASA zum Beispiel habe in den 80er Jahren über Daten verfügt, die (im Nachhinein betrachtet) auf das Ozonloch hinwiesen, die US-Raumfahrtbehörde hielt diese Daten aber für Messfehler.
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Höhepunkt der Hautschäden in 50 Jahren
Geht die Ozonschicht verloren und damit der Schutz unseres Planeten vor dem UV-Licht, kann das unter anderem Sehschäden oder Hautschäden zur Folge haben. Der Höhepunkt der so verursachten Hautkrebs-Fälle sei 2050 zu erwarten, meint Paul Crutzen anlässlich seines Vortrages am Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse IIASA in Laxenburg.
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Zur Person Paul Crutzen
Paul Crutzen wurde 1933 in Amsterdam geboren. Er studierte Meteorologie. Crutzen arbeitete z.B. als Forschungsdirektor am National Center for Atmospheric Research in Boulder (Colorado) sowie als Direktor des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz. Er wies nach, dass die Stickstoffoxide NO und NO2 katalytisch, also ohne selbst verbraucht zu werden, mit Ozon reagieren und davon erhebliche Mengen zerstören können.

Paul Crutzen erhielt 1995 den Nobelpreis für Chemie (zusammen mit M.J. Molina und F.S. Rowland). Er wurde damit für seine Untersuchungen zur Chemie der Atmosphäre, insbesondere über Bildung und Abbau von Ozon, ausgezeichnet. Crutzen erhielt u.a. den "Deutschen Umweltpreis" der Bundesstiftung Umwelt. Er ist Mitglied der Königlich Schwedischen Akademie und Mitglied der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften.
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"Es könnte länger dauern"
Einige Prognose besagen, dass sich die Ozonschicht über dem Südpol in den kommenden Jahrzehnten erholen wird und dass das Ozonloch in 50 Jahren verschwunden sein wird. Es könnte länger dauern, sagt der Ozonloch-Forscher Crutzen im Ö1-Journal, wenn sich die Stratosphäre stärker abkühlt und wenn weiterhin der Anteil an Wasserdampf in dieser Luftschicht zunimmt:

"Es hat sich im Austausch von Luftmassen zwischen Troposphäre und Stratosphäre in den vergangenen Jahren etwas geändert. Wir spekulieren auch über Möglichkeiten, dass durch Gewitter mehr Staubteilchen und mehr Wasserdampf in die obere Troposphäre oder in die untere Stratosphäre kommen können."

Indirekt sei der Mensch Schuld - zum Beispiel durch Staubpartikel aus Abgasen.
Folgen des FCKW-Verbots abwarten
Was kann der Mensch noch tun, um den Abbau der Ozonschicht zu stoppen? Nobelpreisträger Paul Crutzen gegenüber Ö1: "Im Augenblick können wir eigentlich nicht mehr machen, als bereits geschehen ist. Das FCKW-Verbot besteht seit 1996."
Allerdings betrage die Lebensdauer der ozonschädigenden Fluorkohlenwasserstoffe bis zu 110 Jahre.
Nicht zu vergessen: Brom
Was noch zum Problem werden könnte, sei Brom, gibt Crutzen zu bedenken. Die USA würden dem Vernehmen nach Brom weiterhin (z.B. als Bestandteil des Schädlingsbekämpfungsmittels Methylbromid) zulassen.

Als Albtraum, der zum Glück nicht eingetreten sei, bezeichnet der Nobelpreisträger folgendes Szenario: Hätte die Industrie vor Jahrzehnten als Hauptbestandteil von FCKW statt Chlor Brom verwendet, dann hätten wir heute praktisch überall ein Ozonloch, rund um den Globus und rund ums Jahr.

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
->   IIASA
->   Alles zum Thema Ozonloch im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010