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Weltweit erstes geklontes Pferd geboren  
  Die mittlerweile recht ansehnliche Riege der Klon-Tiere ist um ein Mitglied erweitert worden: Das weltweit erste geklonte Pferd wurde im Mai in Italien geboren, wie die verantwortlichen Forscher jetzt im britischen Fachmagazin "Nature" berichten. Das Erbmaterial stammt demnach von derselben Stute, die das Fohlen namens Prometea auch ausgetragen hat - Prometea ist somit die genetische Zwillingsschwester ihrer Mutter.  
Das Forscherteam um Cesare Galli aus Cremona stellt das weibliche Klon-Fohlen im aktuellen "Nature" vor. Versuche, ein männliches Tier zu klonen, waren laut Artikel gescheitert. Das Klonen von Pferden galt lange Zeit als schwierig und riskant. Die Forscher erhoffen sich nun Fortschritte bei der Vermehrung von Rennpferden.
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Der Artikel "A cloned horse born to its dam twin" von Cesare Galli und Kollegen wurde als "brief communication" in "Nature", Bd. 424, Seite 635, vom 7. August 2003 veröffentlicht.
->   Der Originalartikel in "Nature" (kostenpflichtig)
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Die Riege der Klontiere
Dolly, geboren im Juli 1996 und der Welt im Februar 1997 präsentiert, war eine wissenschaftliche Sensation: Mit dem Schaf war es Wissenschaftlern das erste Mal gelungen, ein Säugetier aus der Zelle eines erwachsenen Tieres zu klonen.

Mittlerweile ist das Klonschaf zwar verstorben, doch die Riege der Klontiere hat sich dafür um eine beachtliche Reihe an Tierarten erweitert: So wurden bereits auch Mäuse, Rinder, Ziegen, Hasen, Katzen, Schweine und - seit wenigen Monaten - ein Maultier geklont. Und alle entstanden sie durch eine Technik, die sich somatisches Klonen nennt.
Technik der Wahl: Somatisches Klonen
Dafür wird aus einer Eizelle der Zellkern entfernt und durch den Kern und das darin enthaltene Erbgut aus der Zelle eines erwachsenen Tiers ersetzt. Die so entstandene Eizelle wird in die Gebärmutter einer Leihmutter übertragen. Das heranwachsende Tier ist weitgehend genetisch identisch mit dem Tier, von dem die Spenderzelle stammt.
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Grundlagen des Verfahrens von Dollys "Vätern"
Die Grundlagen des Verfahrens haben die "Väter" des Klonschafes Dolly entwickelt: In Dollys Fall stammte die Spenderzelle aus dem Euter eines erwachsenen Schafes. Auch das therapeutische Klonen greift im Übrigen auf diesen methodischen Ansatz zurück, allerdings fungieren die entwickelten Embryonen nur als Zellspender und werden daher nicht großgezogen.
->   Human Genom Project: Cloning Fact Sheet
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Gesundes Fohlen im Mai geboren
Das Forscherteam vom Istituto Sperimentale Italiano "Lazzaro Spallanzani" meldet nun das weltweit erste geklonte Pferd: Die Forscher hatten sich ebenfalls des somatischen Klonens bedient und das Erbmaterial aus der Haut einer Haflinger-Stute entnommen und mit einer entkernten Eizelle verschmolzen.

Den daraufhin entstandenen Embryo setzten die Forscher derselben Stute ein. Am 28. Mai dieses Jahres kam daraufhin ein gesundes Fohlen zur Welt, das 36 Kilogramm wog.

Gen-Tests des Erbguts haben nach Angaben der italienischen Forscher bewiesen, dass das Fohlen genetisch identisch mit der Mutter ist. "Bemerkenswerter Weise wurde das geklonte Fohlen von derselben Mutter geboren, die auch die ursprüngliche Zelllinie lieferte", schreibt das Forscherteam in "Nature".
Einziger erfolgreicher Versuch von 841 Embryonen
 
Bild: Giovanna Lazzari

Das Fohlen Prometea mit seiner Mutter und genetischen Zwillingsschwester.

Prometea sei der einzige erfolgreiche Versuch von 328 künstlich hergestellten Embryonen einer weiblichen Zell-Linie, schreiben die Forscher weiter. Aus 513 hergestellten Embryonen mit dem Erbgut eines Araber-Hengstes habe sich hingegen kein lebendes Tier entwickelt.

Damit unternahmen die Forscher mehr Versuche als beim Klonschaf Dolly. Damals hatte das Team um Ian Wilmut 277 Embryonen hergestellt.
Neue Möglichkeit für die Pferdezucht?
Die italienischen Forscher hoffen nun, dass ihr Durchbruch zu weit reichenden Folgen etwa in der Zucht von Renn- und Sportpferden führt. "Das Klonen könnte es kastrierten Meister-Pferden ermöglichen, ihr Erbgut an künftige Generationen weiter zu geben", so die Forscher in "Nature".

Rennpferde kosten oftmals Hunderttausende Euro. Allerdings gibt es nach früheren Angaben des britischen Magazins "New Scientist" bereits Abmachungen von Rennveranstaltern, dass Klon-Pferde nicht für kommerzielle Rennen registriert werden dürfen.
Erstes Klon-Maultier im Mai präsentiert
Erst im Mai hatten US-Forscher das erfolgreiche Klonen eines Maultieres als erstem Mitglied der Pferdefamilie bekannt gegeben. Maultiere sind unfruchtbare Kreuzungen eines männlichen Esels mit einer Pferdestute.

Was im Übrigen den Namen des Fohlens betrifft: Prometheus hat nach der griechischen Mythologie das Feuer auf die Erde gebracht - zudem soll er laut einer späteren Überlieferung den ersten Menschen aus Lehm erschaffen haben.
Eine Auswahl aus der Riege der Klon-Tiere in science.ORF.at:
->   Forscher melden das erste geklonte Maultier (30.5.03)
->   Geklonte Mini-Gentech-Schweine als "Ersatzteillager" (15.1.03)
->   Geklonte Kälber liefern menschliche Antikörper (12.8.02)
->   Erstes Klon-Kätzchen entwickelt sich normal (15.2.02)
->   Alles zu Dolly, dem weltweit ersten Klon-Schaf
->   Sämtliche Beiträge zum Stichwort Klon
 
 
 
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01.01.2010