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Bedrohte Fische: Hotspots der Artenvielfalt entdeckt  
  Der kommerzielle Fischfang hat in den vergangenen 50 Jahren manche Arten um bis zu 90 Prozent dezimiert, der Bestand vieler Fischarten in den Weltmeeren ist gefährdet. Um die zur Erhaltung des ökologischen Gleichgewichts nötige Biodiversität nicht gänzlich zu verlieren, empfehlen Wissenschaftler nun den Schutz so genannter Hotspots - bestimmte Meeresgebiete, in denen sich besonders viele und unterschiedliche Arten tummeln.  
Über die Ergebnisse der entsprechenden Studien berichten der Meeresbiologe Boris Worm von der Dalhouisie Universität in Halifax/Kanada und seine Kollegen in den "Proceedings of the National Academy of Sciences".
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Die Studie ist unter dem Titel "Predator diversity hotspots in the blue ocean" in der aktuellen Ausgabe der PNAS (doi: 10.1073/pnas) erschienen. Nach der Online-Publikation wird der Artikel hier zu finden sein:
->   Die Studie
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Meeresräuber konzentrieren sich auf Hotspots
 
Bild: PNAS

Die Farben stehen für die Räuber-Diversität im Atlantik vor Amerika und dem Pazifik um Australien. Rote Stellen bedeuten Hotspots, Stellen mit maximaler Artenvielfalt. Die gepunkteten Linien stellen die Unterwasser-Topographie dar, die äußeren Grenzen der Kontinentalhänge.

Große Meeresräuber konzentrieren sich laut den Forschern ähnliche den Tieren auf dem Lande in Diversitäts-"Hotspots". Viele dieser Tiere wie Tunfische, Haie, billfish oder Schildkröten sind durch die Fischerei bedroht - sei es als direktes Ziel der Begierde oder als "Kollateralschaden" der Hochseefischerei.

Auf dem Land gebe es bereits starke Bemühungen der Tierschützer, sich auf derartige Brennpunkte gefährdeter Arten zu konzentrieren. Vergleichsweise wenig sei dazu aber bisher über die Verhältnisse in den Ozeanen bekannt gewesen.
Analyse bekannter Fischbestand-Daten
Um zu überprüfen, ob derartige marine Hotspots überhaupt existieren, analysierten Boris Worm und seine Kollegen das Datenmaterial vorangegangener Studien, welche die Fischbestände des Atlantiks und des Pazifiks über einen langen Zeitraum untersucht haben.

Dabei konzentrierten sie sich vor allem auf so genannte Langleinen, wie sie etwa für den Fang von Schwertfischen verwendet werden.
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Fischfang mit Langleinen
Dabei werden an mehrere Kilometer langen Leinen Tausende mit je einem Haken und Köder versehene Seitenschnüre angebracht. An die Köder gehen aber nicht nur Schwertfische. Schätzungen zufolge verenden jedes Jahr an Langleinen bis zu 12 Millionen Haie, 30.000 Schildkröten, Hunderttausende Seevögel, sowie unzählige kleiner Baby-Schwertfische, die als "unerwünschter Beifang" wieder über Bord gehen.
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Hotspots zwischen 20. und 30. Breitengrad
Die Forscher fanden besonders hohen Artenreichtum an bestimmten Orten zwischen dem 20. und 30. Breitengrad sowohl nördlich als auch südlich des Äquators, an denen sich Tiere aus tropischem und gemäßigtem Klima überschneiden.

Individuelle Hotspots wurden in der Nähe geographischer Besonderheiten gefunden, wie Riffe, Sandbänke oder unterseeische Berge in Florida, Hawaii oder Australien. Diese Hotspots zeichnen sich auch durch eine besondere Artenvielfalt von Korallen oder Zooplankton aus.
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Raubfisch-Bestand um 90 Prozent reduziert
Erst im Mai dieses Jahres berichtete Boris Worm in einer "Nature"-Publikation von den dramatischen Auswirkungen, welche der kommerzielle Fischfang seit den 1950er Jahren auf die Fischbestände hat. Die Zahl von Tunfischen, Schwertfischen und anderen großen Raubfischen in den Weltmeeren sei in diesem Zeitraum um bis zu 90 Prozent zurückgegangen.
->   Mehr dazu: Dramatischer Rückgang der Raubfisch-Bestände (15.5.03)
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Schutz der Hotspots wichtiger als alles andere
Die Ergebnisse ihrer Studie wollen die Forscher auch für den Umweltschutz umgesetzt wissen. Unter Anwendung mathematischer Modelle errechneten sie, dass der Schutz dieser Hotspots für den Artenschutz wichtiger wäre als von jedem anderen Platz der Meere.

Lukas Wieselberg, science.ORF.at
->   Boris Worm
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Wissenschaftler: Methoden bedrohen die Fischerei (17.2.03)
->   UN-Weltgipfel: Abkommen zum Schutz der Meere (28.8.02)
->   Moderne Fischerei und ihre Folgen für die Evolution (5.7.02)
 
 
 
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01.01.2010