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Schaumzikaden sind Weltrekordler im Hochsprung  
  Ende August findet die Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Paris statt. Beim Hochsprung der Männer wird eine überquerte Höhe von etwa 2 Meter 35 wohl für die Goldmedaille reichen. Nicht gerade viel im Vergleich zu den sechs Millimeter großen Wiesen-Schaumzikaden, die imstande sind, sich auf eine maximale Höhe von 70 Zentimetern zu katapultieren. Die Leistung der Insekten bedeutet Weltrekord - und entspricht umgerechnet auf die Körpergröße eines durchschnittlich großen Mannes einem 210-Meter-Hochsprung.  
Dank einer bisher unbekannten Sprungtechnik überflügeln die Zikaden selbst Flöhe, die bisherigen Rekordhalter. Das berichtet der britische Zoologe Malcolm Burrows von der University of Cambridge in der aktuellen Ausgabe von "Nature".
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Die Studie ist unter dem Titel "Froghopper insects leap to new heights" in "Nature" (Bd. 424, S. 509, Ausgabe vom 30. Juli 2003) erschienen.
->   Nature
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Hinterbeine wirken wie Katapult
 
Bild: Nature

2.000 Bilder des Insekts pro Sekunde, Belichtungszeit von 0,25 Millisekunden

Hinweise auf die Technik der Sprungkünstler gaben Aufnahmen mit einer hochauflösenden Videokamera: Die Insekten ziehen demnach ihre extrem langen Hinterbeine unter den Körper und arretieren sie. In einem kräftigen Muskel, der elf Prozent des Körpergewichts ausmacht, wird wie in einem Katapult Energie gespeichert.

Überschreitet die Energie des Muskels einen gewissen Punkt, löst sich blitzartig der "Verschluss" der Hinterbeine. Durch die schlagartige Freisetzung der Energie werden die Hinterbeine durchgedrückt, was den Körper der Zikade enorm beschleunigt.
Beschleunigung: 400-fache Erdanziehungskraft
Von der ersten sichtbaren Beinbewegung bis zum Abheben der Wiesen- Schaumzikaden (Philaenus spumarius) vergehe weniger als eine Millisekunde. Bei den besten Sprüngen heben die Tiere demnach mit einer Geschwindigkeit von vier Metern pro Sekunde ab und beschleunigten dabei mit mehr als dem 400-fachen der Erdanziehungskraft.

Weltweit sind etwa 3.000 Arten von Schaumzikaden bekannt. Umso erstaunlicher sei es, dass bisher niemand ihre Sprungkünste erkannt habe, schreibt Burrows.
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Durchschnittlicher Sprung: 45 cm, 34 mN, 49 µJ
Weitere Einzelheiten über die Sprungkraft der Schaumzikaden: bei Durchschnittssprüngen von etwa 45 Zentimeter verbrauchen sie bei einer angewendeten Kraft von 34 Millinewton etwa 49 Mikrojoule. Die ausgeübte Kraft übersteigt das eigene Körpergewicht um das 414-fache, was noch mehr ist als bei Flöhen (135-fach).
->   Mehr über die Schaumzikaden (arthropods.de)
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Produzenten des "Hexenspeichels"
Am bekanntesten sind die Zikaden für die Produktion des "Kuckucks"- oder "Hexenspeichels", einem schaumigen Sekret der Larven, das im Frühling an Gräsern und Büschen zu finden ist. Die Jungstadien der Zikaden lassen den Speichel über den Körper laufen und blasen dann mit einem Atemkanal an der Unterseite des Körpers Luft hinein. In der schaumigen Masse verstecken sie sich dann.

Die Wiesenschaumzikade ist vor allem Rosenzüchtern und anderen Blumenfreunden bekannt: Als Schädlinge springen sie auf junge Pflanzentriebe und Blätter und legen dort ihre Larven ab, die befallenen Partien verkümmern.
Links zum Thema:
->   Buch der Insekten-Rekorde (University of Florida)
->   World Records of the Animal Kingdom
->   Marine Animal Records
 
 
 
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01.01.2010