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Zahlen bis vier sind dem Menschen angeboren  
  Die Zahlen eins, zwei, drei und vier sind Studien zufolge dem Menschen angeboren. Erst mehr als fünf Elemente müsse man zählen und auch Babys hätten einen Sinn für Zahlen, meint ein deutscher Psychologe.  
Der Frankfurter Psychologe Wolfgang Mack untersucht das, was er "intuitives Zahlenverständnis" nennt, bei Kleinkindern, Jugendlichen und älteren Menschen. Ein Ergebnis seiner bisher unveröffentlichten Forschungen: Auch Babys haben so gesehen einen Sinn für Zahlen.
Kleine Punktmengen am Bildschirm
Mack setzte für seine Habilitation 17 Erwachsenen und 73 sieben Monate alte Kinder vor Bildschirme und zeigte ihnen kleine Punktemengen. Den Erwachsenen wurden kurz paarweise kleine Punktemengen zwischen eins und acht gezeigt.

Der Zeitbedarf für die richtige Antwort war bis zu vier Punkten exakt gleich, ab fünf stieg er deutlich an. "Vier ist also eine magische Größe, die Erwachsene mit einem Blick erfassen können."
Säuglinge: Längere Blickdauer bei Unterscheidung
Bei Säuglingen maß Mack zunächst die Blickdauer bei hintereinander gezeigten Bildern mit gleicher Punktzahl. Nahm diese deutlich ab, hatten sie sich an die Anzahl gewöhnt, dann wurde eine neue Punktemenge wiederholt gezeigt.

Stieg die Blickdauer bedeutsam an, schloss Mack, dass sie die Anzahl unterschieden. Das Ergebnis: Babys können eins von zwei, drei oder vier unterscheiden, aber nicht mehr vier von fünf.
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Die komplexe Wahrnehmung der Babys
Die Wahrnehmungsfähigkeiten von Babys sind bereits äußerst komplex: Wenige Stunden alte Neugeborene können das Gesicht ihrer Mutter wiedererkennen und blicken es lieber an als das Gesicht einer fremden Person. Neugeborene können zudem Farben unterscheiden und verfügen schon über Gedächtnis - wenn auch dessen Zeitdauer noch sehr begrenzt ist.

Weitere Wahrnehmungsleistungen bei Babys: die Fähigkeit zu erkennen, dass ein Objekt dieselbe Größe besitzt, egal, in welcher Entfernung es sich befindet. US-Psychologen konnten zudem zeigen, dass bereits fünf Monate alte Kinder einfache Additions - und Subtraktionsaufgaben lösen können.
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"Subitizing" als Teil der menschlichen Wahrnehmung
"Subitizing" nennt Mack diese Fähigkeit, kleine Mengen zu erkennen, ohne sie zu zählen. "Dieses intuitive Erfassen ist ein Teil unserer Wahrnehmung", sagt Mack. Denn Wahrnehmen heiße Unterscheiden, "und mit dem Unterscheiden kommen Kategorien wie gleich/ungleich und mehr/weniger."

Im Gegensatz zum - angeborenen - intuitiven Zahlenverständnis bis vier sei das Abzählen einer größeren Menge eine logische Fähigkeit, die gelernt werden muss. "Wenn Kinder zählen lernen, bauen sie jedoch auf dem intuitiven Verständnis für Mengen auf."
->   Institut für Psychologie der Universität Frankfurt
 
 
 
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01.01.2010