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Afrikanische Nager für Minensuche ausgebildet  
  Sie gelten in Afrika eigentlich als Schädlinge, doch nun sollen sie sich nützlich machen und Menschenleben retten: So genannte Riesenhamsterratten, die für die Suche nach Landminen ausgebildet werden.  
Eine Ratte mit einer Körpergröße von bis zu 45 Zentimetern und einem ebenso langen Schwanz - für die meisten Menschen eine beunruhigende Vorstellung. Auch in ihrer Heimat, dem mittleren Afrika, gilt die Riesenhamsterratte als lästiger Schädling.

Aber die gelehrigen Nager könnten zahlreichen Menschen das Leben retten - indem sie Landminen aufspüren. In Tansania bilden Wissenschaftler 300 Riesenhamsterratten für diese heikle Aufgabe aus.
Schnelles Lernen und feiner Geruchssinn
Mit ihren roten, schwarzen und blauen Halsbändern sehen die Ratten wie winzige Spürhunde aus. Aber die Trainer der Sokoine-Universität für Landwirtschaft in Morogoro in Tansania glauben, dass ihre Zöglinge dem besten Freund des Menschen in puncto Minensuche den Rang ablaufen könnten.

"Ratten lernen schnell, lieben es, dieselbe Aufgabe immer wieder auszuführen und haben einen feineren Geruchssinn als Hunde", sagt Projektkoordinator Christophe Cox, ein Belgier. Im Auftrag der Organisation "Apopo" aus Antwerpen richtet er die Tiere dazu ab, den Geruch von Dynamit und dem Sprengstoff TNT wiederzuerkennen.
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Schätzung: 100 Millionen Landminen weltweit vergraben
Mindestens 100 Millionen Landminen liegen in Krisengebieten und ehemaligen Krisengebieten weltweit vergraben, schätzt die "Internationale Kampagne für das Verbot von Landminen", die 1997 ein entsprechendes Abkommen durchsetzte. Seit Inkrafttreten des Verbots vor vier Jahren sind bereits 30 Millionen Minen zerstört worden, aber die Suche danach bleibt bei allem technischen Fortschritt ein äußerst gefährliches Unterfangen. Ratten aber sind so klein und leicht - selbst die Riesenhamsterratten wiegen höchstens 1,4 Kilogramm - dass sie über vermintes Gelände laufen können, ohne eine Detonation auszulösen.
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Zur Belohnung ein Stück Banane
Für die Ausbildung der Tiere an der Universität Morogoro wurden Minen ohne Zünder auf einem Testgelände vergraben. Um eine systematische Suche zu ermöglichen, schnallen Cox und seine Mitarbeiter die Ratten auf einer beweglichen Schiene fest, die in einem Metallkäfig hängt.

Zwei Trainer rollen den Käfig über das Testgelände. Wenn die Ratte eine Mine erschnuppert, hält sie an und fängt an zu scharren. Zur Belohnung gibt es ein Stückchen Banane - die Nager sind genügsam. Dann müssen menschliche Experten die Mine entschärfen.
Erster Einsatzort: Mosambik
Der erste Einsatzort der tansanischen Ratten liegt im Nachbarland Mosambik (Mozambique). Obwohl der Bürgerkrieg in der früheren portugiesischen Kolonie schon mehr als zehn Jahre zurückliegt, ist das Land noch immer mit Minen gespickt.

Bisher wurden erst zwölf Tiere dorthin gebracht, denn ein sorgfältiges Training ist für die Mitarbeiter lebenswichtig: "Man folgt den Ratten durch ein Minenfeld. Da muss man sich zu 100 Prozent auf sie verlassen können", sagt Trainerin Judy Cox.

George Mwangi, AP
->   Sokoine University of Agriculture
 
 
 
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01.01.2010