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Wiener Forscher entwickeln Hepatitis C-Impfstoff  
  Hepatitis C zählt zu den am weitest verbreiteten Infektionskrankheiten. Weltweit sind 500 Millionen Menschen mit dem Virus infiziert - allein in Österreich dürften es mehr als 250.000 sein. An die 900 Todesfälle jährlich sind vermutlich auf die Folgen einer chronischen Infektion zurück zu führen. Wiener Forscher haben nun einen neuen Impfstoff entwickelt, der derzeit an der Grazer Universitätsklinik getestet wird.  
Endstation Leberzirrhose und Leberkrebs
Bleibt eine chronisch gewordene Hepatitis C unbehandelt, so kann dies bis zu Leberzirrhose und Leberkrebs führen. Standardtherapie ist heute eine Kombinationsbehandlung mit Interferon und Ribavirin.
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Interferone und Ribavirin
Interferone sind speziesspezifische Proteine, die von vielen menschlichen und tierischen Zellen als Immunreaktion auf virale und einige bakterielle Infektionen gebildet werden. Ribavirin ist ein Virostatikum, das die Replikation mehrerer Virusarten hemmt (es wurde auch als mögliches Medikament zur Behandlung des atypischen Atemwegsyndroms SARS getestet, die Versuche verliefen erfolglos).
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Unterschiedliche Heilungsraten je nach Virus
Die Heilungsraten sind je nach Virusstamm unterschiedlich. Bei Hepatitis C Typ 2 und Typ 3 erreicht man durch die Interferon-Ribavirin-Kombinationstherapie Heilungsraten von bis zu 80 Prozent, beim Typ 1 liegt die Heilungsrate allerdings unter 45 Prozent.

Hinzu kommt, dass die Interferon-Therapie eine für den Organismus sehr belastende ist. Es kommt zu mehr oder weniger stark ausgeprägten grippeähnlichen Symptomen. Darüber hinaus muss diese Behandlung bei den meisten Patienten immer wieder gemacht werden, um die Viruslast und die Entzündung der Leber unter Kontrolle zu halten.
Ein neuer Impfstoff gibt Hoffnung
Nun konnte von Wissenschaftlern des Wiener Start-up Unternehmens Intercell ein Impfstoff entwickelt werden, der an einigen deutschen Zentren sowie an der Grazer Universitätsklinik für Innere Medizin bereits im Rahmen einer Phase 2 Studie an Patienten mit Hepatitis C eingesetzt wird.

Es handelt sich dabei nicht um eine Schutzimpfung im klassischen Sinn, durch die eine Infektion verhindert werden soll, sondern vielmehr um eine therapeutische Impfung, die das Immunsystem stimulieren soll, die virusbefallen Leberzellen zu erkennen und diese samt den Viren abzutöten.
Einfaches Prinzip - Große Wirkung
Im Prinzip funktioniere die Impfung ganz einfach, sagt der Molekularbiologe Alexander Gabein von Intercell. Wie es funktionieren kann, das hat man sich von jenen Patienten abgeschaut, deren Immunsystem allein mit der Infektion fertig wird.

Bei der Beobachtung solcher Patienten hat man gesehen, dass die Immunzellen vor allem eine bestimmte Struktur des Virus erkennen und dagegen Mobil machen. Nun impft man genau diese Virusbestandteile.
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Erste Tests: Immunantwort baute sich auf
In einer ersten Phase hat man den Impfstoff an gesunden Probanden getestet und gesehen, dass der Impfstoff nicht nur gut vertragen wird, sondern dass sich tatsächlich eine Immunantwort gegen das Hepatitis C Virus aufbaut. Das Immunsystem bekommt durch die Virusstrukturen sozusagen Nachhilfeunterricht. Nun ist man in einer zweiten Phase und behandelt die ersten Patienten mit chronischer Hepatitis C. Und zwar solche, die auf die bisherige Interferon-Therapie überhaupt nicht angesprochen haben, so genannte "Non-Responder".
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Nachhilfeunterricht für das Immunsystem
Wenn sich die erwartete Wirkung in ausreichenden Umfang einstellt - das heißt, wenn nach so einer Impfung genügend Immunzellen ( in diesem Fall T-Lymphozyten) gegen die Viren mobil machen -, dann wird man in einer nächsten Stufe diese Form der Impfung auch als Primärtherapie und nicht nur bei "Non-Respondern" einsetzen, sagt der Grazer Hepatologe Rudolf Stauber, der die Studie an der Grazer Universitätsklinik leitet.

Zu untersuchen gilt auch noch, ob durch eine Kombination mit Interferon die Heilungsraten erhöht werden können.
Erste Ergebnisse: Kaum Nebenwirkungen

Konkrete Ergebnisse der zur Zeit laufenden Studie sind bis Ende dieses Jahres zu erwarten. Was man heute schon sieht ist, dass die neue Therapie die Patienten kaum belastet. Bisher wurden lediglich leichte Rötungen und Schwellungen an der Einstichstelle festgestellt.

Jedenfalls hat der Impfstoff - so Rudolf Stauber - nicht die mitunter sehr belastenden systemischen Nebenwirkungen, die man beim Interferon sieht.

An der Entwicklung neuer Therapiekonzepte gegen Hepatitis wird weltweit gearbeitet. Die erste Ergebnisse der bisherigen Studien mit dem neuen Impfstoff lassen durchaus hoffen, dass der Durchbruch in Österreich gelingen könnte.

Eveline Schütz, Ö1-Wissenschaft
->   Intercell AG
->   Universitätsklinik Graz
->   www.innovatives-oesterreich.at
->   Alles zum Stichwort Hepatitis in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010